Stress an der Uni? Die „Furios“ sagt: Selber Schuld!

14.11.2016, Lesezeit 3 Min.
1

Seminar, Job, Prüfung, Wohnung, Hausarbeit, Geldsorgen - laut einer Studie fühlen sich viele Studierende sehr gestresst. Laut Furios, einem Studi-Magazin an der Freien Universität Berlin, sind sie dafür selber verantwortlich.

Mit den Gedanken noch beim Nebenjob, noch eben Emails gecheckt, ob sich nicht endlich die billige WG gemeldet hat, auf dem Weg von der Vorlesung in die Bibliothek, zum Lernen für die nächste Klausur – so sieht der Alltag vieler Studierender aus. Immer mehr von ihnen fühlen sich dabei sehr gestresst, hat eine Studie der Krankenkasse AOK herausgefunden, nämlich 53 Prozent. Und die vom Präsidium der FU Berlin finanzierte Studi-Zeitschrift Furios sagt dazu nur: Selber Schuld.

Auf die Frage „Ist nur das verschulte Uni-System Schuld daran, dass so viele Studierende sich stressen? Oder sind wir vielleicht auch ein Stück weit selbst dafür verantwortlich?“ findet die Furios-Autorin eine klare Antwort:

Wenn ich kontinuierlich zu viel Stress empfinde, liegt das wohl an mir und meinem Alltag.

Natürlich, die Lösung für zu viel Stress ist es, sich Stress darüber zu machen, dass man nicht leistungsfähig, entspannt und organisiert genug für dieses System ist. Wenn wir uns nur alle den Kapitalismus und seine Zwänge genug zu eigen machen, dann wird also alles gut? Mach doch einfach ein bisschen mehr Yoga!

Dabei zeigt die Studie deutlich auf, dass hinter dem Stress viele gesellschaftliche Ursachen liegen. So war die Wohnungssuche zu Beginn des Studiums laut Studie ein großer Belastungsfaktor. Auch die Angst vor der Zukunft nach dem Studium beschäftigt viele, vor allem was spätere Jobs angeht. Beides kein Wunder, bei den immer weiter steigenden Mieten und der um sich greifenden Prekarisierung des Arbeitsmarktes. Auch dass viele sich unter Druck gesetzt fühlen, gute Noten zu schreiben und in Regelstudienzeit zu studieren, hat viel damit zu tun, dass es nach dem Studium für unsere Generation oft erst einmal heißt: Praktikum, Praktikum, Praktikum.

Natürlich können manche Menschen, besser mit Druck umgehen, haben weniger Zukunftsängste. Aber auch das ist nicht unbedingt darauf zurückzuführen, dass sie es besser machen. In dieser Gesellschaft haben bestimmte Menschen einfach bessere Chancen als andere – und so ist es auch kein Wunder, dass beispielsweise Frauen laut Studie mehr Stress empfinden. Auch Studierende aus der Arbeiter*innenklasse und People of Color machen sich vermutlich mehr Sorgen.

Was wir brauchen, ist deshalb nicht mehr verinnerlichter Leistungsdruck, sondern mehr Widerstand gegen die Durchprekarisierung unserer Leben.

Mehr zum Thema