Unabhängige Jugendorganisation
Debattenbeitrag anlässlich der Konferenz "15 Jahre Solid und Linkspartei – Welche Organisation für den Klassenkampf?" | von REVOLUTION
Es herrscht Krise und das weltweit, egal ob Corona, Krieg, Inflation oder Umwelt. Dabei versucht das Kapital die Folgen diese Krisen auf die Arbeiter_innenklasse abzuwälzen, was innerhalb der Klasse vor allem ihre prekärsten Teile, also Frauen, LGBTIA, migrantisierte Arbeiter_innen sowie Jugendliche trifft.
Als Jugendliche sind wir gezwungen auf dem brennenden Planeten weiterzuleben, den das Kapital uns hinterlässt. Wir sind es, die ihre Leben in der Corona-Pandemie von einem Tag auf den anderen komplett verändert vorfanden und vollends in die Herrschaft der bürgerlichen Familie verbannt wurden. Es sind vor allem junge Menschen, die in den imperialistischen Kriegen, wie auch in der Ukraine, an die Front zum Sterben geschickt werden. Es sind die Gelder für unsere Bildung und für unsere Jugendzentren, die für Militärausgaben gekürzt werden. Da sich Bildungsinvestitionen für das Kapital erst später in Form des Abschöpfens unserer Mehrarbeit realisieren, sind wir auch vorerst weniger wichtig. Wir sind es, die in Wirtschaftskrisen nach der Ausbildung nicht übernommen werden, die nur noch befristete Arbeitsverträge bekommen oder als erstes entlassen werden. Doch auch wenn wir eine spezifische Unterdrückung im Kapitalismus erfahren, können wir uns nur aus diesem nur Schulter an Schulter mit der Arbeiter_innenklasse befreien, deren besondere materielle Stellung es ihr allein ermöglicht, dieses Scheißsystem aus den Angeln zu heben. Doch in Arbeiter_innenparteien oder Gewerkschaften werden wir ignoriert, uns wird nicht zugehört oder immer nur erzählt, wie es „besser“ wäre. Wir sind ja nur Jugendliche, die noch keine 30-jährige Erfahrung im Klassenkampf gesammelt haben. Aber was ist die Lösung für dieses Problem?
Ich glaube, die Antwort auf die Frage ist eine unabhängige Jugendorganisation. Doch warum und was ist das überhaupt? Eine unabhängige Jugendorganisation ist ein Zusammenschluss von Jugendlichen unter einem Programm mit der Methode des revolutionären Marxismus. Unabhängig im finanziellen Sinne, dass sie keine Gelder von einer Arbeiter_innenpartei oder Gewerkschaft bekommt. Unabhängig aber auch im inhaltlichen Sinne, sodass sie sich ein eigenes Programm auf demokratischem Wege selbst gibt. Das heißt natürlich nicht, dass sie sich nicht mit anderen politischen Gruppen austauschen darf, aber sie sollte eigene Analysen unternehmen und anhand dessen auch eigene Forderungen und Positionen aufstellen können. Auch deswegen ist eine finanzielle Abhängigkeit schädlich. Diese kann Druck auf die Jugendorganisation aufbauen, wenn sie zum Beispiel „zu progressive“ Forderungen aufstellt. Dass wir Jugendlichen eher zu linkeren Forderungen tendieren ist kein Zufall. Wie bereits erläutert, merken wir die Krise früher und dies führt dazu, dass wir auch früher progressive Forderungen aufstellen. Die organisatorische Unabhängigkeit gibt diesem besonderen Umstand, der aus unserer marginalisierten Position im Produktionsprozess herrührt, eine entsprechende politisch-organisatorische Form. Diese Notwenigkeit der unabhängigen Organisierung von Jugendlichen zeigt uns die Geschichte: So war es die Jugendinternationale, die mit ihrer starken Antikriegsposition gegen den Ersten Weltkrieg kämpfte, während die sich die „Erwachsenenparteien“ der europäischen Arbeiter_innenklasse längst mit ihren Monarchen in die nationale Front eingereiht haben. Es war wiederum die Aufgabe der organisatorischen Unabhängigkeit der kommunistischen Jugendinternationale, die es der stalinistischen Bürokratie ermöglichte, die revolutionäre Energie der Jugend zu ersticken und in den degenerierten Arbeiter_innenstaat zu integrieren.
Die unabhängige Organisierung bietet uns Jugendlichen ferner die Möglichkeit wichtige und eigenständige Kampferfahrungen zu machen. Da in so einer Organisation die zukünftige Klasse lernen kann zu kämpfen. Wir lernen, wie es ist, eigene Positionen zu bilden, wir lernen wie Interventionen in bürgerliche Arbeiter_innenjugenden funktionieren und wir lernen, wie wir uns militant gegen Angriffe der Polizei wehren können. Das alles sind wichtige Erfahrungen für zukünftige Anführer_innen im Klassenkampf. Und dabei ist es auch mal wichtig Fehler zu machen aus denen wir dann wiederum lernen können, beim nächsten Mal Sachen besser zu machen.
Aber was hat das alles mit der Linkspartei, der solid und RevBruch zu tun? Die Solid ist keine unabhängige Jugendorganisation sie ist finanziell komplett von der Linkspartei und dem bürgerlichen Staat abhängig. Sie bündelt zudem nicht die revolutionäre Energie der Jugend, sondern übernimmt das reformistische Parteikonzept der Linkspartei. Dabei sammelt sie Jugendliche auch nicht demokratisch-zentralistisch hinter einem revolutionären Programm, sondern hat sich das pluralistische Aufbaukonzept der Linkspartei abgeschaut (wo das hinführt sehen wir gerade in der Mutterpartei). Ferner hat sie auch nicht verstanden, dass internationale Krisen eine internationalistische Organisierung auf der Basis eines internationalen Programms und eines internationalen Demo-zents erfordern. Der Linksjugend genügt es stattdessen, sich ab und an mal mit reformistischen Linksjugenden (vorrangig aus Europa) mal zum Kaffeklatsch bzw. „Vernetzungstreffen“ zusammenzusetzen.
Der Revolutionäre Bruch wirft alle diese Frage nicht auf. Im Gründungsdokument fehlt die Notwenigkeit einer unabhängigen Organisierung der Jugend vollends. Wir fragen uns, wie das sein kann, obwohl diese Frage in der Solid eigentlich mit einer der wichtigsten war. Lasst uns unteranderem über diesen Text auf der RevBruch am 14.1 im Workshop zur Jugend diskutieren.
Debatten über einen revolutionären Bruch mit der Linkspartei und Solid
Zur Vorbereitung der Konferenz „15 Jahre Solid und Linkspartei – Welche Organisation für den Klassenkampf?“ am 14./15. Januar 2023 wurden von verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen Debattenbeiträge geschrieben. Hier geht es zu allen Beiträgen.