Wirtschaftsplanung in Zeiten des Klimawandels

08.09.2024, Lesezeit 20 Min.
Übersetzung: ,
1
Foto: Facebook data center, Prineville.

Sozialistische Planung ist die einzige Möglichkeit, die Klimakatastrophe zu bewältigen. Wie sie aussehen könnte, diskutiert das Buch „Economic Planning in an Age of Climate Crisis“.

Im ersten Teil des Buches erläutern die Autoren Paul Cockshott, Allin Cottrell und Jan Philipp Dapprich die sich beschleunigenden Umweltauswirkungen des Kapitalismus. Sie geben einen wissenschaftlichen Rahmen für die Ursachen der globalen Erwärmung vor, indem sie erklären, wie der Treibhauseffekt und die Albedo [Rückstrahlung von Licht, A.d.Ü.] auf dem Land einen Temperaturanstieg bewirken. Sie zitieren eine Arbeit, die zeigt, dass „die Biosphäre voraussichtlich bis etwa 2050 als Kohlenstoffsenke dienen wird. […] Sofern keine bedeutenden Schritte zur Verringerung der Treibhausgasemissionen unternommen werden, wird es die zusätzliche Wärme ab 2050 schwieriger machen, Kohlenstoff zu absorbieren.“ [Eigene Übersetzung]

Die Autoren zeichnen den Klimawandel historisch nach und betonen, dass es trotz der wärmeren Perioden wichtig ist, seine Auswirkungen auf die Menschheit zu berücksichtigen. Sie argumentieren, dass unsere Vorfahren zwar unter drei bis vier Grad wärmeren Bedingungen überlebt haben, eine ähnliche Veränderung heute aber die Nahrungsmittelproduktion destabilisieren und zu weltweitem Hunger führen könnte. Daher betonen sie die Dringlichkeit, das Produktionssystem zu ändern und die Kohlendioxidemissionen zu reduzieren. Sie zeigen, dass es eine Alternative zum Nichtstun gibt, die aber im Rahmen des Kapitalismus nicht umsetzbar ist.

Die globale Erwärmung wird zu Überschwemmungen durch schmelzendes Eis, zum Anstieg des Meeresspiegels und zum Verlust von bewohnbarem Land und Landwirtschaft führen. Mit reduzierten CO2-Emissionen könnten sich diese Auswirkungen verlangsamen.

Die Klimakrise wird auch zu mehr Hungersnöten führen, mal durch Überschwemmungen, mal durch Dürren. Die konkreten Auswirkungen sind aufgrund der wechselseitigen Abhängigkeiten des globalen Systems ungewiss, aber es besteht Einigkeit darüber, dass die Maisproduktion in Afrika, Südamerika und Südostasien zurückgehen und im Globalen Norden zunehmen wird. Ein ähnliches Muster wird für Weizen und Sojabohnen erwartet.

Die Studien sind sich nicht einig, ob die Gesamtmenge an Nahrungsmitteln bis 2060 ab- oder zunehmen wird; sie sind sich aber einig, dass sich die Verteilung zwischen den Ländern ändern wird. Afrika, Brasilien und asiatische Länder, die Lebensmittel exportieren und Industrieprodukte importieren, werden am stärksten betroffen sein. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnten diese Länder gezwungen sein, Lebensmittel zu importieren, ohne über Produkte zu verfügen, die sie exportieren können. Mit anderen Worten: Die ärmsten Länder werden am stärksten betroffen sein, wenn sich diese Situation nicht ändert.

Der Ansatz der Autoren ist dadurch eingeschränkt, dass sie das ökologische Problem auf den Klimawandel reduzieren. Mit anderen Worten: Die mehrdimensionalen Auswirkungen der vom Kapitalismus verursachten Störungen des sozio-ökologischen Stoffwechsels, die nicht nur mit dem Ausstoß von Kohlendioxid verbunden sind, sondern auch die biologische Vielfalt beeinträchtigen, die Meere verschmutzen und viele andere Katastrophen verursachen, werden nicht berücksichtigt. Ihr Ziel ist es, einen Beitrag zu erarbeiten, der aufzeigt, welche Rolle die Planung bei der Bewältigung der notwendigen Energiewende spielt, ohne auf all die übrigen Aspekte einzugehen.

