Zehn Prozent Inflation: Mit dieser Maßnahme können wir unsere Löhne schützen
Die Inflation steigt weiter in die Höhe, die zehn Prozent-Marke ist überschritten. Produkte wie Lebensmittel oder Energiepreise werden sogar noch teurer. Trotzdem können wir unsere Löhne gegen die Teuerung schützen.
Zwei Tage vor dem Inkrafttreten der Gasumlage, hat die Ampel-Regierung diese wieder verworfen. Mit einem sogenannten Abwehrschirm, der 200 Mrd. Euro umfassen soll, will man nun Unternehmen und Haushalte entlasten. Dafür wird der Wirtschaftsstabilisierungsfonds aus der Coronapandemie reaktiviert, der nicht zum Bundeshaushalt des laufenden Jahres zählt. Die konkrete Ausgestaltung dieses Abwehrschirms soll eine Expert:innenkommission übernehmen. Somit ist noch unklar, wie stark die Entlastungen am Ende ausfallen. Scholz betonte, dass “wenn es wieder ordentlich läuft” alle dazu beitragen müssten, „den Schuldenstand wieder zu verringern”. Neben der Strompreisbremse soll auch eine Gaspreisbremse kommen. Auch hierbei verwies Scholz auf die laufenden Beratungen in der Expert:innenkommission. Wieviel Geld für die Absicherung der Unternehmen gezahlt wird und wieviel bei den Arbeiter:innen ankommt, bleibt abzuwarten. 200 Milliarden Euro würden pro Einwohner:in etwa 2400 Euro bedeuten. Es ist zu erwarten, dass wesentlich weniger bei denen ankommt, die es am meisten brauchen.
Laut neuesten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lag die Inflation im September bei 10,0 Prozent. Das ist ein Anstieg von 2 Prozent im Vergleich zum Vormonat und der höchste Wert seit 1951. Bei Nahrungsmitteln lag sie sogar bei über 16 Prozent. Die Inflation berechnet sich über den sogenannten Warenkorb, in dem die Entwicklung der Preise von über 650 Gütern berechnet wird. Diese 650 Güter spiegeln den Konsum aller Haushalte wider. Die Gewichtung in diesem Warenkorb ist jedoch teils fragwürdig. So werden beispielsweise Speisefette und Speiseöle geringer gewichtet als Schmuck und Uhren. Außerdem sind die Unterschiede zwischen den Haushalten teils so groß, dass es das Bild stark verzerrt. Also trifft die Inflation geringe und mittlere Einkommen stärker, da die Produkte des alltäglichen Bedarfs stärker betroffen sind als beispielsweise Uhren und Schmuck. Deshalb muss auch gegen die steigenden Lebensmittelpreise vorgegangen werden. Das überlässt die Regierung jedoch lieber den Tafeln, die seit ihrer Gründung immer mehr von der Politik als Teil des sozialen Sicherungssystems gesehen werden, obwohl diese von Ehrenamtler:innen getragen werden. Der Staat entzieht sich hier seiner Verantwortung.
Für einige Tarifabschlüsse der letzten Monate bedeutet dieser Anstieg der Inflation ein Reallohnverlust. Selbst die aktuelle 19 Prozent-Forderung der Berliner Krankenhausbewegung könnte bei einer Wirtschaftskrise einen Reallohnverlust darstellen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass in allen Tarifkämpfen die Forderung aufgestellt wird, dass die Löhne automatisch an die Inflation angepasst werden. Ohne eine automatische Angleichung der Löhne an die Inflation über die Tarifverträge droht ein weiterer Reallohnverlust. Darüber hinaus sollten die Lohnforderungen grundsätzlich immer über der Inflation liegen und jeder Abschluss darunter muss abgelehnt werden.