Warum stehen Feldbetten im Foyer der FU?
Solidarische Studierende organisierten an der Freien Universität einen kreativen Protest für die Rechte von geflüchteten Menschen. Mit einer Ausstellung kritisierten sie die Nichtnutzung der leerstehenden Villen im Besitz der FU und machten auf die katastrophalen Bedingungen in den Massenunterkünften aufmerksam.
Es kommt fast nie vor, dass das „Schwarze Brett“ im Foyer der Silberlaube an der FU vollkommen leer ist. Am Donnerstag war das aber der Fall, als Studierende, die sich in einer offenen Basisversammlung organisieren, riesige Bilder von Massenunterkünften anstatt der Stellenanzeigen am Brett aufhingen. Daneben wurden auch Bilder von den großen Villen ausgestellt, die der Uni gehören und leerstehen. Das Präsidium weigert sich, diese Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. Das ist allerdings die Forderungen der kämpferischen Studierenden, zu denen auch Mitglieder der Revolutionär-kommunistischen Jugend (RKJ) gehören.
Vor den aufgehängten Bildern wurden drei Feldbetten aufgestellt, die der tägliche Schlafplatz der Geflüchteten zum Beispiel am Tempelhofer Feld sind. Die Ausstellung zeigte, dass den Geflüchteten durchschnittlich nur etwa 2,1 Quadratmeter (!) zur Verfügung stehen. Und der Senat plant gar, dass in Zukunft 4.000 Menschen dort leben sollen.
Villen statt Massenunterkünfte!
Der Flyer zur Aktion kritisierte diese Politik: „Diese „Massenunterkünfte“ sind menschenunwürdig und dienen hauptsächlich dazu, die Geflüchteten zentral kontrollieren zu können. Das erleichtert die sofortige Abschiebung und führt zu einer mittelfristigen Segregation der Geflüchteten von der städtischen Bevölkerung.“
Ein unhaltbarer Zustand, der von der FU relativ leicht besänftigt werden könnte, wenn das Präsidium nicht immer nur feige Ausreden parat hätte, sondern den Geflüchteten ihre Villen unverzüglich übergeben würde. Das ist die traurige Wahrheit der angeblichen „Willkommenskultur“: dementsprechend stand auch über der Installation auf einem Banner „Willkommen in Deutschland“. Eine Anspielung auf das Merkel´sche „Wir schaffen das“ bei gleichzeitiger Verschärfung der Asylgesetze.
Ungewöhnlich, aber wirksam
Derartiger Protest kommt an der FU selten vor. In den Flyern wurde auch der freie und uneingeschränkte Hochschulzugang für Geflüchtete gefordert. Das Motto der Basisversammung lautete nicht umsonst auch weiterhin „Open borders – Open university“.
Auf die Ausstellung, die um 8 Uhr begann und insgesamt mehrere Stunden dauerte, gab es überwiegend positive Resonanz. Viele Studierende machten Fotos und nahmen die Flyer mit. Ein Studierender nahm dabei gleich ein Dutzend Flyer mit, um seinen nächsten Kurs zu beflyern. Es bleibt zu hoffen, dass sich in den nächsten Wochen und Monaten weitere Studierende dem solidarischen Protest anschließen werden. Denn nur mit einer studentischen Massenbewegung, die gemeinsam mit Geflüchteten für ihre Rechte kämpft, kann das Präsidium derart unter Druck gesetzt werden, dass es die Forderungen akzeptieren muss.