Universität der Künste Berlin: Internationale Solidarität mit den Studierenden in der Türkei
Seit Monaten protestieren die Studierenden der Boğaziçi Universität in Istanbul gegen die Polizeipräsens an der Uni und für den Rückstritt des regierungstreuen Rektors. In Solidarität mit den Protesten in der Türkei haben Studierende und Dozierende der Universität der Künste Berlin letzte Woche eine Solidaritätsaktion organisiert. Hier ist ihre Stellungnahme und die Aufnahmen aus der Aktion.
Wir Studierende und Dozierende der UdK, haben am 7. März im Ruinengarten unserer Universität eine Aktion in Solidarität mit den Studierendenprotesten in Istanbul organisiert.
Das Video beginnt mit dem Blick in den leeren Ruinengarten. Mit dem Klang einer Cura (eine kleine Langhalslaute) erscheint jemand und stellt sich in den Garten. Nach und nach kommen mehr Menschen dazu, die mit Kellen auf Töpfe schlagen, in der Türkei nennt man das tencere tavalı protesto. In der Türkei symbolisiert dies seit den sogenannten Gezi-Protesten (2013) die Auflehnung gegen staatliche Willkür und die Einmischung der Regierung. Die Truppe der Topfschläger wird immer größer, bis der Klang der Cura verschluckt wird vom anschwellenden metallischen Lärm der Töpfe. Am Ende wird es still.
Wir wollten besonders in Zeiten der Isolation und des Social Distancing die Stärke des „Vorort Zusammenkommens“ aufzeigen und auch selber erleben. Ausgehend von der Idee, die kraftvolle Symbolik der Töpfe als Protestform aufzugreifen, haben wir am Drehtag selbst die genaue Umsetzung mit den Teilnehmenden entdeckt – auch die Cura kam spontan dazu.
Wir sind der Überzeugung, dass es sehr wichtig ist, Sichtbarkeit für den Freiheitskampf der Bogazici Uni und die damit in Verbindung stehende LGBTQI+ Community zu schaffen. Gerade wir als Kunststudierende und Kunstschaffende in Deutschland genießen eine gewisse Meinungsfreiheit und durch die universitären Institionen den Raum und die Mitteln, diese zu verwirklichen.
Wir möchten besonders die Forderungen der Bogazici Studierenden hervorheben und auch zu unseren eigenen machen. Noch dazu aber wollen wir unsere Energie als Video teilen, um Aufmerksamkeit auf die Ereignisse in Istanbul zu lenken. Wir sind überzeugt, dass eine hochenergische Unterstützung gebraucht wird. In der Türkei wird die politische Atmosphäre von Angst bestimmt. Studierende und Demonstrierende müssen tagtäglich Angst davor haben, jederzeit festgenommen zu werden – aus Gründen, die einem in Deutschland unmöglich vorkommen. Der türkische Hochschulrat, die Polizei und die regierungsnahen Medien reagieren auf die Forderungen der Demonstrierende immer wieder mit exzessiver, öffentlicher und juristischer Repression.
Es ist daher umso wichtiger, über die solidarischen Worten hinauszuwachsen, sowie mit allen Sinnen und Kräften zur Aktion gegen die Repression auf Studierende weltweit aufzurufen.
Zu den Ereignissen in Istanbul:
Seit dem 2. Januar 2021 protestieren massenhaft Studierende, Dozierende, Absolvent:innen und Angestellte der Bogazici Universität in Istanbul als Reaktion auf die Ernennung eines neuen Rektors durch die Regierung.
Die Demonstrierenden sind Polizeigewalt – in Form von Tränengas und Gummigeschossen –, sowie Festnahmen und nächtliche Razzien ausgesetzt. Die Polizei hat den Zugang zum Campus abgeriegelt.
Vier Studierende, die zur LGBTQI+ Community gehören, wurden aufgrund einer Kunstaktion festgenommen. Seitdem ist die LGBTQI+ Bewegung ins Visier der Regierung geraten, sie wurde zum Feindbild stilisiert sowie als Objekt von Hass und Hetze instrumentalisiert.
Wir stehen auf der Seite der Demonstrierenden und fordern:
- Den Rücktritt des regierungstreuen Rektors!
- Die Wiederherstellung der Autonomie der türkischen Universitäten!
- Die sofortige Freilassung der inhaftierten Studierenden!
- Das sofortige Ende der Abriegelung des Uni-Geländes!
- Ein sofortiges Ende der (öffentlichen) Angriffe und Kriminalisierungen der Dozierenden und der LGBTQI+ Community!
UdK Berlin – Boğaziçi Solidarität