„Wir brauchen aktiven Widerstand“

20.11.2015, Lesezeit 4 Min.
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Auf dem Refugee Schul- und Unistreik demonstrierten tausende Jugendliche gegen den Rassismus von Pegida und Staat und für Refugees. Was waren ihre Gründe? Wie soll laut ihnen die Bewegung weitergehen? KLASSEGEGENKLASSE.ORG hat die Protagonist*innen dieses kämpferischen Streiks gefragt.

„Der Streik war super, weil viele Leute da waren und es trotz des Wetters eine kämpferische Stimmung gab“, so bilanzierte der 19-jährige Janek den Schul- und Unistreik. Unter dem Motto „Gegen Rassismus, ob Pegida oder Staat“ hatten sich am vergangenen Donnerstag mehr als 4.000 Jugendliche auf den Berliner Straßen versammelt.

Große Unterstützung

„Ein Freund hat mich drauf hingewiesen und ich habe außerdem Flyer bekommen“, sagte Gerda, Studentin an der Uni Potsdam. Auch sie hob die hohe Teilnehmer*innenzahl und die dynamische und kämpferische Stimmung hervor. „Es waren zwar wenige Studierende aus meiner Universität anwesend, aber ich habe viele andere Freunde und Bekannte gesehen.“ Es sei zwar ihr erstes Mal auf einem Refugee Schul- und Unistreik, doch auch sie ist aktiv für Geflüchtetenrechte.

Carlos, 20 Jahre jung und Student am Sozialwissenschaftsinstitut der FU (OSI), hatte in den letzten Wochen dafür gesorgt, das viele neue Leute von dem Streik erfuhren. Als Teil der Revolutionär-kommunistischen Jugend hatte er an Ständen für die Aktion geworben, Flyer verteilt und Plakate geklebt. „Vor zwei Wochen gab es eine Vollversammlung mit mehr als 500 Studierenden, die für mehr Rechte von Geflüchteten eintraten. Sie forderte das Uni-Präsidium unter anderem auf, Geflüchtete in die Uni aufzunehmen und leerstehende Räume zur Verfügung zu stellen“, erklärt er.

Eine weitere Forderung sei die an den Unis betriebene Kriegspropaganda und -forschung. „Wir kämpfen dafür, dass die Uni nicht im Interesse der Kriegsindustrie und des deutschen Imperialismus, sondern der Ausgebeuteten und Unterdrückten steht.“

Auch Janek hatte an seiner Schule, dem Jane-Addams Oberstufenzentrum für Sozialwesen, gemeinsam mit einer Gruppe aktiver Schüler*innen, für den Streik geworben. „Wir haben Flyer für den Schulstreik gemacht und waren auf der Demo gemeinsam mit den Schüler*innen der Anna-Freud-Schule hinter einem Transparent vertreten.“ Insgesamt seien etwa 30 Leute von seiner Schule da gewesen. Noch heute morgen wurde mobilisiert und als eine von vielen Zubringerdemos kamen die Schüler*innen dann kurz vor Start am Potsdamer Platz an.

„Es wären noch viel mehr mitgekommen, wenn nicht zur gleichen Zeit Klausuren geschrieben worden wären. Alle fanden den Schulstreik ´ne coole Sache, aber sie hatten Angst vor der Repression.“

Es gibt viele Gründe zu streiken

Gerda hob hervor, dass man gegen den Rassismus auf die Straße gehen muss. „Es ist wichtig, dass viele Jugendliche ein Zeichen gegen Rassismus setzen.“ Sie selbst sei in einer Willkommensgruppe aktiv, die materielle Hilfe für Geflüchtete organisiert. Doch sie stellte klar, dass individuelle Hilfe nicht ausreicht, sondern mit großem sozialem Protest verbunden werden muss.“

„Ich bin hier, um gegen den Vormarsch rechter Bewegungen zu protestieren. Wir brauchen aktiven Widerstand, um rechte Bewegungen und das reaktionäre Klima zu bekämpfen“, sagte Carlos.

Über die aktuelle Situation, besonders nach den Anschlägen in Paris, gefragt, sagte Gerda: „Die Rechte wird noch stärker werden und die Situation wird eskalieren. Die Regierung sollte das eigentlich eindämmen, aber sie lässt die Rechten einfach machen.“ Auch Janek sah dies ähnlich: „Die Rechten werden den Terror mit den Geflüchteten in Verbindung bringen, das könnte sie stärken.“ Auch er verurteilte die Rolle des deutschen Staates: „Die Regierung macht nichts und die Waffenexporte laufen weiter.“

Neue Proteste möglich

Gerda zog ein positives Fazit aus der Aktion: „Es wurden viele junge Leute politisiert. Es gibt wieder eine Aufbauphase der Refugee-Bewegung. Ein neuer Widerstand gegen rechte Bewegungen formiert sich.“

Janek meinte, dass die rechte Stimmung bestehen bleibt, aber der Widerstand besonders von Jugendlichen wächst. An seiner Schule möchten er und sein Streikkomitee weitere Aktionen organisieren und weiterhin an antifaschistischen Protesten teilnehmen.

Carlos machte deutlich, dass es ein starkes Zeichen an die herrschende Klasse war. „Besonders gut fand ich, dass auch Leute, die selbst von der Regierung angegriffen werden und von der Prekarisierung betroffen sind, sich an dem Streik beteiligt haben. Aber es reicht nicht, alle paar Monate eine Demo zu organisieren.“

„Die imperialistische Regierung wird keine Zugeständnisse machen. Deshalb muss sich der Kampf gegen den Imperialismus richten, die Hauptursache der Flucht, und gegen den Kapitalismus, seine Grundlage.“

Sicherlich werden wir die drei Aktivist*innen auch auf den kommenden Demonstrationen gegen die deutsche Regierung und die rassistische Gewalt wiedersehen!

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