Über die Unmöglichkeit, den Klimawandel im Kapitalismus aufzuhalten

Im dritten Abschnitt des Buches erklären die Autoren, warum der Markt nicht in der Lage sein wird, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen.

Sie berechnen, wie viel Energie das Vereinigte Königreich benötigt. Um das Ziel zu erreichen, bis 2037 kein Kohlendioxid mehr auszustoßen, wären laut ihnen Investitionen in Höhe von rund einer Billion Pfund in Atom- und Windenergie erforderlich, also rund 60 Milliarden Pfund (70 Milliarden Euro) pro Jahr über einen Zeitraum von 16 Jahren. Vergleicht man diesen Bedarf mit dem niedrigen Investitionsniveau, so stellen die Autoren fest, dass „[…] dies mehr ist als die gesamte Nettokapitalbildung des Jahres 2018 und das Sechsfache der derzeitigen Bruttoinvestitionsquote in Stromkapazitäten“. Sie zeigen damit deutlich, dass es nicht möglich ist, diesen Wandel über den Markt durchzuführen. Nimmt man noch das niedrige Investitionsniveau und die Dringlichkeit des Wandels hinzu, könnte dies nur im Rahmen einer vollständigen Verstaatlichung des Energiesektors möglich sein.

In diesem Sinne verweisen die Autoren auch auf die Unmöglichkeit des Marktes, eine  Energiewende im Verkehr zu vollziehen: Mehr Elektroautos, ein verbesserter öffentlicher Nahverkehr, um den Individualverkehr zu reduzieren, ein nationaler Straßenplan und Ladestationen sind nur mit einem nationalen Verkehrsplan möglich, um unnötigen Energieverbrauch zu vermeiden. Ein weiteres Beispiel, das von den Autoren hervorgehoben wird, ist die industrielle Produktion. Ein Wandel in diesem Bereich ist notwendig, da hier mit am meisten fossile Brennstoffe verbraucht werden. Sie durch Wind- oder Kernenergie zu ersetzen, erfordert umfangreiche Anpassungen bei Fabriken und dem Energieverbrauch. Solche Veränderungen erfordern auch eine Koordinierung und Gesamtplanung, die kein Unternehmen des Privatsektors übernehmen könnte.

Kriegs- und Nachkriegsplanung

Die Autoren zeigen, dass Planung nicht nur möglich ist, sondern auch, dass die kapitalistischen Regierungen sie selbst durchführten, wenn sie notwendig war. Sie zeigen, wie der Kampf gegen Nazi-Deutschland es dem britischen Staat ermöglichte, durch öffentliche Ausgaben Technologie zu entwickeln, wie die Investitionen in die militärische Produktion stiegen und 1940 sogar diejenige Deutschlands übertrafen. Darüber hinaus erwähnen sie, wie die öffentliche Planung während des Krieges Dinge ermöglichte, die der Kapitalismus unter normalen Umständen nicht zulässt. Es gab nahezu Vollbeschäftigung mit einer Arbeitslosenquote, die von neun Prozent im Jahr 1938 auf 0,5 Prozent 1942 sank.

Zunächst war offensichtlich, dass die Arbeitslosigkeit angesichts der dringenden nationalen Bedürfnisse nicht hingenommen werden konnte. Keine Ressource, die direkt oder indirekt zu den Kriegsanstrengungen beitragen konnte, durfte ungenutzt bleiben. Da es 1938 im Vereinigten Königreich über 1,7 Millionen Arbeitslose gab (etwa neun Prozent der Erwerbsbevölkerung), gab es viel Spielraum. Er wurde schnell genutzt: 1940 lag die Arbeitslosenquote unter drei Prozent und 1942 bei weniger als 0,5 Prozent.

