Warnstreik des Bodenpersonals legt deutsche Flughäfen lahm
Rund 1.000 Beschäftigte des Bodenpersonals streikten gestern an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld sowie in Hamburg und Stuttgart. Mit der Kampfmaßnahme wollen die Arbeiter*innen auf ihre Forderungen aufmerksam machen.
Am stärksten war der Warnstreik in Berlin-Tegel zu spüren. Dort fielen mit 122 Flügen fast alle Flüge von Lufthansa, Air Berlin, Germanwings und Eurowings aus. Viele weitere betroffene Fluglinien mussten die Flüge verschieben. In Schönefeld konnten 22 Flieger aufgrund des Streiks von 5:00 Uhr bis 11:00 Uhr nicht abheben. An beiden Standorten beteiligten sich insgesamt etwa 650 Arbeiter*innen.
In Stuttgart begann der Streik schon um 3:30 Uhr, rund 300 Menschen beteiligten sich. In Hamburg traten um 4:00 Uhr etwa 100 Beschäftigte des Bodenpersonals in den Ausstand, doch es kam zu keinen Ausfällen oder Verspätungen, da der Flughafen Leiharbeiter*innen als Streikbrecher*innen einsetzte. Eine geläufige Praxis der Unternehmen, die dadurch die Effekte der Streiks abmildern wollen.
Wie bei jedem Streik, besonders im Transportsektor, versuchte die Unternehmensseite, die Streikenden für das Chaos an den Flughäfen verantwortlich zu machen. „Es ist nicht hinzunehmen, dass Verdi die Flughäfen als öffentlichkeitswirksame Bühne zur Durchsetzung ihrer Forderungen schädigt und die Belange der Reisenden dabei völlig ausblendet“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel.
Doch die Fluglinien, genauso wie sämtliche Unternehmen der Branche, kümmert es wenig, mit niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen die Sicherheit von Personal und Passagieren aufs Spiel zu setzen. Darunter haben nicht nur Pilot*innen und Flugbegleiter*innen, sondern auch das Bodenpersonal zu leiden, während sich der Vorstand massive Gewinne einstreicht. Der Warnstreik ist die Folge dieser miserablen Lohnpolitik.
Die Arbeitsniederlegung sollte den Druck auf den Flughafenverband ADV erhöhen, mit dem am Freitag eine neue Verhandlungsrunde stattfinden soll. ver.di fordert für einen neuen Tarifvertrag – da der alte aus 2013 stammt – Lohnerhöhungen von einem Euro pro Stunde sowie bessere Aufstiegsmöglichkeiten.
Damit reiht sich der Warnstreik der Flugbegleiter*innen in ein Panorama verschiedener Kämpfe ein: Zu Beginn der Woche streikten die Beschäftigten des Charité Facility Managements (CFM), um gegen Ausgliederung und für einen Tarifvertrag zu protestierten, und in der kommenden Woche wird es in Berlin einen zweitägigen Warnstreik von GEW, ver.di und IG Bau geben, die eine Aufwertung der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes im Tarifvertrags der Länder (TV-L) fordern.