USA und Großbritannien greifen im Jemen Rebell:innen an, um den Völkermord in Gaza zu verteidigen

15.01.2024, Lesezeit 7 Min.
Übersetzung:
1
Foto: Hani Mohammed/AP, @enfoquerojo

US-amerikanische und britische Streitkräfte haben als Vergeltungsmaßnahme gegen die Huthi-Truppen, die Schiffe blockiert haben, um gegen den laufenden Völkermord im Gazastreifen vorzugehen, mehrere Orte im Jemen bombardiert.

Dieser Artikel ist eine leicht überarbeitete Übersetzung eines Artikels, der zuerst am 12. Januar 2024 auf Englisch bei Left Voice erschienen ist.

Vor über drei Monaten hat der zionistische Staat Israel einen völkermörderischen Krieg gegen die Bevölkerung des Gazastreifens begonnen. Dieser Konflikt hat zu einer Eskalation der regionalen Spannungen geführt, da Israel auch Syrien und den Libanon bombardiert hat, darunter auch Beirut, wo die israelischen Verteidigungskräfte in den letzten Tagen sowohl einen Hamas- als auch einen Hisbollah-Führer getötet haben. Am 11. Januar eskalierte der Konflikt mit einer Bombardierungskampagne der Vereinigten Staaten und des Vereinigten Königreichs (zusammen mit den Regierungen der Niederlande, Australiens, Kanadas und Bahrains) an der Küste des Roten Meeres im Jemen.

Die jemenitischen Huthis, eine schiitische Miliz, die dem Iran nahesteht, greifen seit Wochen als Reaktion auf den israelischen Krieg gegen den Gazastreifen die Schifffahrtswege im Roten Meer an. Die Aktionen der Huthis hatten zu wochenlangen Verzögerungen im Schiffsverkehr geführt, da die Schiffe auf alternative Routen zum Roten Meer ausweichen mussten. Die Huthis griffen sogar britische und amerikanische Kriegsschiffe in der Region an, was Biden als Vorwand für die Bombardierungen vom Freitag nutzte.

Die Huthis haben gewarnt, dass sie weiterhin Schiffe im Roten Meer angreifen und zurückdrängen werden, bis Israel einem Waffenstillstand mit Gaza zustimmt. Ein Beispiel für die Auswirkungen dieser Aktionen ist die Entscheidung des dänischen Schifffahrts- und Logistikunternehmens Maersk, das angesichts der Angriffe angekündigt hat, alle Schiffe, die das Rote Meer und den Golf von Aden ansteuern, anzuhalten. Obwohl die Politik der Huthis die des radikalen Islam ist und folglich kein regionales sozialistisches Programm für die Befreiung Palästinas hat, stellen diese Angriffe der Huthis dennoch eine direkte Herausforderung für die Profite der imperialistischen Mächte dar. Diese Angriffe schaden Israels wirtschaftlicher Macht in einem Moment, in dem sowohl der zionistische Staat als auch die Vereinigten Staaten international geschwächt sind.

Die Verwüstungen, die Israel angerichtet hat und weiterhin anrichtet, werden immer deutlicher. Seit dem 7. Oktober – seit 100 Tagen – hat Israel mehr als 23.000 Palästinenser:innen getötet, davon etwa 40 Prozent Kinder, und mehr als 60.000 verwundet. Tausende werden noch immer unter den Trümmern vermisst. Währenddessen wurden die Luft- und Bodenangriffe im gesamten Gazastreifen fortgesetzt, auch im Süden, wo Hunderttausende von Vertriebenen in Sicherheit gebracht wurden, nur um mit weiteren Bombardierungen, Obdachlosigkeit und Hunger konfrontiert zu werden.

Dieses Massaker durch den zionistischen Staat hat eine internationale Bewegung für Palästina ausgelöst, die mehrere frühere Verbündete Israels – wie Frankreich – dazu gezwungen hat, einen Waffenstillstand zu fordern. Dadurch wurden die Vereinigten Staaten, Israels größter Unterstützer, isoliert und als der Völkermord unterstützende, imperialistische Kriegstreiber entlarvt, der sie sind. In der Tat haben die USA nichts unternommen, um das Massaker zu stoppen oder auch nur einzuschränken, sondern haben vielmehr vom ersten Tag an uneingeschränkte militärische und wirtschaftliche Unterstützung an Israel geleistet.

