Verlängerter Lockdown: 15 km außer Haus nur noch, wenn du für deinen Boss schuftest

05.01.2021, Lesezeit 3 Min.
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Bild: Alexandros Michailidis, https://www.shutterstock.com/de/image-photo/german-chancellor-angela-merkel-european-parliament-1773689912

Am Dienstag beschloss das Bundeskabinett die Verlängerung des Lockdowns bis Ende Januar – mit einer wichtigen Neuerung: In Corona-Hotspots wird der Bewegungsradius auf 15 Kilometer beschränkt. Zur Arbeit pendeln und sich dort anstecken ist aber weiter erlaubt.

In Landkreisen mit einer 7-Tage-Inzidenz von über 200 Infizierten pro 100.000 Einwohner:innen dürfen sich die Menschen nur noch 15 Kilometer vom Wohnort entfernen. Damit erweiterten die Regierungen von Bund und Ländern die Regeln für den Lockdown, der nun bis zum 31. Januar verlängert wird. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit soll tagestouristische Ausflüge verhindern. Ausgenommen sind allein „triftige Gründe“, wie die Fahrt zur Arbeit. Auch ansonsten sollen private Treffen weiter eingeschränkt werden: Zusammenkünfte dürfen nur noch mit einer haushaltsfremden Person stattfinden.

Allein oder mit der Familie einen Ausflug zu machen, ist also verboten. Mit Dutzenden anderen in Bussen und Bahnen zum Betrieb zu fahren, und dort mit noch mehr Menschen eng zusammen zu arbeiten, ist aber weiterhin in Ordnung. Damit können zum Beispiel Fabriken in der Autoindustrie weiter laufen, obwohl sie keine lebensnotwendigen Produkte herstellen. So etwa bei Audi in Neckarsulm, wo sich zum Jahresende mehr als 100 Mitarbeiter:innen infiziert hatten.

Wie sehr die Profite vor Gesundheit gehen, zeigte sich bei den Schlachtereien von Tönnies, wo sich im Laufe des vergangenen Jahres hunderte Beschäftigte mit Corona infizierten, vor allem weil sie auf sehr beengtem Raum leben und arbeiten müssen. Auch bei Amazon gab es immer wieder Corona-Ausbrüche wie kürzlich im niedersächsischen Garbsen, wo sich 125 Kolleg:innen infizierten.

Am häufigsten stecken sich Beschäftigte im medizinischen Bereich mit Corona an, danach kommen gleich Lehrkräfte und Erzieher:innen. Zwar sind die meisten Schulen und Kitas jetzt bis Ende Januar weiterhin im Lockdown. Doch wird die Kinderbetreuung damit auf die Familien abgewälzt, trotz einiger zusätzlicher Tage Kinderkrankengeld. Zudem bleibt das grundsätzliche Problem bestehen: Zu wenig Personal und zu wenig Räume. Dadurch arbeiten die Beschäftigten häufig in großen Gruppen und Klassen mit hohem Ansteckungsrisiko.

Der verlängerte Lockdown mit der neuen 15-Kilometer-Regel bedeutet, dass die Verantwortung für den Gesundheitsschutz weiter auf das Individuum abgewälzt wird. Auf der Arbeit können sich die Beschäftigten aber weiter anstecken und das Virus mit nach Hause bringen, nur damit die Konzerne ihre Profite machen können. Diese bekommen zudem Milliarden-Subventionen, während der öffentliche Dienst unterfinanziert bleibt. Der Personalmangel an Schulen, Kitas, in Pflegeheimen und Krankenhäusern hat die jetzige Situation erst so dramatisch werden lassen. Die mittlerweile über 35.000 Corona-Toten in Deutschland sind das Verdienst der Bundesregierung mit ihrem Lockdown im Interesse der Bosse gegen die Arbeiter:innen.

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