„We must fight back!“ – Große Gorillas-Demonstration am 16.11. gegen illegale Entlassungen und Union Busting

11.11.2021, Lesezeit 5 Min.
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Protest von Gorillas-Beschäftigten im vergangenen Juli. Die Probleme sind geblieben, der Widerstand auch. Foto: Timeckert / shutterstock.com

Beschäftigte von Gorillas organisieren am 16. November ab 17 Uhr in Berlin-Kreuzberg eine Demonstration. Sie wehren sich gegen illegale Entlassungen und Union Busting durch die Unternehmensleitung. Unterstützung erhalten sie von Gewerkschafter:innen, solidarischen Aktivist:innen, Studierenden und linken Organisationen.

„We are under attack!“ Unter dieser Parole mobilisieren Gorillas-Rider:innen gemeinsam mit solidarischen Organisation und Gewerkschafter:innen zu einer großen Demonstration am kommenden Dienstag, den 16. November. Denn die Angriffe der Geschäftsleitung gegen die Arbeiter:innen lassen nicht nach. Über 350 Rider:innen, die sich an den wilden Streiks gegen schlechte und gefährliche Arbeitsbedingungen bei dem Berliner Start-Up beteiligt hatten, wurden in kürzester Zeit mit illegalen Methoden entlassen, dutzende von ihnen wehren sich gegen diese Entlassungen mit Gerichtsverhandlungen. Die Forderung nach der Wiedereinstellung aller Entlassenen steht deshalb im Mittelpunkt der kommenden Demonstration.

Doch die Entlassungen reichen dem Unternehmen, das Milliarden Euro an Investitionen aus ganz Europa erhält, nicht aus, um die kämpfenden Arbeiter:innen kleinzuhalten. Nun will das Management mit einer Klage die Bildung eines Betriebsrats verhindern und verweist dabei auf die Umbenennung des Unternehmens von Gorillas Technologies zu Gorillas Operations, mit dem das operative Geschäft, und damit auch die Beschäftigten, aus dem Hauptkonzern ausgegliedert werden. Ein weiterer Schritt, um die Selbstorganisierung der Beschäftigten und ihren Kampf gegen Prekarisierung zu bekämpfen. Ein erster Gerichtstermin wird am 17. November stattfinden.

Der Aufruf zur Demonstration klagt an:

Gorillas torpediert seine Beschäftigten auf jede erdenkliche Weise. Sie entlassen rechtswidrig diejenigen, die es wagen, für ihre Grundrechte zu streiken. Sie versuchen, die Wahl eines Betriebsrats zu verhindern. Sie verklagen den Wahlausschuss und drohen ihnen Mitgliedern mit Gefängnisstrafen. Sie klauen regelmäßig die hart verdienten Löhne der Arbeiter. Sie tun absolut nichts, um Arbeitsunfälle zu verhindern.

Weiter wird gefordert:

Prekarisierung ist allgegenwärtig, und wir dürfen nicht zulassen, dass Gorillas ein Beispiel für andere Unternehmen ist, die unsere Rechte abbauen wollen. Wir weigern uns, ihre ‚flexiblen Arbeitskräfte‘ zu sein.

An den schlechten Arbeitsbedingungen hat sich entgegen allen Aussagen der Geschäftsleitung jedoch nichts getan. Täglich kommt es zu Unfällen aufgrund verschiedener Probleme an den Fahrrädern, mangelnder Wartung und unzureichender Ausrüstung. Jeden Monat klagen Rider:innen über fehlende und unvollständige Lohnauszahlungen, was zu den bereits bestehenden Problemen der intransparenten und willkürlichen Schichtplanung, Rückenproblemen aufgrund schwerer Bestellungen und der Befristungspraxis, mit der gewerkschaftliche Organisierung verhindert werden soll, noch hinzukommt.

