[Video] „Wir erfahren in der Schule täglich Sexismus“
Elena und Pauline, Schülerinnen der Marxistischen Jugend und Brot & Rosen, sprechen beim Frauen*streik am 8. März in München über Sexismus in der Schule und die Notwendigkeit der Selbstorganisation.
Wenn man mal darüber nachdenkt, verbringen wir einen großen Teil unseres Lebens in der Schule. Um genau zu sein, durchschnittlich 1/6 der Lebenszeit. Sie begleitet uns also in einer komplizierten Entwicklungsphase und diese Phase verbringen wir die meiste Zeit in der Schule. Sie lehrt uns also nicht nur Wissen, sondern prägt auch maßgeblich unsere Werte und unseren Charakter. Umso schlimmer ist es, dass die Schule an dieser wichtigen Aufgabe scheitert.
So erfahren wir in der Schule täglich Sexismus. Eine Form davon, ist die Trennung des Sportunterrichts in männlich und weiblich bis zur 10. Klasse. Im Jungensport wird dann Fußball gespielt und die Mädchen tanzen. Und das liegt sicher nicht daran, dass Mädchen nicht Fußball spielen können, sondern weil sich der Lehrplan an sexistische Frauenbilder anpasst und Fußball als ein männerdominierten Sport auch nur den Jungs beibringt. So werden wir wieder einmal in eine Rolle gedrängt, die uns nicht die gleichen Fähigkeiten zutraut wie Männern, und ein Rollenbild das uns verbietet uns höhere Ziele zu setzten.
Dieser Mangel an Selbstbewusstsein führt zu weiteren Problemen wie zum Beispiel einer wahnsinnig großen Zahl an Essstörungen unter Mädchen. Denn es existiert eben immer noch das Bild dass wir Frauen für den Mann die “perfekte Frau” sein müssen.
Eine Frau die schlau ist, aber natürlich nicht zu schlau.
Eine Frau die sportlich ist, aber nicht zu stark.
Eine Frau die Unabhängigkeit ist, aber nicht zu selbstständig. Wir werden also zu Objekten gemacht und nehmen den Druck auf uns, uns ständig mit anderen Frauen zu vergleichen.
Dieser ständige Vergleich führt zu Unsicherheit, Selbstzweifel, einem Minderwertigkeitsgefühl, und endet eben oft in einer Essstörung.
So scheitert die Schule nicht nur daran präventiv zu helfen, sondern auch wenn wir Mädchen bereits sexistische Erfahrungen gemacht haben.
Wir lernen also nicht wie man mit Sexismus umgeht.
Wir lernen auch nicht, wie andere Frauen sich dagegen gewehrt und gekämpft haben.
Denn dafür ist anscheinend im Geschichtsunterricht zu wenig Zeit. Viele haben also noch nie etwas von revolutionären Frauen oder Frauenbewegungen gehört. Nicht mal der 100. Jahrestag des Frauenwahlrechts hat dafür eine Gelegenheit geboten. Auch zum 8. März hat sich die Schule in keinster weise geäußert, so haben wir SchülerInnen versucht an der Schule für den 8. März zu mobilisieren, was jedoch auch nur bis zu einem, nicht sehr kämpferischen Grad unterstützt wurde.
Wir fragen uns: ist das Strategie um uns ruhig und stumm zu halten?
Unabhängig von einem Fach ist die Sprache mit der wir Schüler*innen täglich angesprochen werden. Ist es nicht erschreckend, dass wir Schülerinnen beinahe durchgehend mit „Schüler“ angesprochen werden und dass auch sonst nicht gegendert wird? Durch die Auslassung der weiblichen Form im Sprachgebrauch werden wir junge Frauen diskriminiert, wir werden nicht genannt. Warum sieht es die Schule nicht als Notwendigkeit an Mann und Frau anzusprechen, wenn sie beiden etwas beibringen wollen? Warum verharren sie auf dieser rückständigen, sexistischen Form? Auch der Sexualkundeunterricht in Biologie ist sexistisch. Nach wie vor wird die Hauptverantwortung für die Verhütung auf die Frau übertragen. Frauen sollen die Pille nehmen, das ist quasi Selbstverständlichkeit. Doch wird uns nicht gesagt wie schädlich diese ist: psychisch wie physisch. Warum? Das es zur Zeugung eines Kindes Mann und Frau braucht ist eigentlich klar, dennoch wird uns meist die Hauptverantwortung für eine ungewollte Schwangerschaft gegeben. Es sollte Pflicht der Schule sein, gegen dieses Bild aufzuklären. Wenn die Schule brennt, wissen wir alle genau was zu tun ist, wir proben jährlich den Ernstfall. Wer aber hat uns jemals gesagt wie wir mit einem sexuellen Übergriff oder einer Vergewaltigung umgehen können? Das Thema wird meist stillschweigend übergangen, als wäre es nicht relevant, oder würde nicht existieren. Dabei leiden einige Schülerinnen darunter. Die Schule hätte die Möglichkeit uns zu starken, selbstbewussten Frauen zu erziehen, doch sie scheitert an ihren sexistischen, patriarchal verankerten Strukturen. Lasst uns zusammen dagegen kämpfen, heute, in Zukunft, in der Schule und darüber hinaus. Denn Frauen die kämpfen, sind Frauen die leben!