Uni-Ranking: Münchner Unis sind die Lieblinge der Konzerne
Die Münchner Unis erfreuen sich einem aktuellen Ranking zufolge größter Beliebtheit bei Unternehmen. Die Uni-Bosse jubeln. Nichts zu lachen aber haben diejenigen, die den Laden tagtäglich am Laufen halten.
Mal wieder gute Nachrichten für die Uni-PR. Die Bosse der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) dürfen sich auf die Schultern klopfen. Beim kürzlich veröffentlichten sogenannten „Global University Employability Ranking“ haben die beiden Münchner Universitäten zum wiederholten Mal sehr gut abgeschnitten. Die Rangliste des britischen Bildungsmagazins „Times Higher Education“ beurteilt anhand der Einschätzungen von Personalverantwortlichen in Unternehmen in 22 Ländern, wie beliebt Absolvent*innen der Unis auf dem Arbeitsmarkt sind. Die TUM verbessert sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze und belegt damit im Ranking den sechsten Platz und lässt sogar große Namen wie Princeton und Yale hinter sich. Die LMU steigt fünf Ränge auf und liegt damit auf dem 26. Platz. Die beiden Münchner Universitäten sind damit die besten deutschen Vertreter*innen. Es folgen die Uni Heidelberg auf Platz 38 und die Humboldt-Universität zu Berlin auf Platz 51.
Bei den Uni-Oberen löste diese Nachricht wie zu erwarten Anfälle der Selbstbeweihräucherung aus. Prof. Bernd Huber, Präsident der LMU, nannte sie „eine großartige Bestätigung für die hohe Leistungsfähigkeit der LMU in Forschung und Lehre.“ Sein TUM-Kollege Prof. Wolfgang Herrmann freute sich, dass an der TUM „die Forschungsexzellenz mit der Ausbildungsexzellenz im Einklang“ sei. Für den frisch vereidigten bayerischen Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) zeugt das Ranking gar für „die Exzellenz des gesamten Wissenschaftsstandortes Bayern“.
Aber Moment – was bedeutet hier eigentlich Exzellenz?
Wenn das Ranking eines beweist, dann wie sich die Hochschulen den Bedürfnissen (und über die immer weiter ausufernde Drittmittelfinanzierung auch den Geldern) des Marktes unterwerfen. Die TUM bewirbt sich schließlich sogar als „unternehmerische Universität“ – besser träfe wohl „Universität der Unternehmen“.
Und wer sorgt denn eigentlich dafür, dass die Absolvent*innen so exzellent „employable“ sind? Die allergrößte Last in der Lehre liegt auf dem sogenannten Mittelbau, den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Lehrbeauftragten. Und während sich die Uni-Präsidenten mit bequemen Gehältern für „Leistungsfähigkeit“ oder „Ausbildungsexzellenz“ ihrer Unis belohnen dürfen, müssen sich die Beschäftigten in der verzweifelten Hoffnung auf eine Festanstellung in ferner Zukunft von Befristung zu Befristung und von Teilzeitstelle zu Teilzeitstelle hangeln. An deutschen Hochschulen sind mittlerweile neun von zehn wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen befristet beschäftigt, mehr als die Hälfte der Verträge hat eine Laufzeit von unter einem Jahr. Der Erfolg der Universitäten in solchen Rankings basiert auf massenhafter Prekarisierung in Forschung und Lehre.
Statt ewiger Hungerlöhne an den Universitäten braucht es dringend sichere, planbare und ordentlich bezahlte Stellen. Das bedeutet, dass sämtliche Werkverträge und Lehraufträge in Festanstellungen überführt werden müssen. Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz, das nach zwölf Jahren Kurz- und Kettenverträgen die weitere wissenschaftliche Laufbahn verunmöglicht, gehört abgeschafft. Stattdessen brauchen wir feste Stellen, die den tatsächlichen Bedarf decken. Die Kosten für diese unbefristeten Stellen muss der Staat tragen, damit die Wissenschaft nicht vom Gutdünken von Drittmittelgebern abhängig ist.
Bis die Arbeits- und Lernbedingungen solche Jubelstürme auslösen wie wertlose Prestige-Rankings, wird es wohl noch eine Weile dauern.
Zu den angeblich so hervorragenden Lernbedingungen übrigens: Der Autor hat diesen Artikel in einer der Fachbibliotheken der LMU geschrieben und musste eine ganze Weile suchen, ehe er einen Platz finden konnte.