Vermögen der Voiths könnte 100 Jahre die Gehälter des schließenden Werks in Sonthofen zahlen.

14.05.2020, Lesezeit 3 Min.
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Die Familie Voith steht mit einem geschätzten Vermögen von 2,3 Milliarden Euro auf Platz 85 der reichsten Deutschen. Ihr Werk in Sonthofen wollen sie trotzdem schließen. Voith-Erbin Ophelia Nick spricht über die Verantwortung der Reichen - während sie jetzt Hunderte auf die Straße setzt.

Ende 2020 soll das Getriebewerk Voith in Sonthofen im Allgäu dicht machen. 500 Arbeitsplätze werden zum Teil wegfallen, zum Teil nach Crailsheim in Baden-Württemberg verlegt. Die IG Metall hat die Beschäftigten zum unbefristeten Streik aufgerufen.

Alle Infos zum Streik bei Voith in Sonthofen.

Der Betrieb in Sonthofen schreibt schwarze Zahlen. Laut einem Beschäftigten aus der Streikleitung waren es im vergangenen Jahr 100 Millionen Euro Umsatz und 7 Millionen Euro Gewinn vor Steuern. Aber der Konzern in Familienbesitz mit 19.500 Beschäftigten weltweit und 215 Millionen Euro Gewinn will noch mehr Profite herausholen. Voith hat das Werk erst vor 12 Jahren gekauft, früher war es mal staatlich, jetzt soll ein Teil der Produktion zum Nachteil der Beschäftigten verlagert und das Werk geschlossen werden.

Familie Voith redet von Werten

Verschiedene Wirtschaftsmagazine listen die Familie Voith mit einem Vermögen von 2,3 Milliarden auf Platz 85 der reichsten Deutschen, knapp hinter bekannten Namen wie der Familie Sixt (Autovermietung, 2,8 Milliarden) oder der Familie Rossmann (Drogeriemärkte, 2,85 Milliarden).

Bei einem durchschnittlichen Tariflohn in der Metallbranche von 4.000 Euro monatlich könnte man von dem Vermögen der Voiths 100 Jahre lang das komplette Gehalt der 500 Arbeiter*innen am Standort Sonthofen bezahlen. Oder 20.000 neue Pflegekräfte an Krankenhäusern für drei Jahre anstellen.

Voith-Erbin Ophelia Nick, die sich für die Grünen 2017 als Kandidatin für den Bundestag aufstellen ließ, sprach damals auch von Solidarität: „Wer viel Geld hat, muss sich solidarisch verhalten. Das ist Konsens.“ Allerdings ging es hier um die Finanzmittel von Kommunen. Wenn es um ihr eigenes Geld geht, zählt ihr Wort offenbar nicht. Auch die Aussage zum 150-jährigen Firmenjubiläum 2017 klingt heute angesichts der Schließung wie Hohn: „Wir sehen uns weniger als Shareholder, sondern als Bewahrer, der die Werte der Firma über Generationen hinweg weitergibt.“

Voith kann gehen, wir bleiben hier!

Die Streikenden in Sonthofen haben klar gemacht: Sie wollen ihre Arbeitsplätze behalten, die Familie Voith kann gehen, das Werk bleibt da. Damit dies gelingt, muss das Werk unter Kontrolle der Beschäftigten verstaatlicht werden – ohne Entschädigung für eine der reichsten Familien Deutschlands.

Stimmen der Beschäftigten

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Bildquelle: Eigenes Foto, „Euro“ von Araña1404 lizensiert unter CC BY-NC-ND 2.0

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