Wasser wird knapp, Twitter gekapert und Elon Musk reicher
Der selbsternannte Tech-Guru Elon Musk macht wieder Schlagzeilen: Grundwasserraub in Brandenburg, Aneignung der Clubszene in Berlin und der geplante Kauf von Twitter. Der Tesla-Tycoon sorgt für Skandale, auf Kosten von anderen.
Schon lange ist bekannt, dass in Ost-Brandenburg extreme Trockenheit herrscht. Trotzdem wurde der Bau des Grünheider Werks von Tesla am 4. März endgültig bewilligt. Das Projekt ist höchst umstritten und durchlief einige Zulassungsverfahren und Anklagen. Die neue SUV-E-Auto-Produktions- und Batteriezellenfabrik benötigt nämlich 30 Prozent des Grundwasservorkommens in der Region. Der lokale Wasserverband warnte öffentlich davor, dass es hier in der Zukunft zu Versorgungsengpässen kommen könne. Ein Elon Musk weiß das alles. Er hat mit Armin Laschet gemeinsam vor der Kamera eine Reporterin ausgelacht, die ihn auf diese Fakten hinwies, wie ein Video im vergangenen Sommer zeigt.
Umweltverbände wie Nabu und Grüne Liga sowie Anwohner:innen protestierten gegen die negativen Folgen des Werks, sind aber mit ihrer Klage vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) gescheitert. Die berechtigte Kritik an der Trinkwassersituation, der Luftreinhaltung und dem Umgang mit Störfällen wurde ignoriert. Nun entfachte sich die Diskussion neu, da der Wasserverband Strauserk Erkner (WSE) bereits im Dezember eine Rationierung des Grundwasserverbrauchs für die 170.000 Einwohner:innen verkündete.
Doch der Vertrag mit Tesla, der einen maximalen Verbrauch von 1,4 Millionen Kubikmeter pro Jahr vorsieht, wird nicht aufgehoben. Der WSE führte für die Tesla-Ansiedlung sogar ein Eilverfahren der Grundwasserförderung durch, während die Entnahmemengen für den Rest der Gemeinden noch nicht feststanden. Schließlich würden die Gemeinden des Wasserverbands und die Landesbehörden hohe Schadensersatzzahlungen erwarten, sollte der Wasservertrag nicht eingehalten werden. Auch die brandenburgische Landesregierung hält an ihrer Unterstützung für die Tesla-Fabrik fest.
Vielmehr müssen dafür jetzt zukünftige Bauprojekte gestoppt werden und Privatverbraucher:innen mit der Knappheit klar kommen. Ihr Verbrauch wird ab 2025 rationiert. Pro-Kopf dürfen dann nur noch 105 Litern pro Tag genutzt werden, während der Bundesdurchschnitt je Einwohner und Tag laut Statistischem Bundesamt zuletzt bei 128 Liter liegt. Andernfalls müssen die Bewohner:innen mit Geldstrafen rechnen. Als Schuldige werden weniger Tesla als die Besitzer:innen von Schrebergärten genannt. Während Tesla also seine Wasserförderung weiter bekommt, gibt es für die Anwohner:innen begrenzte Kontingente.
Die Techno-Tür bleibt geschlossen
Elon Musk nimmt sich was er will. Mit seiner Fabrik raubt er das Trinkwasser der brandenburgischen Bevölkerung. Manchmal klappt das aber auch nicht. Er scheiterte vergangene Wochen an der Clubtür im Berghain. Anscheinend habe er sich selbst gegen den Besuch entschieden, da ein großes “PEACE” Plakat die Fassade des Clubs schmückte. Doch selbstverständlich hat der Milliardär nach den Besuchen auf den Partys im Kitkat und im Sisyphos schon eigene Ideen für die Berliner Club-Szene. Wie das Teslamag berichtet, plant Musk unter der deutschen Gigafactory einen Techno Club zu eröffnen. Als wäre das nicht peinlich genug, zeigt sich der Gründer des Berliner Techno-Clubs Tresor Dimitri Hegemann in einem Interview mit Business Insider sehr begeistert von der Vision und möchte mit Musk zusammenarbeiten.
Auch hier zeigen sich die Anwohner_innen in Ostbrandenburg nicht begeistert und es wird wohl nicht zu einer Gigafactory-Kellerdisco in der Grünheide kommen. Die Fabrik raubt den Menschen das Wasser und nun will Musk sie noch mit Party-Tourist:innen nerven. Diese absurden Pläne zeigen doch, welcher Größenwahn hinter der Figur aus dem Silicon Valley steckt.
Das Gerangel um die Twitter-Übernahme
Der selbsternannte Visionär geizt nicht damit, immer neue Projekte anzugehen. Auf seiner Bucket-List steht nun der Microbloggingdienst Twitter. Ihm gehören bereits neun Prozent des Unternehmens und jetzt will er es komplett übernehmen. Ganze 43 Milliarden Dollar hoch ist das Angebot von Musk an Twitter. Mit einem komplexen Deal will er die Übernahme bewerkstelligen. Wie zuerst von The Post am Freitag berichtet wurde, soll der Großteil des Geldes – etwa 20 Milliarden Dollar – von Co-Investor:innen kommen, die dieses feindliche Übernahmeangebot direkt an die Twitter-Aktionär:innen finanzieren werden, so die Quellen.
Der Kurznachrichtendienst wehrt sich und auch die Börse hält die Übernahme für unwahrscheinlich, wie die tagesschau berichtet. Entscheiden wird sich das Ganze in den kommenden zehn Tagen. Bis dahin versucht Twitter mit einer sogenannten “Giftpille” die bisherigen Anteilseigner:innen rechtlich abzusichern und zu schützen. Dieses Verfahren erschwert es Großinvestor:innen ihren Anteil zu erhöhen und erleichtert neuen Aktionäre:innen günstig Anteile zu erwerben, wenn die 15-Prozent-Marke eines Ankäufers / einer Ankäuferin überschritten wurde. Nun räumt auch Musk selbst ein, dass die Übernahme nicht sicher sei.
Diese drei skandalösen Vorhaben, die im Fall der Gigafactory schon verwirklicht wurden, eröffnen den Blick in die Logik eines profitgierigen Großunternehmers. Insbesondere das Beispiel in Brandenburg verdeutlicht, dass die Kritik bei dem Tech-Mogul keine Früchte trägt und auch vom Staat nicht durchgesetzt wird. Im Gegenteil: Der Staat subventioniert die Tesla-Fabrik in Milliardenhöhe. Durch die Elektromobilität oder anderen vermeintlich innovativen Projekten versprechen Kapitalist:innen wie Musk tausende neue Jobs, doch zu schlechten Arbeitsbedingungen. Jede gewerkschaftliche Mitsprache und Tarifverträge sollen verhindert werden. “Lange Arbeitszeiten und anstrengende Arbeit” sei der Schlüssel zum Erfolg, wie Musk im Spiegel-Interview erzählt.
Elon Musk ist also nicht das versprochene Genie, sondern ein Kapitalist, der sich ohne Rücksicht auf Verluste mit grünen Ideen schmückt. Er zahlt selbst seine Steuern nicht ordentlich und bereicherte sich auch während der Pandemie selbst, sodass er mit einem Vermögen von 264,6 Milliarden Euro (Stand 2022) zum reichsten Mensch der Welt aufstieg. Er allein profitiert am Ende von seinen Innovationen, nicht die Gesellschaft, schon gar nicht die der Grünheide, die sich nun Gedanken machen muss darüber, wie viel Wasser aus dem Hahn läuft.