Vorwort zur 3. Auflage

13.12.2011, Lesezeit 3 Min.
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Occupy! Besetzen! Ende 2011, im vierten Jahr der Weltwirtschaftskrise, schallte dieser Schlachtruf rund um die Welt. Inspiriert vom Arabischen Frühling und besonders von der Besetzung des Tahrir-Platzes in Kairo – die eine Welle von Demonstrationen und Streiks auslöste, die im Sturz des Diktators Mubarak gipfelten – haben junge Menschen in hunderten Städten öffentliche Plätze besetzt und Zeltstädte aufgebaut. #Occupy-Proteste gab es an symbolischen Orten wie der Puerta del Sol in Madrid oder dem Platz der Republik in Berlin, aber auch in Finanzzentren wie der New Yorker Wall Street oder dem Frankfurter Bankenviertel.

Denn es ist unerträglich geworden, dass eine kleine Schicht von KapitalistInnen und kapitalistischen PolitikerInnen („1%“) die Kosten ihrer Krise auf die ArbeiterInnen und Jugendlichen („99%“) abwälzt. Doch sind diese ge-occupy-ten Orte die wirklichen Zentren der Macht? Zeigen die Platzbesetzungen einen Weg auf, um die KapitalistInnen für ihre Krise zahlen zu lassen?

Ende 2011 jährt sich auch zum zehnten Mal die Wirtschaftskrise in Argentinien, die mit den revolutionären Tagen am 19./20. Dezember 2001 offen zu Tage trat. Praktisch über Nacht hatten Millionen Menschen ihre Ersparnisse und ihre Arbeitsplätze verloren. Die Proteste dagegen waren vielfältig: Arbeitslose haben Straßen blockiert, ArbeiterInnen haben hunderte Unternehmen besetzt, Angehörige der Mittelschicht haben auf Töpfe gehauen („Cacerolazo“) und Volksversammlungen organisiert. Diese Proteste konnten eine Reihe von Präsidenten stürzen, die massive Senkung der Lebensstandards der Bevölkerung jedoch nicht aufhalten.

Zum zehnten Mal jährt sich auch die Besetzung der Keramikfabrik Zanon in der argentinischen Stadt Neuquén. Um sich gegen Entlassungen zu wehren, haben die ArbeiterInnen ihre Fabrik besetzt und schließlich unter ArbeiterInnenkontrolle zum Laufen gebracht. Aus einer Verzweiflungstat im Kampf um die eigene Existenz ist ein lebendiges Beispiel geworden, dass die Produktion auch ohne KapitalistInnen funktionieren kann. Vor allem zeigt diese Erfahrung, dass es möglich ist, sich gegen die Auswirkungen der Krise zu wehren: Eben nicht indem man im Campingzelt ausharrt, sondern indem man die Produktionsmittel der KapitalistInnen enteignet. Anders ausgedrückt: Occupy factories! Occupy workplaces! Occupy means of production!

Auch in anderen Teilen der Welt und selbst in Deutschland hat es Versuche gegeben, Fabriken zu besetzen und unter ArbeiterInnenkontrolle zu betreiben. Meistens jedoch fehlte es diesen Abwehrkämpfen an einer klaren Strategie, und deswegen mussten sie früher oder später dem Druck des Systems nachgeben. Das war beispielsweise auch bei der Fahrradfabrik „Bike Systems“ in Nordhausen* der Fall. Zanon hielt aber diesem Druck stand.

Dieser mittlerweile zehnjährige Kampf war aufgrund der Selbstorganisierung der ArbeiterInnen möglich, die jeden Schritt des Kampfes in Versammlungen diskutierten und entschieden – aber auch wegen einer trotzkistischen Organisation, die ein revolutionäres Programm in die Versammlungen einbrachte und Mehrheiten dafür gewinnen konnte. Es handelt sich um das Programm, das 1938 von der Weltpartei der sozialistischen Revolution, der Vierten Internationale, aufgestellt wurde. Mit dieser Broschüre wollen wir einen bescheidenen Beitrag dazu leisten, im Rahmen der historischen Krise des Kapitalismus die Vierte Internationale wiederaufzubauen und dieses Programm weltweit umzusetzen.

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