„Wir Kommunisten sind alle Tote auf Urlaub!“

10.05.2023, Lesezeit 3 Min.
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Foto einer Demonstration der Münchener Räterepublik. Quelle: Wikimedia Commons

Eugen Leviné wurde heute vor 140 Jahren in Sankt Petersburg geboren. In diesem Artikel wollen wir einen kurzen Rückblick auf sein Leben und Wirken geben.

Am 10. Mai 1883 wurde Leviné als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog seine Familie ins damalige deutsche Reich. Während seines Jurastudiums in Berlin pflegte er Kontakte zu russischen linken Emigrant:innen. 1905 war er an der russischen Revolution beteiligt und musste daraufhin 1906 sowie 1908 Verhaftung und Misshandlung durch die Zarist:innen erdulden. 1909 kehrte er dann, nachdem seine Mutter ihn aus dem Gefängnis freikaufen konnte, nach Deutschland zurück und wurde Mitglied der SPD. 1915 heiratete er Rosa Broido, mit welcher er im Jahr darauf einen gemeinsamen Sohn bekam. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Leviné als Dolmetscher in einem Kriegsgefangenenlager tätig und wurde kurzzeitig zur Front eingezogen. Dem konnte er jedoch 1916 durch seinen medizinischen Zustand wieder entgehen. Leviné wurde Teil der USPD sowie des Spartakusbundes und war einer der führenden Köpfe hinter der Gründung der KPD.

Mitte März 1919 wurde Leviné nach München geschickt. Nachdem Kurt Eisner als Ministerpräsident ermordet wurde und die erste Münchner Räterepublik damit gescheitert war, war die Stimmung innerhalb der Arbeiter:innenklasse sehr aufgeheizt. Leviné sollte die Führung der lokalen KPD sowie der Zeitung „Die rote Fahne“ übernehmen, um die geladene Stimmung sowie die Ideen einer kommunistischen Räterepublik in richtige Bahnen zu lenken. Am 13. April scheiterte ein Putschversuch gegen die Räterepublik, was unmittelbar zum Aufstieg Levinés zum Anführer der zweiten Räterepublik führte.

Am 2. Mai 1919 kam es zum bewaffneten Sturz der Republik, weshalb Leviné untertauchte. Elf Tage später wurde er jedoch verhaftet und Anfang Juni wegen Hochverrats vor Gericht gestellt. Nach einem kurzen Prozess wurde er am 3. Juni zu Tode verurteilt und zwei Tage später im Gefängnis Stadelheim erschossen.

In seiner bekannten Verteidigungsrede prägte er den Satz: „Wir Kommunisten sind alle Tote auf Urlaub.“ Dieser Satz spiegelt die Situation der Kommunist:innen in der Weimar Republik wider. Durch staatliche Repression, protofaschistische Mörderbanden, Monarchist:innen und Sozialdemokrat:innen überall verfolgt und unter Druck gesetzt, war es für viele Kommunist:innen nur eine Frage der Zeit, wann sie selbst Opfer dessen werden. Leviné musste sterben, weil er für eine Gesellschaft fernab des Kapitalismus und des bürgerlichen Staates einstand. Wir sollten uns ein Vorbild an seinem Kampf nehmen und seiner feigen Ermordung, aber auch sein Leben im Kampf für eine klassenlose Gesellschaft gedenken.

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