Die Notwendigkeit, alle Kräfte für ein größeres Ziel (den Krieg gegen Deutschland) einzusetzen, und die gezielte staatliche Planung ermöglichten es, die Arbeitslosenquote auf einen historischen Tiefstand zu senken. Die Vollbeschäftigung war unerlässlich, um ein möglichst großes Angebot an Arbeitskräften zu gewährleisten, da viele für den Krieg eingezogen werden mussten. Das schloss im Wesentlichen die Frauen ein.

Die Autoren ziehen dann einige ähnliche Vergleiche: Sie betrachten die Energieplanung der 1950er und 1960er Jahre, als die Kernenergie zentral vom Staat geplant und durch einen politischen Konsens getragen wurde. Sie vergleichen diese Zeit mit der Periode seit der Thatcher-Regierung, in der der Staat durch ein umfassendes Privatisierungsprogramm geschrumpft ist.

In einer Synthese schlagen die Autoren drei Perioden zur Analyse vor: eine erste Phase von 1920 bis 1938, die Ära des klassischen Liberalismus, eine zweite Phase von 1939 bis 1975 mit einer gemischten Wirtschaft und industrieller Planung, die aus den Erfordernissen des Krieges entstanden ist, und eine dritte Phase nach 1976 mit dem Neoliberalismus, in der der Markt der wichtigste Regulator der Wirtschaft wurde. Dies ist die Periode des langsamsten Wachstums seit dem Zweiten Weltkrieg, in der die Produktion von Gütern zurückgeht, während der Finanzsektor zu wachsen beginnt. Damit zeigen sie, dass die wirklich utopische Vorstellung darin besteht, dass die radikale Veränderung durch Investitionen im Rahmen des Kapitalismus herbeigeführt werden könnte; die Losung, dass ein anderer Kapitalismus möglich sei.

Planung ist möglich

Davon ausgehend wenden sich die Autoren den technischen Möglichkeiten der sozialistischen Planung zu.

Die von Cockshott vorgestellte Input-Output-Matrix ist eine mathematische Darstellung, die die Beziehungen zwischen den Sektoren einer Volkswirtschaft in Bezug auf die für die Produktion erforderlichen Inputs und die daraus resultierenden Outputs aufzeigt. Bei diesem Modell wird der Bedarf an der Produktion von Waren und Dienstleistungen berücksichtigt, wobei die Endproduktion von der Arbeitszeit und den Inputs abhängt und diese Inputs auch durch menschliche Arbeit erzeugt werden. Um den Bedarf an Gütern und Dienstleistungen zu ermitteln, werden die menschliche Arbeitszeit (entweder für die Endproduktion oder für die Vorleistungen) und der Verbrauch von natürlichen Gemeinschaftsgütern herangezogen.

In dieser Matrix steht jede Zeile für einen Wirtschaftssektor und jede Spalte für einen anderen Wirtschaftssektor. Die Werte in der Matrix geben die Menge an Inputs an, die ein Sektor von anderen Sektoren für seine Produktion benötigt, sowie die Menge an Outputs, die jeder Sektor an andere Sektoren liefert. Hierdurch werden die Interdependenzen zwischen den Sektoren erfasst und es wird sichtbar, wie Inputs und Outputs durch die Wirtschaft fließen. Durch die Berücksichtigung von Arbeitsstunden und Umweltkosten in dieser Matrix ist es möglich, zu beurteilen, wie diese Faktoren mit der Wirtschaftsleistung zusammenhängen und wie sie sich auf die Verteilung von Ressourcen und die Umwelt auswirken. Dieses Instrument bietet eine klare und quantitative Sicht auf die Wirtschaftsstruktur und kann bei der Planung und Entscheidungsfindung für eine nachhaltigere und gerechtere Wirtschaft helfen.

