Wir lassen uns nicht aussperren! – Studierenden-Versammlung an der LMU

23.01.2020, Lesezeit 5 Min.
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Am Mittwoch trafen sich etwa 110 Personen in der Münchner Ludwig-Maximilians Universität (LMU), um bei einer Vollversammlung über Klimagerechtigkeit zu diskutieren. Die Uni-Leitung versuchte, das Treffen zu verhindern, drohte mit der Polizei und verweigerte sogar der Presse den Zutritt.

Siemens-Chef Joe Kaeser treibt den Bau einer der größten Kohleminen der Welt in Australien mit voran, während gleichzeitig dort verheerende Waldbrände das Land verwüsten. Dafür wird Siemens seit Wochen von der Klimabewegung „Fridays For Future“ kritisiert. Ein Grund für die Münchner Studierenden auf den Zusammenhang von Konzerninteressen, Klimakrise und die Verantwortung der Universitäten hinzuweisen, die von den Unternehmen gesponsert werden.

Um unter anderem dieses Thema zu diskutieren, trafen sie sich am Abend des 22. Januar im Lichthof der LMU, um von dort gemeinsam in einen der Hörsäle zu gehen. Ein Problem, wie sich herausstellte, denn die Uni-Verwaltung versuchte, die Veranstaltung zu verhindern. Die Security rief schon eine halbe Stunde vor Versammlungsbeginn die Polizei, verzichtete dann aber auf deren Einsatz, als sich etwa 80 Personen in der Großen Aula eingefunden hatten. Zurück ziehen wollten sie sich allerdings nicht, und blockierten die Türen, um weitere circa 30 Personen von der Versammlung abzuhalten. Die Uni-Verwaltung schränkte auch die Pressefreiheit ein, indem sie einem Journalisten der Sueddeutschen Zeitung den Zutritt verweigerte.

Statt dem Entwickeln nützlicher Technologien für die Menschheit, betreiben die Münchner Universitäten damit klimaschädliche Forschung. So auch die Waffenforschung an der LMU: Am Institut für Chemie und Pharmazie in Großhadern forscht Professor Harald Klapötke an einer „Grünen Bombe“, die zynischerweise zwar umweltfreundlicher sein soll, aber dennoch für Kriege verwendet wird. In der Diskussion wiesen die Studierenden darauf hin, dass das Ziel der Klimabewegung vor allem „Klimagerechtigkeit“ sei. Es habe nichts mit Gerechtigkeit zu tun, wenn NATO-Armeen mit Waffentechnologie der LMU die Konzerninteressen in anderen Ländern militärisch durchsetzen.

Eine Studentin sagte: „Hätte die Uni Interesse daran, Klimaschutz umzusetzen, hätte sie dies längst machen können.“ Die Konzern- und Armeeinteressen sprächen jedoch dagegen. In vielen Redebeiträgen wurde betont, dass sich die Studierenden selbst organisieren müssten, da es nicht die geringsten demokratischen Mitbestimmungsrechte wie eine Verfasste Studierendenschaft, eine beschlussfähige Vollversammlung oder überhaupt das Recht auf freie Versammlungen in Universitätsräumen gäbe. Die Antwort der Verwaltung, dass Versammlungen in Universitätsräumen nach Anmeldung durchaus möglich seien, erntete Gelächter, denn nur Veranstaltungen unter dem Aspekt der Wissenschaft ohne politische Wertung werden genehmigt, und auch dann nur mit der Unterstützung einer Fakultät.

Studierende suchen die Verbindung zu Beschäftigten

Der Wunsch nach Möglichkeiten zu demokratischer Entscheidung und der Mitgestaltung der Universität band hierbei auch  die Beschäftigten der Universitäten mit ein. Ein Dozent der LMU betonte, dass es wichtig sei, auch die Reinigungskräfte, das technische Personal und die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen einzubeziehen, die von niedrigen Löhnen, befristeten Verträgen und im Falle der Securitys von Outsourcing betroffen sind.

Auch in weiteren Redebeiträgen wurde die Verbindung zur Arbeiter*innenbewegung hergestellt. So müssten zum Beispiel bei den Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst im Juli gemeinsame Streiks, Aktionen und Versammlungen von Studierenden und Beschäftigten des Nahverkehrs ermöglicht werden. Damit könne man für bessere Arbeitsbedingungen und einen kostenlosen Öffentlichen Nahverkehr eintreten, mit dem wiederum ein wichtiger Beitrag für das Klima geleistet werde.

Darüber hinaus gab es zahlreiche Vorschläge für kreative Aktionen wie Bannerdrops, einen Eltern-Kind-Tag oder „Die-Ins“, bei dem sich eine Personengruppe plötzlich totstellt, um auf die Klimakatastrophe hinzuweisen. Zudem wurde für eine Aktion bei der Aktionärsversammlung von Siemens in der Münchner Olympiahalle am 5. Februar geworben, um daraus eine allgemein zugängliche Bürgerversammlung zu machen.

Die Studierenden betonten auch, wie wichtig es ist, die Zusammenarbeit mit den Fachschaften zu suchen, um für die Zukunft deutlich mehr Interessierte zu erreichen. Es ist damit zu rechnen, dass die Studierenden in den nächsten Monaten mit dem Thema der Klimagerechtigkeit weiter in die Öffentlichkeit gehen.

Die Vollversammlung wurde von „Klima brennt, Uni brennt“ organisiert und von Students For Future beworben. Ihre Treffen finden jeweils freitags statt, das nächste Mal am 24. Januar um 15 Uhr im Münchner Universitätsgebäude Schellingstraße 3. Neben unabhängigen Studierenden beteiligten sich an der Vollversammlung auch Mitglieder des Antikapitalistischen Klimatreffs, der Linksjugend Solid und der Marxistischen Jugend sowie ein Vertreter der neugegründeten migrantischen Wählervereinigung Zusammen Bayern (ZuBa), die zu den Münchner Stadtratswahlen am 15. März antreten wird.

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