Deswegen fordern die Rider:innen im Aufruf:

Wir sagen ‚Nein!‘ zur Prekarisierung und Ausbeutung.
Wir sagen ‚Nein!‘ zu Unionbusting und willkürlichen Entlassungen.
Wir sagen ‚Nein!‘ zur Gefährdung des Lebens der Arbeitnehmer durch schlechte Arbeitsmittel.
Wir sagen ‚Nein!‘ zum Missbrauch der Schwachstellen von Wanderarbeitnehmern.
Wir sagen ‚Nein!‘ dazu, die neuen ‚Gastarbeiter‘ zu sein.

Denn bei der Prekarisierung der migrantischen Beschäftigten bei Gorillas und dem Union Busting, das die Konzernleitung gegen die selbstorganisierten Arbeiter:innen betreibt, handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Gorillas nutzt die arbeiter:innenfeindlichen und rassistischen deutschen Gesetze aus, die wie etwa das Streikrecht, das wilde und politische Streiks verbietet, auf alte Nazi-Richter oder etwa im Zuge der Agenda 2010 auf die letzte rot-grüne Regierung zurückgeht. Diese Gesetze werden dazu verwendet, besonders weibliche und migrantische Arbeiter:innen mit Befristungen und Outsourcing auszubeuten und die Prekarisierung auszuweiten.

Um gegen Befristung, Outsourcing, Prekarisierung und Union Busting sowie das postfaschistische Streikrecht zu kämpfen, ist es nötig, eine breite Einheitsfront aus Gewerkschaften und linken Organisationen zu bilden, die sich organisiert und Aktionen wie die anstehende Demonstration durchführt. Das Durchhaltevermögen der Rider:innen von Gorillas in ihrem Kampf ist ein Beispiel für Tausende Arbeiter:innen, die unter den gleichen Bedingungen der Prekarisierung zu leiden haben. Deshalb haben sich immer wieder Arbeiter:innen anderer kämpferischer Sektoren, wie der Berliner Krankenhausbewegung, solidarisch gezeigt.

Es kommt darauf an, die großen DGB-Gewerkschaften wie ver.di, die NGG und die IG Metall für den Kampf zu gewinnen, um die Angriffe der Bosse von Gorillas zurückzuschlagen und das Kräfteverhältnis zu unseren Gunsten zu verschieben. Dafür wird es auch nötig sein, einen Kampf gegen die Gewerkschaftsbürokratie zu führen, die sich nicht dafür einsetzt, die prekärsten Sektoren der Klasse zu organisieren, und der Selbstorganisierung kritisch gegenübersteht. Dies wird jedoch am besten möglich sein, wenn diese Führungen dazu gezwungen werden, sich an den Mobilisierungen zu beteiligen.

Die Demonstration startet um 17 Uhr vor dem Gorillas-Lagerhaus in der Muskauer Straße 48 und zieht weiter durch Kreuzberg und Neukölln bis zum Hermannplatz. Das Bündnis der aufrufenden Organisationen umfasst neben dem Gorillas Workers Collective (GWC) eine Vielzahl von migrantischen und linken Organisationen sowie Aktivist:innen der antirassistischen Bewegung, der Frauenbewegung und von „Deutsche Wohnen und Co. Enteignen“. Konkret beteiligen sich neben Klasse Gegen Klasse der Bezirksverband DIE LINKE Neukölln und die Linksjugend Solid, Migrantifa Berlin, Berlin Migrant Strikers, die Berliner Aktion gegen Arbeitgeberunrecht, die Kritischen Jurist*innen FU Berlin, der Bloque Latinoamericano Berlin, Hände weg vom Wedding, die Interkiezionale, Right 2 the City, die Berlin Tech Workers Coalition, Top Berlin, die Deutsche Kommunistische Partei (DKP), die Sozialistische Organisation Solidarität (Sol) und die Revolutionär-Sozialistische Organisation (RSO).

„We are under attack!“

Große Gorillas-Demonstration
16. November, 17 Uhr
Muskauer Straße 48, Berlin-Kreuzberg

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