Tarifabschluss in der Gebäudereinigung

15.11.2024, Lesezeit 2 Min.
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Foto: Toon Lambrechts / Unsplash.com

Für die Beschäftigten im größten Handwerk Deutschlands gibt es elf Prozent mehr Lohn im Laufe der nächsten zwei Jahre.

Elf Prozent mehr bei einer Laufzeit von zwei Jahren für Gebäudereiniger:innen. Darauf haben sich die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und der Bundesinnungsverband für Gebäudereinigung in der vierten Verhandlungsrunde geeinigt.

Demnach soll der Mindestlohn in der untersten Lohngruppe zum 1. Januar 2025 zunächst von 13,50 Euro auf 14,25 Euro erhöht und zum 1. Januar 2026 auf 15 Euro angehoben werden. 

Eine ähnlich zweigeteilte Steigerung ergibt sich für Fachkräfte in der Glas- und Fassadenreinigung, die von 16,70 Euro schließlich eine Steigerung auf 18,40 Euro im Januar 2026 erwarten können. Azubi-Vergütungen steigen ab 2025 von 900 auf 1000 Euro im ersten Lehrjahr, von 1.035 auf 1.150 Euro im zweiten Lehrjahr und von 1.200 auf 1.300 Euro im dritten Lehrjahr. Die finale Zustimmung beider Parteien steht noch aus.

Nicht durchgesetzt wurde ein 13. Gehalt oder ein Gewerkschaftsbonus, eine langjährige Forderung der IG BAU. Die Parteien vereinbarten allerdings Gespräche über einen solchen Bonus ab 2027. Zu kritisieren ist die Zweiteilung der Lohnerhöhung auf die lange Laufzeit des Tarifvertrages. Dieses Spiel auf Zeit könnte in Summe einen Reallohnverlust darstellen, wenn die Gesamtinflation der letzten Jahre und die kommende Inflation 2025 und 2026 nicht ausgeglichen wird.

In der Gebäudereinigungsbranche sind deutschlandweit circa 700.000 Beschäftigte angestellt, ein Großteil davon Frauen. Damit ist es das zahlenmäßig größte Handwerk der Bundesrepublik. Schon 2022 konnte die IG BAU einen vergleichbar guten Tarifabschluss mit Lohnerhöhungen von 16,4 Prozent in der Lohngruppe 1 und 12,5 Prozent in der Lohngruppe 6 erzielen. 

Um eine längerfristige Besserstellung dieses stark feminisierten Sektors zu ermöglichen, sind Tarifkämpfe nötig, die ihre Forderungen auch mit Erzwingungsstreiks durchsetzen. Der von Massenoutsourcing geprägte Reinigungssektor ist außerdem für vielfältige Methoden der gezielten Prekarisierung bekannt. Häufig sind migrantische Beschäftigten betroffen.Wenn der Kampagnenslogan „Respect for Cleaners“ tatsächlich umgesetzt werden soll, müssen auch diese Forderung von den Belegschaften durchgesetzt werden.

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