Mit Hilfe mathematischer Verfahren werden anhand der Daten der Input-Output-Matrix die Mengen an Inputs und Outputs berechnet, die zur Erreichung der festgelegten Ziele erforderlich sind. Auf diese Weise wird ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage in jedem Sektor hergestellt und eine effiziente Verteilung der Inputs und Outputs gewährleistet.

Der Planungsprozess mit der Input-Output-Matrix ist iterativ, was bedeutet, dass die Werte der Inputs und Outputs angepasst werden können, um die gewünschten Ziele zu erreichen. Verschiedene Szenarien und wirtschaftspolitische Maßnahmen können untersucht werden, um ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft als Ganzes zu bewerten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der mathematische Prozess der Planung mit der Input-Output-Matrix darin besteht, die Daten in der Matrix zu verwenden, um ein Gleichungssystem zu lösen und die optimalen Mengen an Inputs und Outputs zu berechnen, um die angegebenen Ziele zu erreichen.

Anhand des Input-Output-Modells und auf der Grundlage der von Leonid Kantarovich entwickelten linearen Programmierung zeigen die Autoren, dass die heutigen technologischen Fortschritte – anders als in der Sowjetunion – eine viel dynamischere Berechnung des Plans in Echtzeit ermöglichen. Das Hauptanliegen des Vorschlags besteht darin, zu zeigen, dass Planung möglich ist. Sie sollte im Rahmen einer demokratischen Debatte erfolgen, in der festgelegt wird, welche Endprodukte und Dienstleistungen gewünscht werden. So zeigen die Autoren theoretisch und mit einigen Beispielen, wie man eine ökonomische Berechnung durchführen kann.

Wenn wir also wissen, wie viel Gesamtproduktion wir haben wollen, müssen wir nur eine Matrix verwenden, die den Bedarf für jedes Produkt kennt. Dies ist rechnerisch machbar, und die Informationen sind relativ leicht zu beschaffen, da sie zu den heute verwendeten Daten zählen. Für die Herstellung eines T-Shirts beispielsweise werden bestimmte Arten von Vorleistungen benötigt: eine bestimmte Menge an Metern Stoff und Garn, Arbeitsstunden für Entwurf, Zuschnitt und Nähen, die Maschinen, mit denen die verschiedenen Zuschnitte und Näharbeiten durchgeführt werden können, sowie die Logistik. Gleichzeitig handelt es sich bei den erforderlichen Vorleistungen um frühere Endprodukte, die andere Vorleistungen, Arbeitsstunden und in einigen Fällen auch Naturprodukte erfordern. Auf diese Weise und durch die Aufschlüsselung von Endprodukten, Vorleistungen und Maschinen kommen wir zu dem Schluss, dass die gesamte Produktion aus nichts anderem als Arbeitsstunden in verschiedenen Stadien und natürlichen Gütern besteht. Bei der Planung müssen wir feststellen, wie viele T-Shirts wir herstellen müssen, und diese Zahl zu allen anderen Gütern und Dienstleistungen addieren, um zu einem detaillierten Plan zu gelangen, der die Berechnung der Gesamtzahl der Arbeitsstunden, ihre Verteilung auf die verschiedenen Posten und die zur Erreichung des Ziels erforderlichen Umweltauswirkungen festlegt.

Es liegt auf der Hand, dass diese Pläne dynamisch sein müssen, da sie sich an konkrete Umstände anpassen müssen, wie zum Beispiel eine Dürre oder ein Problem bei der Energieerzeugung. Eingeplant werden muss auch die Entwicklung einer neuen Technologie, die eine bestimmte Produktion effizienter macht und somit weniger Arbeitsstunden für die Herstellung des gleichen Produkts erforderlich macht. Auch wenn es in diesem Buch nicht deutlich zum Ausdruck kommt, geht die Planung von einer ersten allgemeinen makroökonomischen Phase zu einer detaillierten Planung über, die auf Regionen und sogar auf Arbeitsplätze spezialisiert ist, um die Abwägung jedes konkreten Aspekts des zu erreichenden Ziels zu ermöglichen.

