Streiks im Einzelhandel
Am 5. Juli wurde der Berliner Einzelhandel bestreikt. 600 Arbeiter*innen trafen sich um 10 Uhr vor der Karstadt-Filiale in der Wilmersdorfer Straße. Sie demonstrierten durch die Fußgänger* innen-Zone und das Wilmersdorfer-Arcaden-Center. Abschließend wurde der Streik spontan auf den 6. Juli verlängert.
Der Streik beantwortete die Offensive der Kapitalist*innen des Handelsverbands Deutscher Einzelhändler (HDE) vom Frühjahr. Diese bestand in der bundesweiten Aufkündigung aller Tarifverträge zur Erzwingung von Lohndrückung und Flexibilisierung. Ver.di fordert dagegen 1 Euro mehr pro Stunde.
Der Einzelhandel erzwingt an sich schon schlechte Arbeitsbedingungen, weil er seine Lohnarbeitskräfte fast vollkommen austauschbar gemacht hat. Doch zwei Drittel der für den HDE schuftenden Arbeiter*innen sind Frauen. Für den Kapitalisten gelten sie auch dort noch als ein besonders riskanter „kostenfaktor Arbeit“, der nicht nur wegen möglicher Schwanger- und Mutterschaft befristet beschäftigt wird.
Kein Grund für die HDE-Bosse, diesen Sonderdienst an ihrer Profitrate nicht als Dienst an den Arbeiterinnen zu verklären. Am Frauentag 2012 schrieben sie: Die Hälfte ihrer Arbeiter*innen „nutzt die Möglichkeit“, „in Teilzeit zu arbeiten“. „So können sie Beruf und Familie besser vereinbaren.“ „Teilzeit, befristete Beschäftigung, Minijobs und Zeitarbeit stehen zu Unrecht in Misskredit. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren von der Flexibilität, die nur diese Beschäftigungsformen bieten.“ Na danke: Erst macht die Privatwirtschaft das Kinderkriegen zum Kostenfaktor, um dann schlechte Arbeitsverhältnisse als Lösung zu verkaufen.
Der Kampf gegen Kapitalismus muss diese besonderen Härten der lohnabhängigen Frauen beachten, will er sie für sich gewinnen. Andersrum ist bürgerliche Gleichberechtigung nicht genug: Als Gleiche unter Gleichen ausgebeutet zu werden, ist für uns keine Perspektive. Deswegen rufen wir dazu auf, beim Streik im Einzelhandel aktive Solidarität zu zeigen!