Wilder Streik gegen Hafen-Privatisierung in Hamburg
Der Vorstand des Hamburger Hafenbetreibers HHLA empfahl am Montag die Teilprivatisierung des Unternehmens. Dagegen traten Hafenarbeiter:innen am selben Tag in einen wilden Streik.
Nachdem der Vorstand und der Aufsichtsrat der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am Montag ihre Unterstützung für die Teilprivatisierung ihres Unternehmens bekanntgegeben haben, traten am Montagabend spontan etwa einhundert Arbeiter:innen am Containerterminal Burchardkai (CTB) des Hamburger Hafens in den Streik. Am Dienstagmorgen beschlossen die Beschäftigten auf einer Versammlung, den Streik in der Frühschicht fortzusetzen. Die Gewerkschaft ver.di hat für den kommenden Samstag zu einem Protest vor der Hamburger Bürgerschaft aufgerufen.
Bereits im vergangenen September wurden Pläne zur Privatisierung des Hafens öffentlich. Demnach soll die schweizerisch-italienische Mediterranean Shipping Company (MSC) 49,9 Prozent des Unternehmens erwerben. Derzeit gehören 69 Prozent der HHLA der Stadt Hamburg, künftig sollen es bloß noch 50,1 Prozent sein. Gegen den Einstieg des Logistikkonzerns MSC erhob sich bereits vor zwei Monaten Widerstand: Es kam zu einer Demonstration von Hafenbeschäftigten durch Hamburg und zu einer Petition, die bisher über 6.000 Unterschriften erhalten hat.
Der Betriebsrat der HHLA veröffentlichte am vergangenen Freitag einen Text, in dem er auf acht Seiten seine Bedenken an dem Privatisierungsvorhaben zu Protokoll gibt. Dabei steht im Vordergrund, dass die Kontrolle des Hamburger Hafens durch die MSC den Hafen für andere Reedereien wie den deutsch-chilenischen Rivalen Hapag-Lloyd unattraktiver machen könnte. Außerdem wird der Wegfall oder die Auslagerung an MSC-eigene Betriebe von bestimmten Tätigkeiten am Hafen befürchtet. Eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen am Hafen durch den Einstieg von MSC wird allgemein befürchtet.
Die Krise des Hamburger Hafens ist Teil der Krise des gesamten deutschen Wirtschaft. In Hamburg soll sie nun auf dem Rücken der Hafenbeschäftigten ausgetragen werden. Dagegen wehren sich die Arbeiter:innen des Hafens und müssen in ihrem Kampf unterstützt werden. Statt bloß am kommenden Wochenende zu demonstrieren, muss ver.di den Streik am Hafen jetzt verallgemeinern und fortsetzen. Nur ein Stopp der Privatisierung und ein Hafen unter der Kontrolle seiner Arbeiter:innen können langfristig gute Arbeitsbedingungen am größten deutschen Hafen sicherstellen.