[Video] Sozialistischer Jugendlicher im katalanischen Fernsehen gegen Repression, Monarchie und Kapitalismus

05.03.2021, Lesezeit 9 Min.
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Seit der Verhaftung von Pablo Hasél gibt es starke Proteste der spanischen Jugend, besonders in Katalonien. Während die Regierung und die Medien die "Gewalt" verurteilen, prangert unser Genosse Pablo Castilla von der CRT und der Jugendgruppe Contracorrent im katalanischen Fernsehen die Kampagne der Kriminalisierung der Jugend und die Rolle der Monarchie an.

Schaut euch das Video an, wie Pablo Castilla sich gegen die Repression der Jugend wehrt, das Recht auf Aufstand verteidigt, die Pandemie- und Krisenpolitik der Regierungen und des Großkapitals anprangert und für eine antikapitalistische Alternative wirbt.

Hier das Transkript des Videos:

Vorhin wurde kommentiert, worauf ich gleich eingehe, dass wir in einer eine Utopie leben würden, dass wir Utopisten seien. Dass alles unrealistisch ist.

Was mir wirklich utopisch erscheint, ist zu denken, dass wir in diesem System weiterhin besser und besser und besser leben werden und dass es nicht zu neuen Krisen und neuen Episoden des Elends kommen wird, wie z.B. die Pandemie, die eng mit der Zerstörung der Umwelt zusammenhängt. Proviziert durch das Produktionsmodell der großen Unternehmen.

Es wurde auch gefragt: wann haben sich die Dinge von unten verändert, wann haben die großen Revolutionen von unten die Dinge verändert? Hauptsächlich, weil ich verstehe, dass Ihr liberalen Positionen näher seid, die nicht meine sind, aber die ersten liberalen Revolutionen waren Aufstände und waren der Anfang von all dem, sogar die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte sieht das Recht auf Aufstand vor. Liberale im Moment, ich weiß nicht, ob ihr euch als Liberale betrachtet oder nicht, aber es scheint, dass ihr oder die heutigen Liberalen ziemlich weit weg davon sind.

Ich komm schon zum Schluss. Es wurde gesagt, wir hätten nicht für Bildung gekämpft, wir hätten nicht für die Gesundheitsversorgung gekämpft. In meinem Fall und im Fall der Organisation, der ich angehöre, ist das eine Lüge. Wir haben uns vom ersten Tag an dafür eingesetzt, dass es an den Universitäten Sicherheitsmaßnahmen gibt, damit Präsenz möglich wird. Für Steuern auf große Vermögen, damit die Sicherheitsbedingungen gewährleistet sind und mehr Dozent:innen eingestellt werden können. Wir haben das brutale Verbrechen angeprangert, das in der Gesundheitsversorgung als Folge einer neoliberalen Politik der Privatisierung des Gesungsheitswesen stattfindet. Das hat auch die Generalitat [die katalanische Regierung] gemacht, auch das prangern wir an.

Und jetzt dazu, wie wir Dinge verändern oder wie sich Dinge verändern: Offensichtlich ist beispielsweise die Frage des Einschlagens von Schaufenstern oder die Plünderungen, die stattgefunden haben, nicht meine Methode oder die Methode meiner Organisation. Aber ich verstehe vollkommen, warum das passiert. Weil es die ganze Wut ist, die sich in diesem System aufbaut.

„Hier liegt das Problem, du verurteilst nicht“ (sagt der Jungliberale).

Nun, nein, ich werde es nicht verurteilen. Ich werde mich nicht auf die Seite all jener Leute stellen, die all diese jungen Leute kriminalisieren wollen. Aber Sie sprechen nicht über die Polizei, die bei den Zwangsräumungen dabei ist, über die Polizei, die z.B. während der Pandemie weiterhin Bußgelder über Bußgelder in den prekärsten Vierteln verhängt hat, weil offensichtlich…

„Aber das ist Populismus, sie haben überall Bußgelder verhängt.“

Es ist kein Populismus, genau das haben sie gemacht, schauen Sie sich die Daten an.

Für mich ist es ganz klar, dass junge Menschen heute misshandelt werden. Die Daten zur Jugendarbeitslosigkeit wurden bereits kommentiert. Das Problem des Zugangs zu Wohnraum, nur 17 Prozent der Jugendlichen im Spanischen Staat können von zuhause ausziehen, aber auch im Fall der Prekarität geht es nicht nur um den Zugang zum Arbeitsmarkt, sondern die Mehrheit der Arbeitsplätze, die wir jungen Menschen einnehmen, sind meist prekär und dies hat auch eine Verbindung mit all den Arbeitsreformen der PSOE- und PP-Regierungen, genauso wie die Politiken, die auch in Katalonien durchgeführt wurden, von Seiten der Esquerra und JuntsxCat.

Und zu der Frage, ob wir veräppelt werden. Ich denke, ganz klar ja. Als Unidos Podemos entstand, habe ich es überhaupt nicht mit vielen Illusionen gesehen, denn es war 2008 und ich war 8 Jahre alt. Entschuldigung, in der Krise 2008 war ich 8 Jahre alt, Podemos ist danach entstanden, um die Situation zu verbessern und der Arbeiter:innenklasse und armen Sektoren einen Ausweg zu geben. Und heute sind sie Teil der Regierung, welche die Krise vor allem auf die jungen Leute abwälzt.

