Studis und Metaller*innen streiken gemeinsam [mit Video]

23.01.2018, Lesezeit 3 Min.
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Studierende von der Universität und Arbeiter*innen aus der Metallindustrie – kann das gut gehen? Am Dienstag Nachmittag in Berlin-Zehlendorf klappte das erstaunlich gut.

Wie würden die Metallarbeiter*innen auf die Studierenden reagieren? Vielleicht würden sie sagen „Geht doch arbeiten!“ und so weiter. Aber nein. Der Empfang war nicht nur herzlich, sondern fast begeistert.

150 Arbeiter*innen von der Firma Hach Lange GmbH in Berlin-Zehlendorf traten am Dienstag Nachmittag in einen Warnstreik. Seit über zwei Wochen führt die IG Metall Warnstreiks durch, um sechs Prozent mehr Lohn und ein Recht auf Teilzeitarbeit zu erkämpfen.

Ebenfalls am Dienstag streikten die studentischen Beschäftigten an Berlins Hochschulen. An der Freien Universität nahmen einige Hundert am Ausstand teil. Da der Campus Düppel der FU nur ein paar hundert Meter von Hach Lange entfernt liegt, was könnte näher liegen als ein solidarischer Besuch?

„Wir haben seit 2001 keine Lohnerhöhung bekommen“, erklärte Rosa Ryczko vor der Metaller*innen-Kundgebung. „Das heißt, wir werden noch genauso bezahlt wie zu Zeiten, bevor es den Euro gab.“ Die Studentin arbeitet in der Leihstelle der Universitätsbibliothek und bekommt dafür 10,98 Euro die Stunde. Die Gewerkschaften fordern 14 Euro.

„Und 2003 wurde uns auch noch das Weihnachtsgeld gestrichen“, ergänzte Yunus Özgür, ebenfalls streikende Hilfskraft an der FU. Studentische Beschäftigte haben viele Gemeinsamkeiten mit Metallarbeiter*Innen. „Auch für uns steigen die Mieten“, so Özgür, und in beiden Sektoren werden befristete Verträge und Leiharbeit eingesetzt.

Die IG Metall fordert in der Tarifrunde ein Recht auf Teilzeit, und ein Recht auf die Rückkehr in die Vollzeit. Das ist eine Frage, die nicht nur die Metallindustrie trifft. „Wir leben nicht nur um zu arbeiten“, erklärte Stephan Möller, Betriebsratsvorsitzender bei Hach Lange, auf der Kundgebung. Nötig sind „Arbeitszeiten, die zu unseren Leben passen“, und nicht anders herum.

Klaus Abel, erster Bevollmächtigter der IG Metall in Berlin, ergänzte, dass die Forderung für Frauen besonders wichtig ist, die wegen des Zwangs zur Kinderbetreuung oft nicht mehr aus der Teilzeit herauskommen können.

In beiden Streiks geht es nicht nur um einfache Lohnforderungen. Es geht um das Recht auf Sicherheit beim Arbeiten. Deswegen passen sie – trotz angeblicher Vorurteile zwischen Studis und Metaller*innen – so gut zusammen. Die Studis haben ihrerseits ihre Kolleg*innen aus der Industrie eingeladen, am Donnerstag bei einem Streik zu sprechen.

An den Warnstreiks der IG Metall haben bis Dienstag 626.000 Arbeiter*innen in ganz Deutschland teilgenommen. Hach Lange GmbH stellt Systeme zur Wasser- und Abwasseranalyse her und beschäftigt am Standort Zehlendorf um die 500 Menschen.

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