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Wer waren die K-Gruppen? Kleine Geschichte des deutschen Maoismus (Teil 6)

28.01.2017, Lesezeit 3 Min.
Gastbeitrag

Im letzten Teil unserer Artikelserie lassen wir Michael Prütz zu Wort kommen. In seinem Exkurs beschreibt er Erinnerungen über den Maoismus in Westberlin.

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1975 – Der Anfang vom Ende des Mao-Stalinismus in Westberlin

Spätestens seit 1970 waren die maoistischen Parteien die dominierende Kraft in der radikalen Linken in Westberlin.

Auf eine*n organisierte*n Trotzkist*in kamen ca. 10 organisierte Maoist*innen. Nur die SEW, Westberliner Ableger der ostdeutschen SED, war mit ca. 6000 Mitgliedern stärker. Immer wieder kam es zu Schlägereien zwischen den Maoist*innen und anderen Linken. Es war unmöglich, auf Demos in den maoistischen Blöcken Flugblätter zu verteilen.

Die Situation eskalierte im November 1975. Nach einer Linienänderung der chinesischen KP, in der die UdSSR faktisch zum Hauptfeind erklärt wurde, entschloss sich die größte trotzkistische Gruppe in Westberlin, die Gruppe internationale Marxisten (GIM), zu einem Teach-In an der TU Berlin. Titel: „Die konterrevolutionäre Rolle der chinesischen Außenpolitik“. Wir rechneten mit 200 Teilnehmenden. Schon Tage vorher verfielen die Mao-Parteien, allen voran die KPD(vormals AO) und die KPD-ML in kollektive Raserei. Überall kursierten Flugblätter mit dem Aufruf, diese Veranstaltung zu zerschlagen. Wir waren gewarnt und hatten uns passiv mit Motorradhelmen ausgestattet.

150 mit Eisenstangen und Pflastersteinen bewaffnete Mitglieder der KPD und der KPD-ML droschen auf alles ein, dessen sie habhaft werden konnten. Vier Schwerverletzte und dutzende Leichtverletzte waren die schlimme Bilanz. 1975 gab es natürlich kein Handy oder Internet. Trotzdem sprach sich der Angriff in Windeseile in den Charlottenburger Kneipen (damals die Hochburg der Linken) herum. Innerhalb einer Stunde eilten uns 800 Genoss*innen zur Hilfe. Anarchist*innen, Autonome, Linkssozialist*innen. Der Kampf wurde dann mit Fäusten ausgetragen und endete mit der Flucht der Maoist*innen. In den nächsten Tagen gab es kein Seminar an den Unis in Berlin, wo nicht entsprechende Resolutionen gegen die Maoist*innen beschlossen wurden. Und nicht nur das: Sie flogen massenhaft aus den Seminaren und konnten monatelang nicht mehr offen auftreten.

Das markierte den Anfang vom Ende der maoistischen Dominanz. Langsam lösten sich die maoistischen Parteien auf. Mit dem Niedergang dieser Strömung begann gleichzeitig der kometenhafte Aufstieg ehemaliger maoistischer Kader in Politik und Gesellschaft. Mehrere Minister*innen, Gewerkschaftsführer*innen und Chefredakteur*innen bürgerlicher Medien kamen aus diesem Spektrum.

Wer waren die K-Gruppen? Kleine Geschichte des deutschen Maoismus


Teil 1: Warum schreiben wir das überhaupt?
Teil 2: Hundert Blumen blühen: Die K-Gruppen entstehen
Teil 3: Ein patriotischer „Marxismus“: Elemente der Ideologie
Teil 4: Vaterlandsverteidigung
Teil 5: Verschwinden
Exkurs: 1975 – Der Anfang vom Ende des Mao-Stalinismus in Westberlin

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