Voith Sonthofen: Verstaatlichung unter Kontrolle der Beschäftigten statt Jobverlust!
Das Voith-Werk in Sonthofen soll geschlossen werden, obwohl die Beschäftigten sich mit einem Streik dagegen wehren. Doch wenn die Geschäftsführung den gut laufenden Standort aufgeben will, sollten dann nicht die Beschäftigten selbst das Werk übernehmen und so ihre Jobs retten?
Die rund 500 Beschäftigten des Voith-Werks im Allgäu streiken seit dem 23. April. Das Unternehmen will das Werk bis zum Jahresende schließen – obwohl bisher profitabel produziert wurde. Im vergangenen Jahr brachte das Werk unter anderem mit den dort produzierten Spezialgetrieben 100 Millionen Euro Umsatz und 7 Millionen Gewinn ein. Die Unternehmensführung will nun fast 500 Arbeitsplätze vernichten, um mit einer konzentrierteren Produktion an anderen Standorten noch höhere Gewinne zu erzielen.
Da die Verhinderung einer Werksschließung in Deutschland juristisch nicht als Streikgrund anerkannt wird, lautet die offizielle Forderung der IG Metall, dass es einen Sozialplan geben soll. Dieser würde hohe Abfindungen und andere Maßnahmen wie eine Auffanggesellschaft für die Entlassenen bedeuten. Doch den Beschäftigten geht es nicht um eine Abfindung, sondern um den Erhalt ihres Betriebs. Deswegen will die IG Metall mit dem Sozialplan die Kosten für die Schließung so hoch treiben, dass diese sich für die Eigentümer*innen nicht mehr lohnt. Doch wenn die Voiths sich trotz Gewinnen in Sonthofen in Zukunft höhere Profite von einer Umstrukturierung erhoffen, werden sie dafür auch höhere Kosten in Kauf nehmen. Und falls nicht: wie können die Beschäftigten in Zukunft einer Unternehmensführung vertrauen, die eigentlich vorhatte, sie alle rauszuwerfen? Und auch der Verkauf an ein anderes Unternehmen, auf den manche Beschäftigte hoffen, birgt die Gefahr, das früher oder später gekürzt und gekündigt wird.
Verstaatlichung unter Kontrolle der Beschäftigten
Was wäre eine Antwort auf all diese Unsicherheit? Anstatt sich immer wieder den Interessen privater Eigentümer*innen zu unterwerfen, könnten die Beschäftigten das Werk selbst verwalten. Der Staat, dem das Werk unter dem Namen BHS auch schon bis 1989 gehörte, könnte es wieder übernehmen und die 500 Kolleg*innen könnten unter eigener Regie weiter produzieren.
Dabei müsste natürlich sichergestellt werden, dass Maschinen und Materialien, sowie notwendige Kontakte zu Zulieferern und Abnehmer*innen, Patente, und so weiter, auch tatsächlich im Betrieb bleiben.
Wenn die Kolleg*innen ihren starken Streik mit einer Kampagne für die Verstaatlichung verbinden, könnte diese Perspektive Realität werden. Sie sollten klarstellen: Wenn Bayerns Arbeitsminister Hubert Aiwanger tatsächlich „möglichst viele Arbeitsplätze erhalten“ will, dann soll sich sein Ministerium für die Übernahme des Werks durch den Bayerischen Staat einsetzen!
Und da die Voith Group das Werk ausschließlich aus Profitstreben dicht machen will, gibt es auch keinen Anlass, sie für die Verstaatlichung zu entschädigen. Es müsste den Staat also nicht einmal etwas kosten. Stattdessen wäre die Losung: Entschädigungslose Enteignung und Verstaatlichung unter Arbeiter*innenkontrolle!
Selbstverwaltete Betriebe sind in Deutschland bisher eher selten, ebenso wie eine Verstaatlichung einmal privatisierter Unternehmen. Doch bereits im vergangenen Jahr begann eine Welle von Entlassungen und Betriebsschließungen, besonders in Bayern.
Und in der kommenden Wirtschaftskrise durch die Corona-Pandemie wird es eine noch größere Gefahr von Schließungen und Entlassungen geben. Entweder akzeptieren wir dann, dass Millionen in die Arbeitslosigkeit geworfen werden oder wir kämpfen für den Erhalt unserer Jobs – auch durch Verstaatlichung und Selbstverwaltung.
Stimmen der Beschäftigten
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