Was tun mit Bundeswehr-Postkarten?
Die deutsche Armee führt gerade eine große Werbeoffensive durch. Doch junge Sozialist*innen organisieren auch eine Gegenoffensive mit direkten Aktionen.
Letzten Montag bot sich Passant*innen vor dem Bahnhof Friedrichstraße in Berlin ein bunter Anblick: Eine Ladenfläche war komplett mit pinker und hellblauer Farbe bedeckt.
Das war kein Kunstprojekt, sondern eine politische Protestaktion: Der Laden gehört der Bundeswehr, die sich mit viel Geld ein modernes und freundliches Image verpassen möchte. Der Laden in der Friedrichstraße soll ein Apple Store des Militarismus sein – die Armee als cooler und gleichzeitig moralischer Arbeitgeber.
Doch die Marketingkampagne will nicht aufgehen. Der Laden steht in der Regel leer. Dafür zahlt der Bund laut Schätzungen €3.000 – pro Tag. Gleichzeitig werden Jugendzentren geschlossen, angeblich aus Geldmangel.
Was für ein Image hat die Bundeswehr? Letzten Mittwoch feierte sie ihren 60. Geburtstag mit einem „Großen Zapenstreich“. Soldaten marschierten vor dem Reichstag mit Fackeln und Trommeln. Wer soll auf diese Ästhetik stehen?
Da wundert es nicht, dass die Bundeswehr nun mehr als zehn Millionen Euro ausgibt, damit eine externe PR-Firma an ihrem Image bastelt. Für ihr Geld bekommt sie tonnenweise Postkarten mit hippen Sprüchen.
„Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst“, heißt es auch in ganzseitigen Zeitungsanzeigen und auf großen Werbetafeln. In Wirklichkeit kämpfen sie für die Interessen deutscher Konzerne. Kriege werden für die Wirtschaftsinteressen der Kapitalist*innen geführt – daraus haben die letzten zwei Bundespräsidenten Köhler und Gauck keinen Hehl gemacht. Nur diese eine militaristische PR-Firma tut noch so, als würde es um Friedenssicherung gehen.
Für ihre Kriege brauchen die Kapitalist*innen Kanonenfutter. Doch die Bundeswehr hat es in letzter Zeit nicht leicht, Nachwuchs zu finden. Trotz ununterbrochener Werbetouren stoßen sie in vielen Schulen auf Kritik und Protest. Dass möchtegern-clevere Werbesprüche etwas daran ändern, lässt sich bezweifeln.
Denn der Widerstand der Jugend gegen Militarismus ist so alt wie der Militarismus selbst. 1896 gründete sich in Belgien „La Jeune Garde“ / „De Jonge Wacht“ als erste sozialistische Jugendorganisation weltweit. Sie veranstaltete antimilitaristisches Straßentheater, als Wehrpflichtige eingezogen wurden. Damals wurde die Armee regelmäßig gegen streikende Arbeiter*innen eingesetzt – solche Agitation machte das Heer unzuverlässiger.
Im Grunde ist es nichts anders, wenn heute Trupps von jungen Aktivist*innen durch Kneipen ziehen und Bundeswehr-Werbung entsorgen. (Bitte ins Altpapier!) Noch besser ist es, wenn sie lautstark vor dem Bundeswehr-Laden protestieren, wie Linksjugend-Solid Kreuzkölln vor ein paar Wochen. (So hat dieser teure Laden immerhin eine Verwendung!) Am Besten ist es, wenn sie es schaffen, die Vertreter*innen der Armee aus Schulen und Universitäten zu verbannen.
Denn die Bundeswehr ist nur die Fortsetzung der deutschen Armee. Diese hatte im Laufe des 20. Jahrhunderts drei verschiedene Namen – das kaiserliche Heer, die Wehrmacht und die Bundeswehr. Doch trotz Umbenennung haben alle drei gleichermaßen Belgrad bombardiert – 1915, 1941 und 1999. Jedes Mal ging es um die wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen des deutschen Kapitals.
Deswegen fordern wir nicht etwa, dass die Bundeswehr „nur“ für den Brunnenbau oder die Friedenssicherung eingesetzt wird (als ob sie das jemals gemacht hätte!). Diese Institution muss zerschlagen werden. In diesem Kampf wird die Jugend weiterhin die zentrale Rolle spielen. Denn die Jugend wird sich weigern, für die Profite der Reichen zu sterben oder zu töten – Postkarten hin oder her.