Doch nun werden die Interessen der USA und ihrer Verbündeten im Roten Meer durch die Huthis gestört, und die imperialistischen Mächte reagieren mit voller Wucht. Es ist klar, dass für den US-Imperialismus die Profite wichtiger sind als das Leben der Palästinenser:innen. Im Namen des Schutzes dessen, was das Weiße Haus als „Freiheit der Schifffahrt“ und „den freien Fluss des internationalen Handels“ bezeichnete, begannen die Vereinigten Staaten, den Jemen zu bedrohen, und führten schließlich diesen Freitag gemeinsam mit britischen Bombern Angriffe auf das Land durch.

Trotz der US-Angriffe schworen die Huthis, ihre Angriffe im Roten Meer fortzusetzen, und riefen am Freitag zu Massendemonstrationen im Jemen gegen die von Biden angeführte Koalition und gegen den Völkermord Israels am palästinensischen Volk auf.

Seit Jahren wird der Jemen von einer Koalition aus den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien (dem Feind des Iran in der Region) angegriffen, was zu einer der schwersten humanitären Krisen im Nahen Osten geführt hat. Im Jahr 2022 wurde ein informeller Waffenstillstand erreicht, nachdem die US-amerikanisch-saudi-arabische Koalition besiegt worden war. Dieser brüchige Waffenstillstand wurde in den letzten 24 Stunden erneut gebrochen.

Doch die Aktionen vom Freitag gehen noch einen Schritt weiter: Die Vereinigten Staaten haben sich nun in einer Weise militärisch in Israels laufenden Krieg in Gaza eingemischt, wie sie es bisher nicht getan haben, und drohen, den Konflikt weit über Gaza hinaus auszuweiten.

Der israelische Premierminister Netanjahu hatte bereits angekündigt, seine Operationen auf den Libanon, Syrien, den Iran und die Türkei auszudehnen, „wenn es nötig ist“. Der jüngste Angriff auf Beirut ist der erste israelische Angriff auf den Libanon seit 2006. Mit anderen Worten: Die israelische Regierung eskaliert die Spannungen in der gesamten Region und scheint bereit zu sein, die Ausweitung des Krieges auf andere Länder im Nahen Osten zu riskieren. Die USA haben in der Vergangenheit versucht, die Rolle des Moderators zu spielen und einen breiteren regionalen Konflikt zu verhindern, ohne Israel dabei auf die Füße zu treten. Jetzt aber hat Biden selbst den Konflikt eskaliert und die USA direkt militärisch in der Region engagiert.

Innerhalb weniger Stunden haben China, Russland und die Türkei die Angriffe auf den Jemen abgelehnt. Die meisten arabischen Länder, deren Führungskräfte angesichts des israelischen Massakers weggeschaut haben, wollen nicht, dass ein neuer Funke ein Feuer in der gesamten Region entfacht.

Die New York Times stellt fest:

Einige amerikanische Verbündete im Nahen Osten, darunter Golfstaaten wie Katar und Oman, hatten die Sorge geäußert, dass die Angriffe gegen die Huthis außer Kontrolle geraten und die Region in einen größeren Krieg mit anderen iranischen Stellvertretern wie der Hisbollah im Libanon oder von Teheran unterstützten Milizen in Syrien und im Irak hineinziehen könnten.

Der brutale Völkermord Israels am palästinensischen Volk, der in der ganzen Welt zu beobachten ist, hat eine Welle der Empörung ausgelöst und eine Unterstützungsbewegung für das palästinensische Volk wiederbelebt, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. Hundert Tage nach Beginn der israelischen Offensive im Gazastreifen wird weltweit zur Solidarität mit dem palästinensischen Volk aufgerufen, und es gibt bereits Aufrufe, die Angriffe auf den Jemen einzustellen und die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich und ihre Verbündeten zum Abzug aus dem Nahen Osten aufzufordern.

Der Kampf gegen die zionistische Offensive gegen den Gazastreifen und das Westjordanland ist auch Teil der Verhinderung eines neuen allgemeinen Krieges im Nahen Osten in den Händen des mit Israel verbündeten Imperialismus. Es ist dringend notwendig, die Arbeiter:innenbewegung und die Gewerkschaften gegen die zionistische und imperialistische Offensive im Nahen Osten einzubeziehen und neue Massaker zu verhindern.

Mehr zum Thema