Warnstreik im Berliner Einzelhandel
400 ArbeiterInnen des Berliner Einzelhandels waren am Freitag im Warnstreik. Ver.di hatte dazu aufgerufen, weil die KapitalistInnen vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) anstehende tarifliche Verhandlungen blockieren.
Nötig wurden diese Verhandlungen, nachdem der HDE die meisten seiner tariflichen Regelungen mit ver.di seit Ende Januar aufgekündigt hatte. Der HDE vertritt deutschlandweit die Interessen von 400.000 (bis auf wenige aber gewaltige Ausnahmen „mittelständische“) Unternehmen, die rund drei Millionen ArbeiterInnen beschäftigen. Sein Anliegen ist eine umfangreiche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen: So sollen Lohnsätze weiter ausdifferenziert, Arbeitszeiten flexibilisiert und Sonderzahlungen gestrichen werden.
Ver.di Berlin fordert dagegen vor allem die Beibehaltung der aktuellen Arbeitsbedingungen plus einen Euro mehr pro Stunde für alle. Aktuell verdienen ArbeiterInnen bei einer Thalia-Filiale an der Schönhauser Allee spürbar schlechter als ihre KollegInnen eine S-Bahn-Station weiter am Gesundbrunnen. Doch Ver.di verweigert ungeachtet des quasi bundesweiten Angriffs des Kapitals jedoch den landesweiten Streik.
In Berlin versammelten sich die 400 Streikenden um 10:30 Uhr zu einer Kundgebung am Alexanderplatz. Sie sind unter anderem bei Rewe, H&M, Thalia, Netto und dem KaDeWe beschäftigt. Am Alexanderplatz wurde hauptsächlich Gewerkschafts-BürokratInnen gelauscht und die ernüchternde Mobilisierung von nur 400 ArbeiterInnen für eine symbolische Aktion des tariflichen Schutzes in Form roter Regenschirme „genutzt“.
Dass es auch kämpferischer geht, zeigten rund 80 Beschäftigte von Thalia und H&M, die sich bereits um 09:30 Uhr am Berliner Einkaufszentrums Schönhauser Allee Arcaden trafen. Dort wurden Flugblätter mit Boykott-Aufrufen an KundInnen der bestreikten Geschäfte verteilt. Schließlich ging eine lautstarke Spontan-Demo durch das ganze Einkaufszentrum. Vor Ort waren AktivistInnen von RIO und Linke/Linke.SDS.