Weltweite Palästina-Demonstrationen am vergangenen Wochenende

31.10.2023, Lesezeit 5 Min.
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Auch im kanadischen Toronto gingen am vergangenen Samstag Tausende in Solidarität mit Palästina auf die Straße. Bild: Greg finnegan / Shutterstock

Am vergangenen Wochenende versammelten sich weltweit Hunderttausende, um sich mit den palästinensischen Opfern der israelischen Aggression zu solidarisieren und ein Ende des Massakers zu fordern. Die Welt sah die wohl größten Antikriegsproteste seit 20 Jahren.

Während Israel eine neue Phase in seiner Offensive in Gaza begonnen hat, gab es am vergangenen Wochenende weltweit Massendemonstrationen für ein Ende des kolonialistischen Massakers, das Israel derzeit begeht. Dazu sind Hunderttausende zusammengekommen, im Mittleren Osten, Nordafrika und in einer wachsenden Zahl von Ländern weltweit. Vergleichbare internationale Antikriegsmobilisierungen gab es zuletzt in der Bewegung gegen den Irakkrieg vor circa 20 Jahren.

Der Mittlere Osten und die Maghreb-Staaten waren wieder Vorreiter in der pro-palästinensischen Mobilisierung. Dort hatten schon in den Wochen zuvor große Demonstrationen stattgefunden, beispielsweise in Ägypten oder in Algerien. Bagdad war ebenfalls Schauplatz intensiver Mobilisierungen. Auch in Hebron im Westjordanland versammelten sich viele Palästinenser:innen, die sich mit der Parole „Unterstützt nicht das Töten palästinensischer Kinder!“ an die Weltgemeinschaft richteten. In Casablanca, Marokko, ergoss sich ein Meer palästinensischer Fahnen auf einer ebenfalls massiven Versammlung. In der libanesischen Hauptstadt Beirut haben sich auch mehrere tausend Menschen, viele von ihnen mit Kufiya bekleidet, versammelt, nachdem Israel in den letzten Wochen mehrmals auch Ziele im Süden des Libanon attackiert hatte. In der Türkei hat die regierende AKP eine riesige Demonstration organisiert; Erdoğan hofft, seine politische Stellung zu verbessern, indem er sich als bedingungsloser Unterstützer Palästinas und der Hamas inszeniert.

Doch auch in der angelsächsischen Welt kam es zu großen Mobilisierungen. So versammelten sich am Sonntag in London Hunderttausende, während der britische Premier Rishi Sunak die israelische Operation mit der Rechtfertigung der „Selbstverteidigung“ bedingungslos unterstützt. Eine Vielzahl von Organisationen haben das zum Anlass genommen, die Demonstration zu unterstützen, so zum Beispiel die Umweltschutzorganisation Fossil Free London, der britische Flügel der antirassistischen Bewegung Black Lives Matter oder die jüdische antizionistische Organisation Na’amood.

Der palästinensische Befreiungskampf findet im Vereinigten Königreich besonderen Anklang, weil vielen dort die Parallele zwischen der israelischen Kolonisierung Palästinas und der Kolonialgeschichte des britischen Empire besonders gegenwärtig ist. Außerdem trägt das Vereinigte Königreich eine besondere Verantwortung für die aktuelle Lage in Palästina, dessen Kolonialmacht es schließlich 30 Jahre lang war. Die staatliche Nachrichtenagentur der Türkei, Anadolu, zitierte den 73-jährigen Patrick, der am Sonntag in London auf der Straße war: „Als Ire drücke ich meine Solidarität mit den Palästinenser:innen aus, denn das, was gerade in Gaza passiert, ist so ähnlich schon in Irland passiert“.

Am vergangenen Freitag, dem 27. Oktober, blockierten mehrere tausend Aktivist:innen von Jewish Voice for Peace in New York City mit einem riesigen Sit-In die Grand-Central-Station. 300 von ihnen wurden von der Polizei festgenommen. Auch andernorts in den USA fanden Versammlungen statt, so die Demonstration „Flood Brooklyn for Gaza“ in New York oder wichtige Mobilisierungen in Detroit und San Francisco am 28. Oktober. Der US-Präsident Joe Biden hält währenddessen weiter an seiner bedingungslosen Unterstützung Israels fest.

In Frankreich kam es ebenfalls zu massiver Repression. Eine Vielzahl von Veranstaltungen wurde verboten, was jedoch tausende von Demonstrant:innen nicht abhielt, am vergangenen Samstag auf die Straße zu gehen. Am Sonntag haben sich außerdem mehrere zehntausend Demonstrant:innen in Madrid versammelt, etwa 5000 in Athen, tausende in Rom, hunderte in Warschau und Zagreb und ebenfalls viele tausend in Genf, Oslo, Wellington, Stockholm, Berlin, Toronto, Neu-Delhi und vielen anderen Städten.

Derweil versammelten sich mehr als 100.000 Menschen zu einer Demonstration in Kozhikode im indischen Bundesstaat Kerala, zu dem die Indian Union Muslim League mit dem Slogan „Retten wir Palästina! Retten wir die Menschheit! Beenden wir die israelische Attacke auf Gaza! Es lebe das freie Palästina!“ aufgerufen hatte. In Malaysia haben sich mehrere tausend Demonstrant:innen vor der amerikanischen Botschaft in Kuala Lumpur versammelt. Schließlich schlossen sich auch in Islamabad und Quetta in Pakistan Tausende den Demonstrationen an, zu denen Jamiat Ulema Islam und Jammat-e-Islami aufgerufen hatten.

Diese zahlreichen Versammlungen, die weltweit mehrere hunderttausend Menschen auf die Straßen gebracht haben, bezeugen eine immense internationale Solidarität mit dem palästinensischen Volk. Seit dem Irakkrieg 2003 war keine Antikriegsbewegung mehr so massiv. Es liegt an uns, diese Wut über das Massaker in Palästina, die weltweit verbreitet ist, in eine echte Bewegung zu verwandeln, der es gelingt, Israel und seine imperialistischen Verbündeten zurückzuschlagen und die gegenwärtige ethnische Säuberung in Gaza zu beenden.

Dieser Artikel erschien erstmals am 30. Oktober bei Révolution Permanente.

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