Überschwemmungen in Valencia: Studierende rufen zum Streik auf, um Solidarität zu organisieren
Nach der tödlichen Überschwemmungskatastrophe in Valencia mobilisieren sich die Studierenden in Solidarität mit den Betroffenen. In Valencia und Madrid wurden Vollversammlungen einberufen und zu einem Unistreik aufgerufen.
Anmerkung der Redaktion: Die sintflutartigen Überschwemmungen vergangene Woche im Spanischen Staat haben mindestens 215 Todesopfer gefordert, fast 2.000 Menschen wurden am Wochenende noch vermisst. Tausende von Menschen sind immer noch ohne Strom, und in vielen der am stärksten betroffenen Ortschaften gibt es Probleme bei der Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und lebensnotwendigen Gütern. Hinzu kommt die Gefahr von Infektionskrankheiten inmitten des Schlamms und der Zerstörung. Unsere Schwesterorganisation CRT (Corriente Revolucionaria de las y los Trabajadores, dt. „Revolutionäre Strömung der Arbeiter:innen“) klagt in diesem Zusammenhang seit vergangener Woche Mittwoch in Erklärungen die politische Verantwortung der Regional- und der Zentralregierungen an (hier auf deutsch eine Erklärung vom 30. Oktober, hier eine Übersicht weiterer Erklärungen auf Spanisch), fordert den Rücktritt der politischen Verantwortlichen wie der Regionalregierung von Carlos Mazón, und schlägt Notfallmaßnahmen vor, um Menschenleben zu retten, zerstörte Existenzen wiederaufzubauen und sich vor den bereits angekündigten neuen massiven Unwettern zu schützen. Auf der Website der CRT, IzquierdaDiario.es, wird ständig ein Liveticker aktualisiert, um aus der betroffenen Region zu berichten.
***
In der vergangenen Woche kamen bei heftigen Überschwemmungen in der Region Valencia in Spanien mehr als 200 Menschen ums Leben. Die Wassermassen zerstörten Gebäude und begruben die Straßen unter Wasser und Schlamm. Angesichts des miserablen Katastrophenmanagements der Regierung und der Bosse organisieren fast 15.000 Freiwillige die Solidarität mit der betroffenen Bevölkerung und prangern die Verantwortung der Behörden für das andauernde Drama an.
Unter ihnen sind auch viele junge Menschen, die sich an diesem solidarischen Elan beteiligen. In einem Interview für die Schwesterzeitung von Klasse Gegen Klasse in Spanien, IzquierdaDiario.es, prangerten junge Freiwillige „zu späte Warnungen“ und das „Missmanagement der nationalen und lokalen Regierung“ an. Eine der Freiwilligen macht den Staat für den Tod der Menschen verantwortlich, die zu spät gewarnt wurden, und eine andere fügt hinzu: „Es ist eine Schande, denn während es diese Katastrophe gab, haben sie die Menschen zur Arbeit gezwungen und den Unterricht aufrechterhalten“. Alle erklären, dass das einzige Krisenmanagement und die einzige Hilfe von den Menschen selbst und der Solidarität geleistet wurde, während der Staat nur sehr wenige Mittel zur Verfügung gestellt hat, um die Situation zu bewältigen.
In der Provinz Valencia rief die Studierendengewerkschaft für diese Woche zu einem fünftägigen Streik aufgerufen, „um weiterhin unsere Hilfe bei allen Aufgaben zu leisten, die in diesem Moment notwendig sind“. Sie prangerten die Verantwortung der lokalen und nationalen Behörden an und forderten den Rücktritt des Chefs der Regionalregierung, Carlos Mazón, „der bis 8 Uhr abends nichts unternommen hat, um die Bevölkerung zu warnen“. „Die Bosse haben unsere Eltern und Mütter, unsere Familienangehörigen und unsere Verwandten bei rotem Alarm zur Arbeit geschickt“, heißt es in dem Aufruf zur Mobilisierung.
Dieser Aufruf zum Streik und zur Nutzung der Universitäten für die Solidaritätsbewegung wird auch von ContraCorriente, der Schwesterorganisation von Waffen der Kritik im Spanischen Staat, deren Sprecherin Mariona Tasquer uns erklärt: „Was wir brauchen, ist eine große studentische Mobilisierung, denn es macht keinen Sinn, dass die Kurse und Prüfungen inmitten einer Klimakatastrophe und sozialen Katastrophe weitergehen. […] „Nicht nur die Studierenden in Valencia sind betroffen, denn viele Studierende anderer Universitäten haben Angehörige in der Provinz Valencia und wollen nicht tatenlos zusehen“. Sie fügte hinzu, dass man für „die Aussetzung nicht wesentlicher Tätigkeiten mit bezahltem Urlaub für alle Beschäftigten eintreten müsse , um alle Kräfte für die Reparatur und den Wiederaufbau zu mobilisieren“. Mehrere politische und gewerkschaftliche Jugendorganisationen haben für die kommenden Tage zu Studierendenversammlungen an den Universitäten von Madrid oder Barcelona aufgerufen und weisen den Weg zu einer breiten Mobilisierung, um den Rücktritt der Verantwortlichen für diese Tragödie und Hilfsmaßnahmen für die betroffene Bevölkerung zu fordern, wie etwa Notunterkünfte oder die Entsendung von Material und Personal für den Gesundheits- und Rettungsdienst.
In den letzten Tagen versucht die spanische extreme Rechte, aus der breiten Solidaritätsbewegung und der politischen Krise, die durch das katastrophale Management der Zentral- und Autonomieregierung ausgelöst wurde, Kapital zu schlagen. Diese Initiative der Studierendenbewegung mit Initiativen aus der Arbeitswelt und den Gewerkschaften zu koordinieren und sie in Komitees zu strukturieren, die die Solidarität organisieren, ist der einzige Weg, um denjenigen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die versuchen, die durch die Krise ausgelöste Wut in reaktionäre Bahnen zu lenken.
Solidarität mit der spanischen Jugend, die sich einem echten sozialen Verbrechen gegenübersieht und sich organisiert, um eine kollektive Antwort zu geben. Während Spanien mit einer Katastrophe konfrontiert ist, die durch das desaströse Management der Regierung und der Bosse in ein soziales Verbrechen verwandelt wurde, ist es klar, dass der Unterricht und die wirtschaftlichen Aktivitäten ausgesetzt werden müssen und dass die Universitäten in den Dienst der Lösung der Krise und der Unterstützung der Betroffenen gestellt werden sollten.
Dieser Artikel erschien zuerst am 4. November auf Französisch bei Révolution Permanente.