Studentische Beschäftigte: „Zu härteren Mitteln greifen“ [mit Fotos]

17.10.2017, Lesezeit 3 Min.
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Studentische Hilfskräfte stören den Semesterbeginn an der Berliner Humboldt-Universität. Seit 2001 hatten sie keine Lohnerhöhung mehr.

„Herzlich willkommen an der Humboldt-Universität!“, steht an der Wand hinter der Bühne. Rund 500 Erstsemester-Studierende füllen am Montagnachmittag, dem ersten Tag des neuen Semesters, das Audimax der Berliner Humboldt-Universität (HU). Eine Cellistin und ein Xylofonist spielen „Michelle“ von den Beatles.

Im Anschluss soll HU-Präsidentin Sabine Kunst die neuen Studierenden begrüßen. Aber das Programm wird unterbrochen. „Tarifvertrag – jetzt!“, hallt es aus dem Publikum. Luftballons und Flugblätter fallen vom Balkon. Rund 20 studentische Beschäftigte gehen nach vorne und rufen: „Ohne uns läuft hier nix – gebt uns unsere Kohle fix!“

Die rund 8.000 Hilfskräfte an den Berliner Universitäten befinden sich im Arbeitskampf. Seit 2001 haben sie keine Lohnerhöhung mehr bekommen – ihr Weihnachtsgeld wurde sogar gestrichen. Laut Gesetz sollen sie nur Aufgaben übernehmen, die Lehre und Forschung unterstützen. Tatsächlich arbeiten sie auch in der Verwaltung oder in Bibliotheken. Laut Gewerkschaftsaktivist Yunus Özgür werden sogar feste Stellen gestrichen und mit Hilfskräften ersetzt, um Geld zu sparen.

Jetzt kämpfen die arbeitenden Student*innen für einen neuen Tarifvertrag, den sogenannten TV Stud III. Katja Engels trug ihre Begrüßung an die Erstis mit einem Megafon vor: „Nicht alles an der Hochschule ist so schön, wie es scheint“, sagte die Beschäftigte aus dem HU-Computerservice. Seit Monaten verhandelt eine Tarifkommission der Gewerkschaften ver.di und GEW mit den Berliner Hochschulen, aber dabei hätten sich die Angebote der Gegenseite sogar verschlechtert, so Engels. „Wir haben beschlossen, zu härteren Mitteln zu greifen.“

Die Proteste zu Semesterbeginn könnten nur der Auftakt gewesen sein. Ab dem 1. Januar 2018 ist auch mit Streiks zu rechnen. Engels sagte den Erstis: „Falls dann eure Tutorien ausfallen, weil die Hochschulen kein akzeptables Angebot vorlegen, dann brauchen wir eure Solidarität!“ Der Saal applaudierte. Schließlich sind die Arbeitsbedingungen der Hilfskräfte auch die Lernbedingungen der neuen Studis.

Besonders die Technische Universität ist von studentischen Hilfkräften abhängig, die Tutorien geben. Aufgrund der schlechten Löhne sind momentan rund 180 Stellen unbesetzt, so Jan Lübbe, Personalratsvorsitzender für die etwa 2.500 studentischen Beschäftigten an der TU. Aufgrund des Personalmangels müssen Tutor*innen zusätzliche Aufgaben übernehmen.

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