Unabhängige Jugendorganisation

04.01.2023, Lesezeit 6 Min.
Gastbeitrag

Debattenbeitrag anlässlich der Konferenz "15 Jahre Solid und Linkspartei – Welche Organisation für den Klassenkampf?" | von REVOLUTION

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Bild: Revolutionärer Bruch

Es herrscht Krise und das weltweit, egal ob Co­rona, Krieg, Inflation oder Umwelt. Dabei ver­sucht das Kapital die Folgen diese Krisen auf die Arbeiter_innenklasse abzuwälzen, was in­nerhalb der Klasse vor allem ihre prekärsten Tei­le, also Frauen, LGBTIA, migrantisierte Arbei­ter_innen sowie Jugendliche trifft.

Als Jugendliche sind wir gezwungen auf dem brennenden Planeten weiterzuleben, den das Kapital uns hinterlässt. Wir sind es, die ihre Le­ben in der Corona-Pandemie von einem Tag auf den anderen komplett verändert vorfanden und vollends in die Herrschaft der bürgerlichen Fa­milie verbannt wurden. Es sind vor allem junge Menschen, die in den imperialistischen Kriegen, wie auch in der Ukraine, an die Front zum Ster­ben geschickt werden. Es sind die Gelder für unsere Bildung und für unsere Jugendzen­tren, die für Militärausgaben gekürzt werden. Da sich Bildungsinvestitionen für das Kapital erst später in Form des Abschöpfens unserer Mehr­arbeit realisieren, sind wir auch vorerst weniger wichtig. Wir sind es, die in Wirtschaftskrisen nach der Ausbildung nicht übernommen werden, die nur noch befristete Arbeitsverträge bekom­men oder als erstes entlassen werden. Doch auch wenn wir eine spezifische Unterdrückung im Kapitalismus erfahren, können wir uns nur aus diesem nur Schulter an Schulter mit der Ar­beiter_innenklasse befreien, deren besondere materielle Stellung es ihr allein ermöglicht, die­ses Scheißsystem aus den Angeln zu heben. Doch in Arbeiter_innenparteien oder Gewerk­schaften werden wir ignoriert, uns wird nicht zu­gehört oder immer nur erzählt, wie es „besser“ wäre. Wir sind ja nur Jugendliche, die noch kei­ne 30-jährige Erfahrung im Klassenkampf ge­sammelt haben. Aber was ist die Lösung für die­ses Problem?

Ich glaube, die Antwort auf die Frage ist eine un­abhängige Jugendorganisation. Doch warum und was ist das überhaupt? Eine unabhängige Jugendorganisation ist ein Zusammenschluss von Jugendlichen unter einem Programm mit der Methode des revolutionären Marxismus. Un­abhängig im finanziellen Sinne, dass sie keine Gelder von einer Arbeiter_innenpartei oder Ge­werkschaft bekommt. Unabhängig aber auch im inhaltlichen Sinne, sodass sie sich ein eigenes Programm auf demokratischem Wege selbst gibt. Das heißt natürlich nicht, dass sie sich nicht mit anderen politischen Gruppen austau­schen darf, aber sie sollte eigene Analysen un­ternehmen und anhand dessen auch eigene Forderungen und Positionen aufstellen können. Auch deswegen ist eine finanzielle Abhängigkeit schädlich. Diese kann Druck auf die Jugendor­ganisation aufbauen, wenn sie zum Beispiel „zu progressive“ Forderungen aufstellt. Dass wir Ju­gendlichen eher zu linkeren Forderungen ten­dieren ist kein Zufall. Wie bereits erläutert, mer­ken wir die Krise früher und dies führt dazu, dass wir auch früher progressive Forderungen aufstellen. Die organisatorische Unabhängigkeit gibt diesem besonderen Umstand, der aus un­serer marginalisierten Position im Produktions­prozess herrührt, eine entsprechende politisch-organisatorische Form. Diese Notwenigkeit der unabhängigen Organisierung von Jugendlichen zeigt uns die Geschichte: So war es die Jugend­internationale, die mit ihrer starken Antikriegspo­sition gegen den Ersten Weltkrieg kämpfte, wäh­rend die sich die „Erwachsenenparteien“ der eu­ropäischen Arbeiter_innenklasse längst mit ihren Monarchen in die nationale Front eingereiht ha­ben. Es war wiederum die Aufgabe der organi­satorischen Unabhängigkeit der kommunisti­schen Jugendinternationale, die es der stalinisti­schen Bürokratie ermöglichte, die revolutionäre Energie der Jugend zu ersticken und in den de­generierten Arbeiter_innenstaat zu integrie­ren.
Die unabhängige Organisierung bietet uns Ju­gendlichen ferner die Möglichkeit wichtige und eigenständige Kampferfahrungen zu machen. Da in so einer Organisation die zukünftige Klas­se lernen kann zu kämpfen. Wir lernen, wie es ist, eigene Positionen zu bilden, wir lernen wie Interventionen in bürgerliche Arbeiter_innenju­genden funktionieren und wir lernen, wie wir uns militant gegen Angriffe der Polizei wehren kön­nen. Das alles sind wichtige Erfahrungen für zu­künftige Anführer_innen im Klassenkampf. Und dabei ist es auch mal wichtig Fehler zu machen aus denen wir dann wiederum lernen können, beim nächsten Mal Sachen besser zu machen.

Aber was hat das alles mit der Linkspartei, der solid und RevBruch zu tun? Die Solid ist keine unabhängige Jugendorganisation sie ist finanzi­ell komplett von der Linkspartei und dem bürger­lichen Staat abhängig. Sie bündelt zudem nicht die revolutionäre Energie der Jugend, sondern übernimmt das reformistische Parteikonzept der Linkspartei. Dabei sammelt sie Jugendliche auch nicht demokratisch-zentralistisch hinter ei­nem revolutionären Programm, sondern hat sich das pluralistische Aufbaukonzept der Linkspartei abgeschaut (wo das hinführt sehen wir gerade in der Mutterpartei). Ferner hat sie auch nicht verstanden, dass internationale Krisen eine in­ternationalistische Organisierung auf der Basis eines internationalen Programms und eines in­ternationalen Demo-zents erfordern. Der Links­jugend genügt es stattdessen, sich ab und an mal mit reformistischen Linksjugenden (vorran­gig aus Europa) mal zum Kaffeklatsch bzw. „Vernetzungstreffen“ zusammenzusetzen.
Der Revolutionäre Bruch wirft alle diese Frage nicht auf. Im Gründungsdokument fehlt die Not­wenigkeit einer unabhängigen Organisierung der Jugend vollends. Wir fragen uns, wie das sein kann, obwohl diese Frage in der Solid ei­gentlich mit einer der wichtigsten war. Lasst uns unteranderem über diesen Text auf der Rev­Bruch am 14.1 im Workshop zur Jugend diskutieren.

Debatten über einen revolutionären Bruch mit der Linkspartei und Solid

Zur Vorbereitung der Konferenz „15 Jahre Solid und Linkspartei – Welche Organisation für den Klassenkampf?“ am 14./15. Januar 2023 wurden von verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen Debattenbeiträge geschrieben. Hier geht es zu allen Beiträgen.

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