Wir brauchen einen Vollstreik der BVG – und die Solidarität der Berliner*innen
Am Donnerstag streiken in Berlin die Busfahrer*innen der BVG. Im Gegensatz zum ersten Warnstreik ist damit nur ein Teil der Belegschaft aufgerufen. Die Basisgewerkschaftsgruppe ver.di aktiv fordert einen Vollstreik sowie Demonstrationen. Wir spiegeln hier ihre Stellungnahme.
Am Donnerstag treten wir wieder in den Streik – aber nicht alle von uns. Die Gremien unserer Gewerkschaft haben nur die Kolleg*innen aus dem Busbereich zum neuen Warnstreik aufgerufen. Warum nicht alle BVG-Mitarbeiter*innen, wie schon am 15. Februar? Wenn man nach den Kommentaren urteilt, ärgern sich sehr viele Kolleg*innen darüber.
Unser Gewerkschaftssekretär hat das Denken der Gewerkschaftsführung erläutert: “Derzeit sind uns Fahrgäste, Politik und Medien wohl gesonnen und eine wichtige Säule um den Druck auf die Arbeitgeber hoch zu halten. Kolleginnen und Kollegen die bereits länger bei der BVG sind wissen, was passieren kann, wenn die Stimmung gegen uns kippt.”
Das ist wirklich eine wichtige Frage: Wie können wir Solidarität für unseren Arbeitskampf gewinnen? Werden wir mehr Sympathie genießen, wenn wir nicht U-Bahn und Straßenbahn, sondern nur Bus bestreiken?
Die ver.di-Führung setzt auf das Wohlwollen von “Politik” und “Medien”. Damit meinen sie die bürgerlichen Politiker*innen, die seit Jahrzehnten die Sparpolitik gegen uns durchsetzen. Damit meinen sie die bürgerlichen Zeitungen, die immer wieder gegen unsere Arbeitskämpfe hetzen. Auch wenn wir mit angezogener Handbremse mobilisieren, werden sie trotzdem die Meinung der Bosse wiedergeben.
Aber wir können die Solidarität der arbeitenden Bevölkerung gewinnen. Sehr viele Berliner*innen haben die gleichen Probleme wie wir: niedrige Löhne, drohende Altersarmut, immer schlechtere Arbeitsbedingungen usw. Deswegen erfahren wir auch so viel Unterstützung. Wenn wir bei der BVG – einem der größten Betriebe in Berlin – eine heftige Lohnerhöhung erkämpfen, wird das viele motivieren.
Dafür müssen wir uns direkt an die Berliner*innen wenden. Es hilft nicht, wenn wir unsere Streiks zurückhalten. Die Springer-Presse wird trotzdem Quatsch über uns schreiben. Aber wir sind 14.000 Arbeiter*innen und wir können uns direkt an die Millionen Arbeiter*innen dieser Stadt wenden. Von unserer Gewerkschaft brauchen wir:
Wir müssen uns auch mit anderen Arbeitskämpfen solidarisieren – dann bekommen wir Solidarität zurück. Die Therapeut*innen von der Charité (CPPZ) waren am 15. Februar bei unserem Warnstreik. Wir haben jetzt auch Flyer für die CPPZ-Kolleg*innen verteilt. Wir wollen, dass die offizielle ver.di-Vertretung bei der BVG eine breite Solidaritätskampagne für alle anderen Arbeitskämpfe organisiert.
In diesem Arbeitskampf geht es nicht nur um unsere Löhne. Es geht um den öffentlichen Nahverkehr, und das betrifft alle Berliner*innen. Wir denken, dass ver.di die Forderung nach einem kostenlosen öffentlichen Nahverkehr – finanziert durch die Besteuerung der großen Hotels, der Konzerne und der Banken – aufnehmen soll. Das würde erstmal Begeisterung auslösen.
Und wir können wirklich nicht oft genug betonen, dass unsere Chefin Frau Nikutta, die ständig behauptet, es sei kein Geld da, selbst fast eine halbe Million Euro pro Jahr in die eigene Tasche steckt.
Das sind nur einige Ideen, wie wir die Sympathie der Berliner*innen auf unserer Seite halten können. Aber wir werden vor allem Sympathie bekommen, wenn klar wird, dass wir gewinnen wollen. Dazu helfen keine halbherzigen Streiks. Nein, wir brauchen eine breite öffentliche Kampagne und einen Vollstreik bis zur vollen Durchsetzung aller Forderungen!