Warnstreik im Groß- und Einzelhandel in Berlin- und Brandenburg
Hunderte Kolleg:innen aus dem Berliner und Brandenburger Groß- und Einzelhandel streikten heute auf dem Berliner Breitscheidplatz. Durch den Streik mussten teilweise einzelne Filialen schließen.
Der Streik des Berliner und Brandenburger Groß- und Einzelhandels reiht sich in die Streikwelle im Groß- und Einzelhandel ein, nachdem schon die Kolleg:innen aus Bremen, Niedersachsen, NRW und Baden-Württemberg auf die Straße gingen.
Zentral dabei ist für die Berliner und Brandenburger Beschäftigten die Forderung nach der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge, da etwa 72 Prozent aller Beschäftigten im Einzelhandel nicht nach Tarif bezahlt werden. Den prekären, stark feminisierten Sektor – untere Lohngruppen sind überwiegend weiblich – trifft die Inflation der am häufigsten gekauften Leistungen und Konsumgüter von 18 Prozent besonders schwer. Deshalb darf es von ver.di keinen Abschluss unter der Forderung von 2 Euro 50 Cent mehr Lohn für den Einzelhandel und 13 Prozent für den Großhandel geben. Diese Erhöhung ist aufgrund der drohenden Altersarmut der Beschäftigten dringend notwendig.
Außerdem wollen die Beschäftigten aus Berlin und Brandenburg kurze Laufzeiten der Tarifverträge von 9 Monaten im Einzelhandel und 12 Monaten im Großhandel erkämpfen. Diese sind wichtig, damit sie bei den nächsten Tarifrunden gemeinsam mit den Kolleg:innen aus den anderen Bundesländern verhandeln und streiken können.
Wenn die Beschäftigten ihre Forderungen erkämpfen können und der Sektor 2024 vereint in die Tarifrunden geht, könnte er ähnliche Streikbewegungen hervorbringen, wie es 2023 im öffentlichen Dienst, bei der Post oder bei der Bahn gab. Dazu müsste jedoch die Gewerkschaftsführung – ander als in all diesen Auseinandersetzungen – den Kampf konsequent bis zum Ende führen, die Bewegung vorantreiben und der Streikbereitschaft der Kolleg:innen gerecht werden.
Um etwas gegen diese Politik der faulen Kompromisse zu unternehmen, braucht es deshalb oppositionelle Strömungen in den Gewerkschaften, die die Führung unter Druck setzen und sie letztlich der demokratischen Kontrolle durch die Basis unterstellen.