„Wir für euch, ihr für uns!“ – Studentische Solidarität mit der Krankenhaus­bewegung!

06.10.2021, Lesezeit 3 Min.
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Berliner Krankenhausbeschäftigte im Streik. Bild: Klasse Gegen Klasse

Seit fast 30 Tagen befinden sich Beschäftigte der Berliner Krankenhäuser Vivantes und Charité nun schon im Streik. Ihre Forderungen sind klar: gute Arbeitsbedingungen, mehr Personal und faire Bezahlung – nicht nur für sich selbst, sondern auch zum Wohl der Patient:innen.

In den letzten eineinhalb Jahren waren sie es, die unmittelbar gegen die Pandemie gekämpft haben. Während große Firmen Subventionen erhielten und entgegen wissenschaftlicher Ratschläge die Produktion aufrechterhalten wurde, haben Krankenhausbeschäftigte höchstens eine einmalige Prämie erhalten – wenn überhaupt.

Die ohnehin schon anstrengende Arbeit im Krankenhaus wurde durch die Pandemie noch intensiver, die Belastung noch größer. Doch bereits vor der Pandemie haben die Arbeitsbedingungen viele Beschäftigte an ihre Grenzen gebracht.

Um diesen Zuständen ein Ende zu setzen, haben sich die Berliner Krankenhausbeschäftigten organisiert und kämpfen seit Monaten für ihre Forderungen. Nachdem ihr 100-Tage-Ultimatum von der Politik hauptsächlich ignoriert oder mit leeren Versprechen beantwortet wurde, sind sie am 9. September in den unbefristeten Streik getreten.

Jetzt brauchen sie unsere Solidarität. Als Studierende kennen wir es zu gut, wenn die Politik an den falschen Stellen spart: sowohl das Bildungs- als auch das Gesundheitssystem leiden darunter, dass Profite immer an erster Stelle stehen. Die profitorientierten Krankenhäuser können gar nicht die Gesundheit der Menschen, sondern müssen möglichst hohe Fallpauschalen in den Vordergrund stellen. Und auch an den Unis sollen wir nicht zu kritisch hinterfragenden und kämpfenden Menschen werden, sondern Ideen verinnerlichen, die das aktuelle System stützen.

Viele von uns kennen schlechte Arbeitsbedingungen – oder kannten sie, denn während Corona haben 40 Prozent aller Studis ihre Jobs verloren. Als FSJler:innen, Praktikant:innen oder Minderjährige arbeiten wir für weniger als den Mindestlohn, auch für Azubis gilt dieser nicht. Teilweise arbeiten wir auch ganz ohne Arbeitsverträge, z.B. als Babysitter:in. Schon jetzt gehören über 20-prozentige Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen und migrantischen und nicht-migrantischen Menschen zu unserem Alltag. Besonders reproduktive Arbeiten – Pflege, Erziehung, Reinigung, Versorgung –, in denen in der Mehrheit Frauen arbeiten, werden abgewertet, schlecht entlohnt. Genau in diesem Sektor kämpft die Krankenhausbewegung. Ihnen wird vorgeworfen, ihr Kampf würde die Gesundheit der Patient:innen gefährden. Dagegen stellen sie jedoch klar die traurige Realität: „Nicht der Streik, sondern der Normalzustand gefährdet die Menschen!“

Denn die Unterfinanzierung und der Personalmangel, machen es nicht nur unmöglich für die Krankenhausbeschäftigten ihre Patient:innen bestmöglich medizinisch zu versorgen, sondern kosten nicht selten auch Leben.

Wir als Studierende müssen diese Kämpfe unterstützen, da sie uns direkt betreffen: als Patient:innen, als (künftige) Kolleg:innen, als prekär Beschäftigte. Ein gemeinsamer Kampf gegen schlechte Arbeitsbedingungen an den Berliner Hochschulen und in den Krankenhäusern könnte bessere Arbeitsbedingungen für alle, Studierende, Jugendliche, Frauen, Migrant:innen, etc., sicherstellen. Die Unis sind nicht nur Orte der kritischen Auseinandersetzung mit Theorie. Sie sind auch Orte, an denen wir lernen müssen, für unsere Interessen einzustehen und für gute Arbeitsbedingungen für alle zu kämpfen. Das bedeutet jetzt: Solidarität mit der Berliner Krankenhausbewegung! Wir für euch, ihr für uns!

Kommt zur Großdemonstration!

„Wir retten euch. Wer rettet uns?“
Samstag, 9. Oktober, 12 Uhr
Hermannplatz, Berlin

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