VKG-Konferenz in Frankfurt beginnt: Warum wir für antibürokratische Gewerkschaften kämpfen

07.10.2022, Lesezeit 4 Min.
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Hafenstreik im Juli 2022 in Hamburg, Foto: Inés In

Am Samstag startet die Konferenz der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG). Es werden um die 100 Teilnehmer:innen aus verschiedenen Branchen erwartet. Warum wir daran teilnehmen.

Zu der VKG-Konferenz in Frankfurt werden Kolleg:innen unter anderem aus der Autoindustrie, der Pflege, dem Hafen und dem Sozial- und Erziehungsdienst erwartet. Sie wollen eine gemeinsame gewerkschaftliche Antwort auf die aktuellen Krisen geben.

Auf der Konferenz werden Strategien im Kampf gegen Reallohnverluste bilanziert. Stimmen erfahrener Kolleg:innen werden dabei über die Herausforderungen der vergangenen Tarifrunden sprechen und Schlussfolgerungen für die kommenden Tarifrunden ableiten. Auch zum Kampf gegen den Arbeitsplatzabbau werden mit betroffenen Kolleg:innen Perspektiven des Widerstands erarbeitet. Am Sonntag wird in Arbeitsgruppen konkret auf die Bedingungen im Gesundheitssektor, auf gewerkschaftliche Antworten für den ökologischen Umbau und zur Situation im Sozial- und Erziehungssektor eingegangen.

Wir kennen alle Kolleg:innen, die unzufrieden sind, die mit den Preissteigerungen und mit der alltäglichen Arbeitsbelastung zu kämpfen haben und sich eine andere Politik wünschen oder entmutigt und ohnmächtig auf die Entwicklungen blicken. Dabei gibt es positive Beispiele: Die Beschäftigten der Häfen streikten im Juni und Juli für einen Inflationsausgleich plus Zuschlägen.

Mit diesem Vorbild wollen wir uns die Frage stellen: Wie können wir in unseren Betrieben Kolleg:innen für ein Programm mobilisieren, das den Angriffen auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen entgegentreten kann? Ein Programm, das nicht nur die ökonomischen Auswirkungen der Krisen abfedert, sondern auch ihre Ursachen benennt und konfrontiert: So sind die Probleme im Gesundheitswesen wie das DRG-System und die Privatisierung und Zentralisierung der Krankenhäuser eine Folge eines profitorientierten Systems. Dagegen kämpfen wir als Gewerkschafter:innen für eine Umstellung der Wirtschaft nach sozialen und ökologischen Kriterien. Dafür braucht es die Verstaatlichung der Energiebranche und der Schlüsselindustrien unter der demokratischen Kontrolle der Beschäftigten

Aber die bürokratischen Führungen der Gewerkschaften machen lieber zusammen Politik mit der Regierung und verhandeln lieber Kompromisse im Interesse der Konzerne aus. Wir hingegen wollen Erfahrungen und Diskussionen aus allen Bereichen zusammenzubringen, um Beschäftigte zu ermutigen, nicht nur eine andere Politik von der Regierung und der Gewerkschaftsbürokratie zu fordern, sondern selbst diese Politik zu gestalten und für die Interessen von Arbeiter:innen gegen Aufrüstung, Klimakatastrophe und Krieg auf die Straße zu gehen und Arbeitskämpfe als einen Ort für ihre Politik zu verstehen.

Die Gewerkschaftsführungen bleiben dabei stehen, Tarifkämpfe zu führen, aber versuchen nicht genug Einfluss auf die aktuellen Protestbewegungen gegen die Inflation zu nehmen. Sie unterstützen in der Frage des Krieges und der Energiepolitik die Linie der Regierung, sie stellen keine Perspektive für einen ökologischen Umbau der Wirtschaft auf und konfrontieren nicht die Abschiebepolitik der Regierung. So überlassen sie den Rechten die Straßen, die auf die Unzufriedenheit über steigende Preise eine reaktionäre und nationalistische Antwort geben

Wir wollen den politischen Kampf nicht anderen überlassen. Wir wollen eine politische Perspektive der Arbeiter:innenklasse lebendig werden lassen, wir selbst wollen in das politische Geschehen eingreifen, um unsere Bedürfnisse und die der Arbeiter:innen international nach einer Wirtschaft ohne Profite zu bestimmen. Wir beteiligen uns an der Konferenz der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften, um diese Perspektive einzubringen und eine Alternative zu den bürokratischen und staatstragenden Führungen der Gewerkschaften zu entwickeln. Dazu werden wir auch auf unserer Zeitung berichten.

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