Von Clara Zetkin bis zum Kitastreik
// Bei einem Workshop an der FU Berlin im Rahmen der Kritischen Orientierungswoche diskutieren 40 Menschen über klassenkämpferischen Feminismus, den Zusammenhang von Kapitalismus und Frauenunterdrückung und die Frage der Selbstorganisierung von Frauen. Organisiert wurde er von Aktivist*innen der Revolutionär-kommunistischen Jugend. //
So sollte Uni immer sein: gemütlich auf Sofas vor der Mensa sitzen, über Themen wie die Vergesellschaftung der Hausarbeit und den Sturz des Kapitalismus durch die Arbeiter*innenklasse diskutieren und dabei noch ein paar neue Menschen kennenlernen. All das war möglich, weil innerhalb der Orientierungswoche für die Erstsemester*innen kritische Workshops zu verschiedenen Themen angeboten und rege diskutiert wurden. Bei diesem Workshop über Klassenkampf und Feminismus nahmen überwiegend Frauen teil und diskutierten über die Perspektiven der Frauenbewegung.
Ausgangspunkt war dabei die Feststellung, dass die Frauenunterdrückung im Kapitalismus eine spezielle Form angenommen hat. Sie ist auf verschiedenen Arten enorm nützlich für das Kapital geworden: Unbezahlte Hausarbeit durch Frauen trägt zu den Profiten der Kapitalist*innen bei. Die Arbeiter*innenklasse wird gespalten und kann sich deshalb weniger gut gegen ihre Ausbeuter*innen organisieren. Weibliche Arbeitskraft wird abgewertet und das Kapital kann sie billiger ausbeuten. Und Frauen werden zur Reservearmee gemacht, die je nach Bedürfnis in die Lohnarbeit hineingezogen oder in die Familie zurückgedrängt werden kann. Der Kapitalismus macht sich die Frauenunterdrückung zunutze und die Formen, in denen er das tut, dienen gleichzeitig dazu, die Unterdrückung zu festigen – eine unheilvolle Allianz.
Großes Interesse am Thema
Es wurde auch darüber gesprochen, wie gegen Sexismus und Frauenunterdrückung gekämpft werden kann. Die Selbstorganisierung von Frauen erschien dabei als ein wichtiges Element, sei es in Arbeitskämpfen, an der Universität oder auch gegen Alltagssexismus. Der Blickwinkel der Frauen der Arbeiter*innenklasse auf alle Fragen des Alltags und der Politik ist dabei zentral.
Außerdem wurde die Rolle von Männern analysiert: Sie leiden unter einem enormen Druck, der von gesellschaftlichen Vorstellungen von Männlichkeit ausgeht. Gleichzeitig profitieren sie durchaus unmittelbar von sexistischen Vorstellungen – zum Beispiel arbeiten sie weniger im Haushalt und es wird ihnen oft sehr viel mehr Autorität zugesprochen.
Das große Interesse spiegeln zwei Entwicklungen wieder: Feminismus ist wieder ein wichtiger Bezugspunkt vieler junger Frauen. Gleichzeitig erfahren immer mehr Frauen am eigenen Leib, wie eng ihre Probleme und ihre Unterdrückung mit dem kapitalistischen System zusammenhängen. Zunehmende Prekarisierung von Frauenarbeit, Gewalt gegenüber Frauen, die mit der Wirtschaftskrise vielerorts sichtbar zugenommen hat und Angriffe auf erkämpfte Rechte sowie auf alles, was nicht der Ideologie der bürgerlichen Ehe zwischen Mann und Frau entspricht: Die Erkenntnis, dass der Kapitalismus gestürzt werden muss, um die Emanzipation zu ihrem Ende zu führen – und vor allem vor Angriffen zu sichern – ist heute so greifbar wie lange nicht mehr.
Nächsten Dienstag (13.10.) findet ein weiterer Workshop statt. Um 16 Uhr diskutieren wir im Couchcafé vor der Mensa II an der FU Berlin die Frage „Was ist Marxismus?“.