Um dies empirisch zu untermauern, haben die Autoren anhand von Daten zum Bruttoinlandsprodukt des Vereinigten Königreichs gezeigt, wie die Produktion von Gütern und Dienstleistungen in diese kleineren zu entwickelnden Komponenten zerlegt werden kann, die im Mittelpunkt eines jeden zentralen Plans stehen könnten. Es ist zwar für jede:n Forscher:in kompliziert, auf die offene Datenbank mit den Produktionsdaten auf nationaler Ebene zuzugreifen, aber bei einer zentralen Planung wäre dies mit einem gewissen Maß an Vertrauen recht einfach zu bewerkstelligen. Anhand der verfügbaren Daten wird ein Beispiel dafür gegeben, wie eine solche Matrix aussehen könnte, und es wird gezeigt, wie einfach es ist, diese Informationen dank der Fortschritte in der Technologie zu verarbeiten.

Sozialistische Planung im Zeitalter des Klimawandels

In ihrem Vorschlag für eine sozialistische Planung als erste Etappe auf dem Weg zum Kommunismus kombinieren die Autoren die zentralisierte Planung im Wesentlichen mit der Betrachtung der Arbeitsstunden als einziger Wertquelle, sodass jede gewünschte Produktion von Gütern und Dienstleistungen eine bestimmte Anzahl von Arbeitsstunden erfordern wird, um sie zu erreichen. Bestimmte Gemeingüter werden in öffentlichem Besitz sein, während andere mit Arbeitsgutscheinen zugänglich sein werden, die eine Vergütung für die eigene Arbeit darstellen würden. In ihrem neuen Buch beziehen die Autoren die so genannten „Opportunitätskosten“ mit ein. Auf diese Weise fügen sie Kohlendioxidemissionen als Kosten für die Produktion eines Gutes hinzu. Sie schlagen als Beispiel vor, ein Produkt, das drei Stunden Arbeit und eine „Einheit“ Kohlenstoffemissionen erfordert, mit einer umweltfreundlichen Form zu vergleichen, die vier Stunden Arbeit erfordert und keine Emissionen verursacht.

Anders als im Kapitalismus, wo internationale Verträge oft nicht eingehalten werden und die Produktion meist unreguliert bleibt, was zu erheblicher Umweltverschmutzung führt, könnte ein alternatives System die Umweltauswirkungen der Produktion berechnen und konkrete Pläne zur Verringerung der Emissionen aufstellen. Solche Überlegungen sind auch interessant, um die Beziehung zwischen mehr Freizeit und einer umweltfreundlicheren Lebensweise zu verstehen, wenn man sie richtig kombiniert. Wenn man Emissionen als Kosten betrachtet, könnte sich das Gleichgewicht in Richtung eines Produktionssystems mit geringeren Emissionen und Umweltauswirkungen bewegen.

Auch wenn es verschiedene Wege gibt, um dies zu erreichen – wie zum Beispiel eine feste Emissionsbeschränkung, die nicht überschritten werden kann, oder eine Preisgestaltung, bei der Produkte mit höheren Emissionen teurer sind (in Form von Arbeitsprämien) –, benötigt die Einführung solcher Konzepte noch viel Raum zum Nachdenken. Es wäre auch interessant, Aspekte wie die Langlebigkeit von Produkten einzubeziehen, denn im Kapitalismus ist die geplante Obsoleszenz üblich: Die heutige Produktion, bei der alles schnell weggeworfen wird, ist nicht dasselbe wie die Herstellung von wiederverwendbaren Gütern für einen längeren Zeitraum. Natürliche Gemeingüter werden in diesem Kontext als eine zu berücksichtigende Einschränkung betrachtet.

So schlagen die Autoren vor, dass die Planung etwa die Höhe der Kohlenstoffemissionen im Voraus festlegen könnte, um die notwendigen Reduktionsziele zu erreichen. Etwas, das im Kapitalismus nicht möglich ist, wie wir auf verschiedenen Ebenen sehen: Länder, die ständig Klimaverträge brechen, Unternehmen, die Daten manipulieren, um mehr Profit zu machen, und eine unkoordinierte Produktion, die enormen Abfall erzeugt.

