Vom internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zum Frauenstreik!
Am 25. November ist internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, Mädchen und weiteren unterdrückten Geschlechtern. Warum wir als Brot und Rosen auf die Straße gehen und was dieser Kampf mit den aktuellen Streiks und Deutsche Wohnen zu tun hat.
Im vergangenen Jahr sind die bei der Polizei angezeigten Fälle von Gewalt zwischen Partner:innen oder Ex-Partner:innen um fast 5 Prozent gestiegen. In Deutschland gab es laut BKA 2020 146.655 Fälle real ausgeübter oder versuchter Gewalt. Die Dunkelziffer an nicht gemeldeten Gewaltvorfällen wird weitaus höher geschätzt, auch zusätzlich bedingt durch die Pandemie, die es durch beispielsweise weniger Kontakt mit anderen Personen oder das ständige Zusammensein mit dem:der Partner:in in der Wohnung erschwert, beispielsweise am Telefon Notfallhotlines oder die Polizei zu kontaktieren. Dazu kommt, dass viele Frauen in prekären Jobs gefangen sind, was die Abhängigkeit zu Partner:innen extrem erhöht, und dass die Wohnungsnot und die extrem hohen Mieten die Freiheit im Zusammenleben einschränken.
Unsere Antwort gegen diese Epidemie der Gewalt ist die kollektive Organisierung. Denn Gewalt gegen Frauen ist kein individuelles Phänomen, und so dürfen es auch unsere Gegenmaßnahmen nicht sein. Allein 2020 gab es 139 Feminizide, also Morde an Frauen, weil sie Frauen sind. Morden an Frauen und weiteren unterdrückten Geschlechtern liegen tiefe strukturelle Bedingungen zu Grund, die Frauen oftmals ökonomisch abhängig von gewaltausübenden Partnern machen oder ihnen verletzliche Positionen in der Familie zuordnen. Die patriarchale Gewalt stellt die Aufrechterhaltung der Ausbeutung im Kapitalismus sicher. Der gewaltvolle Status quo dient dem Ziel einer Trennung von produktiver und reproduktiver Sphäre.
Es ist deshalb besonders wichtig, den internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zusammen zu führen mit den Kämpfen gegen die kapitalistischen Strukturen, die Gewalt erlauben. Dazu gehört die Mobilisierung zur Enteignung von Deutsche Wohnen, denn Frauen, Mädchen und weitere unterdrückte Geschlechter brauchen bezahlbar ihren eigenen Wohnraum, um sicher sein zu können. Auch die aktuellen Streiks im Öffentlichen Dienst, in der Tarifrunder der Länder, müssen im Sinne des Frauenstreiks politisiert werden: Gegen das Outsourcing und die Prekarisierung, denen Abhängigkeitsverhältnissen zugrunde liegen, für die Eingliederung und Tarifverträge für alle zu guten Bedingungen und kostenlose Kinderbetreuung für alle mit einem guten Tariflohn.
Wir gehen gegen Gewalt an Frauen, Mädchen und allen unterdrückten Geschlechtern auf die Straße mit der Perspektive eines politischen Streiks und einer kollektiven Organisierung. Die Regierungen auf Länder- und Bundesebene haben uns nichts anzubieten. Sie verweigern die Enteignung von Deutsche Wohnen und Co., die Erfüllung der Forderungen des Streiks im Öffentlichen Dienst, sie vertiefen die Prekarisierung von Frauen und erhalten die Abtreibungsparagraphen 218 und 219a StGB aufrecht, sie wälzen die Pandemie insbesondere auf arbeitende Frauen ab. Dagegen ist es besonders notwendig, innerhalb der Gewerkschaften für einen politischen Frauenstreik einzutreten, in dem tatsächlich die Betriebe stillgelegt werden. Die Mobilisierungen gegen die systematische institutionelle Gewalt gegen Frauen in Polen weisen uns den Weg: Für eine massenhafte Frauenstreik-Bewegung, angeführt von den Arbeiterinnen!
In Berlin gehen wir deshalb am Donnerstag den 25. November um 18 Uhr auf die Demo, die bei der S-Bahn-Station Marzahn beginnt. In München sind wir am Samstag den 27. November um 14:30 Uhr auf der Demo am Josephplatz. Schreib uns gern, wenn du mit uns kommen möchtest!