Warnstreiks bei der Post

08.05.2015, Lesezeit 5 Min.
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// POST: Am 2. Mai fand ein weiterer Streiks bei der Deutschen Post AG statt. Die KollegInnen sind fest davon überzeugt, den Arbeitskampf für sich zu entscheiden. //

Sehr kurzfristig hatten selbst die Beschäftigten bei der Deutschen Post AG von den Warnstreiks in ihrem Betrieb erfahren. Per SMS und WhatsApp organisierten sie sich und sorgten dadurch für eine gute Koordinierung, sodass sich über 1.000 Beschäftigte im Innenhof der ver.di-Bundeszentrale eingefunden hatten. Bei den Reden während der Streikversammlung am frühen Morgen wurde seitens der Gewerkschaftsbürokratie die verbal-kämpferische Einstellung betont: Während die Post AG ihre Marktanteile seit Jahren stetig vergrößere, solle kein Geld mehr für die Beschäftigten vorhanden sein? Während den AnlegerInnen der Aktiengesellschaft eine rosige Zukunft versprochen wird, sollen die „Lohnkosten“ zu hoch sein? Dieser Logik sollte sich widersetzt werden, sodass zum Warnstreik aufgerufen wurde.

Zu Reden wie diesen brandete jedes Mal Applaus auf – kein Wunder, denn die Post-Beschäftigten wollen sich ihren Tarifvertrag nicht nehmen lassen. So war auch die Stimmung unter den Beschäftigten gut, da sie auch in Zukunft und erst recht während des Arbeitskampfes kämpferisch und offensiv agieren möchten. Sie wissen, dass sie gute Arbeit leisten und dass ihr Sektor zukünftig wohl noch wichtiger sein wird: Die Post liefert so viele Pakete wie noch nie aus. Das liegt auch am Versand-Riesen Amazon, der z.B. das Modell des Online-Shopping so attraktiv für die KundInnen vor dem Computer machte. Doch während für die KundInnen alles Mögliche getan werden soll, damit diese glücklich und zufrieden sind, sind die Arbeitsbedingungen der Arbeitenden bei Amazon miserabel und niedrig entlohnt. Die Post-Geschäftsführung will allerdings eben dieses Arbeitsmodell von Amazon übernehmen und weitere Teile der Belegschaft zu prekären Arbeitsbedingungen verdammen.

Widerstand der Post-Beschäftigen

Doch die Streiks und die kämpferische Grundhaltung der meisten KollegInnen zeigen, dass ein Großteil der Belegschaft bei der Post AG alles andere als gewillt ist, dieses Modell anzunehmen und ihre Errungenschaften wie eben den Tarifvertrag zu verlieren. Ausdruck dieser Errungenschaften ist auch die gute gewerkschaftliche Organisierung der Post-Beschäftigen. Dieser ist sehr wichtig, denn im Gespräch wiesen sie auch darauf hin, dass die Streiks und der Arbeitskampf in dieser Form erst aufgrund des hohen Organisationsgrades bei der Gewerkschaft ver.di möglich seien. Das Gegenstück hierzu sehen wir beim Amazon-Standort in Brieselang bei Berlin, wo es diese gute Organisierung seitens der Gewerkschaft noch nicht gibt, wodurch er als einziger Standort noch nicht bestreikt wurde.

Diese selbstbewusste Haltung ist eine gute Grundlage, um die Angriffe seitens der Geschäftsführung zurückzuschlagen. Diese war gar so unverschämt und dreist, dass sie am Streiktag im Betrieb ein „Anti-Streik“-Flugblatt verbreiten ließ, worin sie den KollegInnen untersagen wollte, am Streiktag auf das Betriebsgelände zu gehen. Da dass natürlich rechtlich nicht durchzusetzen ist, stellte dies eine reine Provokation seitens der Geschäftsführung dar. Vor Ort wurde jedoch bei der Streikversammlung darüber gelacht und gegenseitige Hilfe und Unterstützung bei einer etwaigen Repression zugesichert.

Weitere Streiks möglich

Die nächste Verhandlungsrunde fand am 8. Mai statt und mehrere 100 Menschen versammelten sich zu einer Kundgebung am Verhandlungsort, um Druck auf das Unternehmen aufzubauen. Es kann deshalb mit weiteren Streiks gerechnet werden. Diese können jedoch erst kurzfristig bekannt gegeben werden und werden nicht demokratisch von der Basis festgelegt, sondern von der Gewerkschaftsbürokratie bestimmt. Die radikale Linke sollte diesen Termin also fest im Kalender eingetragen haben und schnell und flexibel wenn nötig am nächsten Tag handeln können. Die weiteren Streiks bieten auch Gelegenheit, die Formen des Streiks auszuweiten und zu verbessern. Eine Streikversammlung im Innenhof einer Gewerkschaftszentrale bietet zwar eine ruhige Atmosphäre an, jedoch ist es viel wichtiger, dass der Kampf in der Öffentlichkeit politisch ausgetragen wird – geht es doch um nichts weniger als um die Lebens- und Arbeitsbedingungen von heute und morgen. Die ArbeiterInnenklasse und die Jugend haben ein großes Interesse daran, dass dieser Arbeitskampf zu ihren Gunsten entschieden wird und sie später nicht in prekären und miserablen Arbeitsverhältnissen ihren Lohn verdienen müssen.

Ein weitere Möglichkeit zu einer öffentlichkeitswirksameren Streikversammlung könnte auch eine anschließende Demonstration der Beschäftigten sein. Wie bereits erwähnt: eine Grundlage bildet die gute gewerkschaftliche Organisierung, sodass mitsamt solidarischen UnterstützerInnen mehrere tausend Menschen auf die Straße gehen könnten. Auch muss über die Notwendigkeit einer Verknüpfung mit dem Arbeitskampf bei Amazon diskutiert werden: die KollegInnen werden jeweils zu sehr großen Teilen von der gleichen Gewerkschaft organisiert und arbeiten eng zusammen, indem sie am gleichen Produkt – der Pakete für die KundInnen – arbeiten. Diese und weitere Schritte sind notwendig, um den Arbeitskampf bei der Post AG auf eine neue Stufe zu heben und vom Angriff der Geschäftsführung auf einen Gegenangriff der Beschäftigen überzugehen.

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