Wakanda – männliche Monarchie im technologisiertesten Land der Welt?
Black Panther aus dem Marvel Cinematic Universe ist nicht nur ein Film über einen schwarzen Superhelden. Es ist auch ein Film mit starken Women of Colour und einer klar empowernden Absicht. Dennoch verherrlicht er die kapitalistische Welt. Unter den Black Panthers hätte es in Wakanda keinen König gegeben! Eine Rezension
Spoilerwarnung! Black Panther ist ein Superheldenfilm. Soweit vorweg, damit keine Diskussionen über die Qualität der Dialoge oder die Logik in den Kämpfen entsteht. Dennoch ist er ein Film, der sich deutlich von Klassikern des Genres, wie Superman und Spiderman abgrenzt.
T’Challa aka Black Panther wird König des fiktiven afrikanischen Lands Wakanda, das durch ein nur dort vorkommendes Metall über modernste Technologien verfügt. Wakanda verschleiert das vor der restlichen Welt und präsentiert sich als unterentwickeltes, armes Land.
Es tut gut, dass Wakanda die USA und Europa veraltet und technisch unterlegen aussehen lässt. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk in der Darstellung Wakandas auf Stereotypen über Afrika. Wilde Tiere, wunderschöne Landschaften, das enorm entwickelte Land wählt seinen König per Erbmonarchie und mithilfe eines rituellen Kampfes. Die traditionell afrikanische Kleidung kombiniert mit neuester Technologie ist für einen Marvel-Film beeindruckend. Aber es ist eben doch eine Reproduktion von Klischees und einer eindimensionalen Sichtweise.
Viel Hoffnung bringt Shuri, die Prinzessin von Wakanda und kleine Schwester des Black Panther, in den Film. Sie rebelliert immerhin im Ansatz gegen die Traditionen, findet die rituelle Kleidung eher öde. Sie ist eine handelnde Frau mit Sprechrolle, die nicht vom männlichen Helden gerettet wird. Ihr Labor ist der Ort, wo der Anzug des Black Panther gefertigt wird und Menschen über Nacht von Schussverletzungen geheilt werden. Sie ist eine Figur in einem Superheldenfilm, wie wir sie uns lange gewünscht haben. Sie ist ihrem Bruder deutlich überlegen, aber steht dennoch aus unlogischen Gründen als Prinzessin an seiner Seite, kandidiert nicht um den Thron und weder sie noch Nakia, die Exfreundin von T’Challa, die als Spionin arbeitet, nehmen das Herzförmige Kraut, das dem Black Panther seine Superkräfte verleiht, selber zu sich, sondern bringen es zu T’Challa.
Shuri, Nakia und auch die komplett weibliche Armee Wakandas unter Leitung der Generälin Okoye sind Charaktere, von denen ich mit 13 noch träumen musste und mich mit Mary Jane Watson und Lois Lane zufrieden geben sollte. Es werden Mädchen mit diesem Film aufwachsen, der anders als in Wonder Woman nicht jede weibliche Figur in ein möglichst enges Outfit steckt. Und sie werden Women of Colour als Vorbilder haben können, die Superman mindestens ebenbürtig sind. Doch sie werden auch sehen, dass jede Frau in jedem Superheld*innenfilm nicht ohne Mann – sei es Geliebter, Freund oder Bruder – existieren kann.
Black Panther versucht eine andere Version von Afrika zu erschaffen, doch der Film scheitert. Marvel erschafft mit Wakanda ein Land, das den Kapitalismus am Besten für sich verwertet – und am Ende mit einem Entwicklungshilfeprogramm in die Fußstapfen der aktuellen imperialistischen Staaten tritt.
Die Black Panthers, in Oakland gegründet, wo der Film beginnt, haben sich immer gegen Kapitalismus und den Staat positioniert. Ihre Aktionen richteten sich gegen Rassismus und sie waren Sozialist*innen. Killmonger, der Bösewicht und Cousin von T’Challa, kritisiert Wakanda dafür, dass sie die Situation der schwarzen Menschen im Rest der Welt ignorieren. Die Lösung, die die Führungselite von Wakanda findet, ist nicht die weiße Vorherrschaft und die kapitalistische Funktionsweise zu stürzen. Sie integrieren sich vollständig in die Vereinten Nationen und organisieren Hilfsprogramme. Diese Lösung ist heuchlerisch und verräterisch gegenüber der schwarzen Community und insbesondere der Black Lives Matter Bewegung. Kein Entwicklungshilfeprogramm beendet Rassismus!
Unter den Black Panthers hätte es in Wakanda keinen König gegeben!