„Widerstand gegen die kommende Repression vorbereiten” – Augenzeug*innenbericht aus Barcelona

13.10.2017, Lesezeit 3 Min.
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In diesen Tagen finden täglich Demonstrationen für und gegen die Unabhängigkeit Kataloniens statt. Besonders Barcelona ist das Epizentrum der politischen Kräfte. Wir sprachen mit Paulina aus München, die derzeit das Geschehen vor Ort beobachtet.

Du bist dieser Tage in Barcelona. Was sind deine Eindrücke von der Kundgebung am Tag der Parlamentssitzung?

Die Menschen waren hin und her gerissen zwischen Euphorie und Resignation. Die Stimmung wirkte positiv, nicht aber kämpferisch. Sie scheinen die ganze Sache realistisch zu betrachten. Vielleicht steckt die Angst dahinter enttäuscht zu werden, deshalb schaut man eher nüchtern auf die Entwicklungen. Vertrauen in die parlamentarische Arbeit scheint nicht groß da zu sein.

Hältst du es für möglich, dass es eine kämpferische Reaktion seitens der Unabhängigkeitsbewegung geben wird?

Ich glaube, das wäre notwendig. Gerade im Moment ist die katalanische Seite aber gezwungen ihren pazifistischen Kurs beizubehalten, allein schon aufgrund der Außenwirkung. Doch für die Arbeiter*innen und Jugendlichen wird das nicht ausreichen. Sie sind nicht für faule Manöver auf die Straßen gegangen und hatten immerhin einen sehr starken Generalstreik. Ich kann mir daher vorstellen, dass das noch in Wut umschlägt. Sie erreichen auf die heutige Weise ihre Forderungen nicht, die spanische Seite wendet Gewalt an und mobilisiert umso mehr Militär und Polizei. Dialog scheint nicht zu reichen.

Wie hast du am Sonntag die Unabhängigkeitsgegner*innen wahrgenommen?

Fanatisch, aufgebracht, extrem, niveaulos, hetzerisch. Die Faschist*innen waren deutlich zu sehen und es kam wortwörtlich zu Verbrüderungsszenen zwischen ihnen und der paramilitärischen Guardia Civil, von denen rund zehn Tausend extra aus dem ganzen Land nach Katalonien geschickt wurden. Scheinbar störte es die anderen auf der Demo nicht, dass die Faschist*innen offen auftreten konnten und nicht nur der Guardia Civil huldigten, sondern auch die franquistische Hymne sangen.

Was glaubst du, wie es nun zwischen Madrid und Barcelona weitergehen wird?

Ich glaube, dass Madrid nicht nachgeben wird. Wieso auch? Barcelona bleibt nichts anderes als abzuwarten. Die Erklärung Puigdemont zeigt die Ratlosigkeit der kleinbürgerlichen Führung, die zugleich unter starkem Druck seitens der Basis steht — daher auch der verwirrende Charakter der Rede.

Die Zentralregierung hat derweil Vorbereitungen für die Einsetzung des Artikels 155 getroffen, mit denen sie die Autonomie außer Kraft und unter Aufsicht der Zentralregierung stellen könnte. Nicht nur deswegen ist es wichtig, dass die Massen weiterhin wachsam bleiben und ebenfalls den Widerstand gegen die kommende Repression vorbereiten.

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