Eine sozialistische Planung könnte theoretisch diese Ziele erfüllen, doch die Autoren gehen nicht umfassend auf die praktischen Auswirkungen ein: Wie könnte eine Umstrukturierung der Wirtschaft realisiert werden, um die dringend erforderlichen Investitionen für die Energiewende zu ermöglichen? Sie erwähnen Aspekte wie die Eingliederung von Arbeitslosen und die Abschaffung von überflüssigem Konsum, einschließlich Luxusgütern, aber ist dies ausreichend? Wie ließe sich ein solcher Ansatz mit anderen dringenden Bedürfnissen wie der Beseitigung von Hunger, dem Bau von Wohnungen und ähnlichen Erfordernissen vereinbaren?

Es liegt auf der Hand, dass eine grundlegende Veränderung der Ausrichtung der Produktivkräfte zu einer besseren Gesellschaft führen könnte. Dennoch stellt sich die Frage, welche weiteren Maßnahmen notwendig wären, um dies zu erreichen, und welche kurzfristigen Folgen diese Umstellung mit sich bringen könnte. Die Konzentration der Gewinne in den Unternehmen im kapitalistischen System lässt vermuten, dass dieser Prozess möglicherweise ohne größere Opfer durchgeführt werden könnte. Zwar ist es äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich, realistische Informationen für solche Simulationen zu erhalten, doch es ist wichtig zu betonen, dass dies weiterhin offene Fragen sind, die beantwortet werden müssen.

Ungelöste Fragen

Cockshott, Cottrell und Dapprich zeigen überzeugend, dass der Kapitalismus nicht in der Lage ist, den Klimawandel angemessen zu bewältigen. Dies liegt zum einen an der enormen Größe der heutigen Wirtschaft und zum anderen an der Notwendigkeit einer zentralen staatlichen Planung. Eine solche Planung kann nicht auf der Grundlage von Unternehmensgewinnen erfolgen, da der erforderliche Wandel so tiefgreifend ist, dass er nicht der unmittelbaren Rentabilitätsgarantie unterworfen werden kann. Dies wird durch die Gegenüberstellung von laufenden und notwendigen Investitionen belegt, die die Notwendigkeit einer umfassenden staatlichen Steuerung unterstreicht.

Aber weit entfernt von einer katastrophalen Zukunftsvision zeigen sie, dass noch Zeit bleibt, und dass dafür eine Planung der Wirtschaft durch die Arbeiter:innen notwendig ist. Angesichts der Kritik der Strömungen, die sich auf die Unmöglichkeit wirtschaftlicher Kalkulation und Planung berufen, zeigen sie in ihrem vor 30 Jahren geschriebenen Buch Towards a New Socialism Alternativen auf, die sich auf frühere Erfahrungen wie die der Sowjetunion stützen. Ausgehend von der Notwendigkeit, die Produktion nicht ohne Rücksicht auf die Auswirkungen auf die Natur fortzusetzen, schlagen sie vor allem die Berücksichtigung der Arbeitszeit anstelle des Profits vor. Auf diese Weise gäbe es im Sozialismus keinen Platz für irrationale Probleme wie Menschen ohne Arbeit und zugleich andere mit langen Arbeitszeiten. Eine Reservearmee von Arbeitslosen, die die Löhne drückt, ist nicht notwendig, da das Ziel darin besteht, die Produktion mit der geringsten Anzahl von Arbeitsstunden zu maximieren. Andererseits ist eine Reorganisation der gesamten Produktion unter Berücksichtigung der sozialen Bedürfnisse machbar und notwendig.

