Streikdemo rumänischer Erntehelfer*innen in Bornheim gegen Lohnraub
Fast 200 Menschen, darunter Arbeiter*innen und Unterstützer*innen, demonstrierten am Montag in Bornheim gegen den Lohnraub der Insolvenzverwaltung beim Spargelhof Ritter. Trotz Protest sollen die rumänischen Erntehelfer*innen mit 600 bis 700 Euro abgespeist werden.
Foto: FAU Bonn
Am vergangenen Freitag traten 150 Saisonarbeiter*innen des Spargelhofs Ritter in Bornheim in einen wilden Streik. Der Grund: Sie sollten für ihre geleistete Arbeit im April mit 50 bis 300 Euro abgespeist werden. Außerdem protestierten sie gegen die Lebensbedingungen in dem schäbigen Containerdorf, in dem sie zusammengepfercht und ohne ausreichende Hygienemaßnahmen leben müssen.
Am Montag organisierte die FAU Bonn gemeinsam mit den Arbeiter*innen eine Kundgebung, um die Auszahlung des Lohns zu fordern: „Zwischen Friedhof, Blumenladen und dem schäbigen Containerdorf des Spargelhofs Ritter haben sich am Montag fast 200 Menschen zu einer Kundgebung der Gewerkschaft FAU (Freie Arbeiter*innen-Union) versammelt. Gut die Hälfte von ihnen sind rumänische Feldarbeiter, die in den Containern leben. Immer wieder fordern sie auf Rumänisch lautstark ihren Lohn ein.“
Der Lohnraub ist eklatant, wie die Arbeiter*innen selbst berichten:
Der Spargelhof Ritter ist bereits seit Februar insolvent, der Lohnkonflikt wird also mit dem Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen ausgetragen. Dieser geht mithilfe einer extra angeheuerten Sicherheitsfirma offenbar äußerst rabiat mit den Arbeiter*innen um:
neues deutschland berichtete: „Gegen 15 Uhr spitzt sich die Situation zu. Plötzlich heißt es, die Auszahlung der ausstehenden Löhne solle auf dem Hof stattfinden. Etwa 100 Personen laufen daraufhin vom Containerdorf zum Hof. Dort erwartet sie eine Polizeikette, auch zwei Sicherheitsmänner sind da.“
Mithilfe der Sicherheitsfirma und der Polizei versuchte der Insolvenzverwalter über Stunden, die Gewerkschafter*innen und die Anwält*innen der Arbeiter*innen von der Lohnauszahlung fernzuhalten.
Am späten Nachmittag konnte dann die Lohnauszahlung beginnen. Jedoch sollen die Arbeiter*innen trotz ihres Protests mit 600 bis 700 Euro abgespeist werden.
Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Artikels war die Lohnauszahlung noch nicht abgeschlossen; auch ist nicht klar, wie viele der Arbeiter*innen die Auszahlung akzeptieren oder ob zukünfitg noch weitere Ansprüche gegen den Betrieb oder die Insolvenzverwaltung geltend gemacht werden können. Klar ist nur: Hunderte Arbeiter*innen schufteten unter prekärsten Bedingungen und sollten mit ein paar Brotkrumen abgespeist werden. Erst ihr kollektiver Protest und ihr wilder Streik ermöglichte – gemeinsam mit der Solidarität der Unterstützer*innen –, zumindest einen Teil ihres Lohns zu erhalten.