„Deiner Meinung nach haben sie nichts gelöst?“

Für mich nein, sie sind Teil und Fortsetzung des Problems, das es gibt, und viele junge Menschen sehen es heute, wenn sie auf Demonstrationen Repression erfahren, auch hier von Esquerra und JuntsxCat.

Nun, wir haben jetzt dieses Bild gesehen, aber nicht die Bilder der letzten Wochen, als es eine große Polizeirepression gab. Wir sprechen hier darüber, ob wir das verurteilen sollen oder nicht, aber wir sprechen nicht darüber, die Polizeibeamt:innen zu verurteilen, die einer jungen Frau ein Auge ausgeschossen haben, oder die Bilder der Polizeiangriffe im Stadtteil Gracia.

„Es wurde schon an anderen Tagen darüber gesprochen.“

Ja, aber.. dieses Bild aus Katalonien, über das ihr sprechen wollt…

„Ja, aber das Bild ist dieses, das Bild, dass wir diskutiern sollen, ist dieses…“

Das ist nicht meine Methode. Ich werde mich nicht auf die Seite derer stellen, die das Spiel spielen: verurteilt man oder nicht, so wie es auch die Generalitat, die politischen Parteien und die Regierungen machen, die all diese Organisationen kriminalisieren…

Was Ada Colau oder die progressiven Regierungen angeht, fragt, ich weiß nicht, die Straßenhändler:innen, gegen die die Polizei hart vorgeht; fragt die jungen Leute, die dieser Tage unterdrückt werden.

„Fragen wir die lieber Kaufleute, die ihre Steuern zahlen – und wegen den Straßenhändlern, wir müssten sehen, was man mit ihnen macht, aber nicht auf Kosten der kleinen Kaufleute. Nicht weil kleine Kaufleute von den Straßenhändler:innen geschädigt werden, werden wir die Polizei schlecht behandeln.“

Wenn du so besorgt um Kleinunternehmen bist, reden wir über die großen Banken, die ihnen brutale Zinsen aufzwingen und ihnen teure Kredite berechnen. Das ist, was kleine Unternehmen wirklich abwürgt. Wenn dich das so beunruhigt, lass uns darüber reden, denn es sind nicht die vier zerbrochenen Fensterscheiben von diesen Tagen, was die kleinen Unternehmen ausbeutet und das, was sie in den Ruin treibt. Das ist alles. Dass während der ganzen Quarantäne nicht einmal ein Euro an Miete erlassen wurde, und das hat nichts mit Glasscherben zu tun, sondern mit der Verantwortung der Banken und der großen Immobilienbesitzer.

Und wenn wir darüber reden, ob die Polizei Arbeiter:innen sind, sage ich: Sie gehören nicht zur Arbeiter:innenklasse, denn wenn sie es täten, würde sie nicht jedes Mal an jedem Streikposten unterdrücken, an jedem Ort, an dem die Arbeiter:innenklasse herauskommt, um ihre Rechte gegen die Bosse zu verteidigen, die sie brutal ausbeuten. Dann wäre da nicht die Polizei. Gerade weil die Polizei nicht Teil der Arbeiter:innenklasse ist, übernimmt die Polizei im Staat die Rolle, die Arbeiter:innenklasse, die Jugend oder wer auch immer seine Rechte verteidigt, zu unterdrücken.

„Aber in deinem Fall, demonstrierst du wegen der Inhaftierung von Pablo Hasel oder aufgrund dessen, was diese Verhaftung symbolisiert? Also wegen vieler anderen Dinge, die mit dieser Inhaftierung einhergehen, richtig?“

Ja, die Verhaftung von Pablo Hasel war der Auslöser, das heißt, ich habe mich schon vorher mit meinen Genoss:innen organisiert.

„Ja, und dann haben Sie gesagt – ich weiß nicht, ob man das hier mitbekommen hat – dass man das machen muss, um diese Situation, diese Gesellschaft, zu verbessern. Und ihr macht in den Universitäten Student:innenversammlungen gegen die Monarchie.“

Wenn wir sagen, dass all diese Wut, die infolge der Inhaftierung von Pablo Hasél die wir als brutalen Angriff auf die Meinungsfreiheit betrachten, dass all diese Wut der Jugend auch gegen die Monarchie gerichtet war, gegen die Beschneidung der Rechte und Freiheiten, die wir erleben, und gegen die Situation der negativen Zukunftsaussichten, die wir haben, dann schlagen wir deshalb diese Idee vor, Versammlungen in Schulen und Universitäten durchzuführen.

„Ihr wisst ganz genau, dass das, was ihr durchführen wollt, allein aufgrund des Kontextes, in dem wir uns befinden, unmöglich ist, ihr täuscht die Menschen und versucht, die Menschen zu täuschen.“

Die einzige Person, die hier lügt, ist diejenige, die sagt, dass wir in diesem System besser leben werden… („Genau.“) …und zu glauben, dass wir jeden Tag wachsen und besser leben werden, das ist nicht so.

„Weißt du, dass im Kapitalismus die Armut am stärksten zurückgegangen ist? Weißt du es oder nicht?“

Und wo die Ungleichheiten am meisten angestiegen sind.

„Zu sagen, dass der Liberalismus die Löhne senken will und will, dass wir Sklav:innen sind, das halte ich für Populismus.“

Das ist kein Populismus, sondern das, was gerade passiert.

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