Ihre gesamte theoretische Ausarbeitung konzentriert sich darauf, zu zeigen, dass eine sozialistische Planung technisch möglich ist, und bietet eine Erklärung dafür, wie sie funktionieren könnte. Das Problem liegt jedoch darin, wie die sozialen Veränderungen herbeigeführt werden können, die notwendig sind, um diese theoretische Übung in die Praxis umzusetzen. Hier zeigt sich eine gewisse Ungenauigkeit, die neu ist in der Vorgehensweise von Cockshott und Cottrell. Diese sind seit der Veröffentlichung von Towards a New Socialism immer für die Planung unter sozialistischen Bedingungen eingetreten, haben jedoch nie aufgehört, über die Strategie oder die soziale Artikulation zu diskutieren, die die Voraussetzungen für diese sozialistische Planung schaffen könnten. Das bedeutet, dass ihr Ansatz oft auf einer Ebene der übermäßigen Allgemeinheit oder Abstraktion bleibt.

Im Buch wird ein möglicher Weg aufgezeigt, um die Bedingungen zu schaffen, die eine sozialistische Planung zur Bewältigung des Klimanotstands ermöglichen könnten.

Allerdings in der vorsichtigen Erwartung, dass eine wirksame „gemischte Planung“ zur Bewältigung der Klimakrise als Rammbock für ein „Umdenken“ dienen werde. Diese nennen die Autoren immer nur die „zweitbeste“ Lösung – ein unglücklicher Ausdruck dafür, dass sie die Überlegenheit der sozialistischen Planung annehmen:

Wir haben angedeutet, dass eine Art der Planung, wie sie im Zweiten Weltkrieg umgesetzt wurde – effektiv darin ein sehr bestimmtes Ziel zu erreichen –, ein „zweitbestes“ System ist, im Vergleich dem in Kapitel 6 beschriebenen System, bei dem die Wirtschaft vollständig in öffentlicher Hand ist und reguliert wird, um den Interessen und Bedürfnissen der Bevölkerung zu dienen. Es stellt sich die Frage: Wenn eine Art von Planung zum Erfolg einer kohlenstoffneutralen Wirtschaft führt, kann dies ein Umdenken in den Köpfen der Menschen bewirken? Wäre es dann weniger abwegig zu behaupten, dass das Gewinnstreben durch die bewusste Verfolgung sozialer Ziele ersetzt werden könnte? Im Moment können wir nur sagen: Wir werden sehen.

Wo es vorher keine revolutionäre Strategie und keine sozialen Akteur:innen gab, die sie unterstützten, bleibt bei den Autoren auch weiterhin diese Leerstelle bestehen. Sie „kompensieren“ sie durch die Idee, dass vielleicht die beispielhafte Rolle der kapitalistischen staatlichen Planung dazu beitragen könnte, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass eine solche Vision entsteht (was aber immer noch nicht die Probleme der Strategie löst). Jenseits des Hypothesenspiels der Autoren scheint es jedenfalls noch nicht so zu sein, dass die Klimakrise oder andere Umwälzungen die Großmächte zu einer „gemischten“ Planung der von den Autoren analysierten Art drängen. Auch dann nicht, wenn man die Tendenzen zu den Krisen, Kriegen und Revolutionen beobachtet, aus denen die von den Autoren genannten Interventions- und Planungsinitiativen hervorgegangen sind. Die Bekämpfung des Klimawandels durch eine Umgestaltung der Wirtschaft auf einer anderen Grundlage kann nur von der Arbeiter:innenklasse durchgesetzt werden, die im Bündnis mit den Armen die Macht in die eigenen Hände nimmt.

Ungeachtet dieser ungelösten Fragen sind ihre kontinuierlichen Beiträge zur Theorie der sozialistischen Planung und die Vision, wie wir uns die Fortschritte der Technologie aneignen und zunutze machen können, sehr nützlich und anregend. Sie können helfen, über das Kommende nachzudenken und die Skepsis gegenüber einer sozialistischen Gesellschaft zu bekämpfen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Spanisch am 2. Juli 2023 auf La Izquierda Diario.

Mehr zum Thema