„Unsere Selbstorganisierung gegen ihre Gewalt“
FRAUENKAMPF: Am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, gingen Menschen auf der ganzen Welt auf die Straße. Auch in Berlin fand eine Demonstration von bis zu 400 Frauen, Lesben, Inter- und Trans-Menschen statt. Es wurde klar, dass der Kampf gegen Frauenunterdrückung auch antiimperialistisch und antikapitalistisch sein muss.
„Our feelings are political“ stand auf einem der Banner, mit denen bis zu 400 Frauen, Lesben, Trans- und Inter-Menschen gestern am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen durch Kreuzberg demonstrierten. Mit der Aktion wollten wir feministische Kämpfe auf der ganzen Welt miteinander verbinden. Die Demo wurde unter anderem von kurdischen Frauengruppen organisiert, die über die konkrete Erfahrung ihrer Genossinnen im Kampf gegen nationale und patriarchale Unterdrückung berichteten.
Vor der Gerhart-Hauptmann-Schule, die von kämpferischen Geflüchteten vor drei Jahren besetzt wurde, fand eine Zwischenkundgebung statt. Geflüchtete Frauen aus dem International Women’s Space hatten mit zu der Demonstration aufgerufen. In der Schule hatten sie sich gegen ihre besondere Unterdrückung als Frauen, aber auch gegen Übergriffe durch ihre männlichen Kampfgenossen organisiert und eigene Frauenräume für sich besetzt. Sie sind heute weiterhin als geflüchtete Frauen aktiv und machen unter anderem auf die besondere Gewalt, der Refugee-Frauen ausgesetzt sind, aufmerksam. Im Anschluss an die Demonstration luden sie zu einer Buchvorstellung ein.
Auch eine Gruppe indigener Frauen aus Chile war dabei. Sie skandalisierten die Gewalt, die die chilenische Regierung am Volk der Mapuche ausübt und wiesen darauf hin, dass nicht alle Frauen die gleichen Interessen haben. Denn die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet ist mit für die Repression verantwortlich. Es zeigt sich auch an diesem Beispiel noch einmal deutlich: Es gibt Frauen, die ausbeuten und unterdrücken, weil sie Teil der herrschenden Klasse sind. Unsere Aufgabe ist es, diese herrschende Klasse zu zerschlagen, statt dafür zu kämpfen, dass einige von uns Teil von ihr werden können.
Eine andere Teilnehmende trug ein Transparent mit der Aufschrift: „While you work, I clean your house – Decent work for all!“ Vor allem migrantische und auch geflüchtete Frauen sind darauf angewiesen, Reinigungsjobs anzunehmen, meist ohne Verträge und schlecht bezahlt. Nicht selten werden sie dabei auch Opfer sexualisierter Gewalt. Frauen leiden oft unter besonders ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.
Am gestrigen Tag wurde eines sichtbar: Der Kampf gegen Frauenunterdrückung ist ein Kampf, der auch gegen das kapitalistische System und den Imperialismus geführt werden muss. Auf dem Weg der Demonstration zum Oranienplatz – dem symbolischen Ort der kämpferischen Geflüchtetenbewegung (und leider auch ihrer Krise) – war dies vom Lautsprecherwagen zu hören: „Unsere Selbstorganisation als Frauen ist die einzige Antwort gegen den Feminizid“ (den Frauenmord).