Streik und Demonstration bei IKEA
Warum blieb das Restaurant bei IKEA in Berlin-Tempelhof geschlossen? Am Montag streikten die Beschäftigten vom Einzelhandel in Berlin und Brandenburg. Dazu gehörte auch eine kleine Demonstration durch IKEA.
Das Restaurant bei IKEA in Berlin-Tempelhof war am Montag gegen Mittag mit einem weiß-roten Absperrband blockiert. Wo sollte ich meine Köttbullar bekommen? Eine „Wichtige Mitteilung“ stand auf einem Schild davor: Die Mitarbeiter*innen waren im Warnstreik.
Das hätte man sich als Kunde*in auch so schon denken können: 250 Menschen standen in neongelben Westen vor dem Eingang des blauen Möbelhauses. Wegen des immer heftigeren Regens standen sie entlang der Fassade unterhalb des Dachs.
Aber die Streikenden kamen nicht nur von IKEA, sondern auch von H&M, Thalia, Zara Kaufland und weiteren Läden. Seit dem 1. Juli finden Warnstreiks beim Einzelhandel in Berlin und Brandenburg statt. Der Handelsverband bietet Lohnerhöhungen von lediglich einem Prozent an – aufgrund der Inflation bedeutet das eine Reallohnsenkung! Die Gewerkschaft ver.di fordert Lohnerhöhnungen von einem Euro pro Stunde.
Im Jahr 2017 gibt es immer noch eine „Tarifmauer“ zwischen Ost und West. Das Weihnachts- und Urlaubsgeld ist in Brandenburg deutlich niedriger. Ein*e Verkäufer*in in Bernau verdient pro Jahr etwa 420 Euro weniger als eine Kolleg*in weniger Kilometer weiter in Berlin. Und da viele Unternehmen gar nicht tarifgebunden sind, fordert ver.di auch, dass die Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt werden.
„Das ist schon Knochenarbeit, die wir machen“ sagt eine Kollegin von des Modeladens COS. „Und es ist nicht richtig, wenn sie dafür Leute zum Mindestlohn einstellen.“ COS, ein Tochterunternehmen von H&M, ist nicht tarifgebunden, aber zahlt Löhne, die an den Tarifvertrag angelehnt sind – das könnte die Firma aber jederzeit ändern. Am Wichtigsten für diese Kollegin ist die Sicherheit.
Eine Streikende von H&M macht sich Sorgen um die Rente. Wenn man bei einer Vollzeitstelle nur 1.500 Euro netto verdient, „Wie soll man etwas zurücklegen?“
Am heutigen Dienstag findet die nächste Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft und den Kapitalist*innen statt. Die Positionen liegen noch weit auseinander.
Am Montag zogen die Streikenden durch die riesige IKEA-Halle und luden Mitarbeiter*innen ein, sich dem Streik anzuschließen. Als Reporter musste ich noch an die vorletzte Tarifrunde im Jahr 2013 nachdenken: Damals konnten die Beschäftigten radikaler agieren, auch mit Hilfe solidarischer Studierenden. Eine H&M-Filiale in der Friedrichstraße wurde besetzt und auch die Demonstration durch IKEA lief wesentlich chaotischer zu. Auch diese Tarifrunde würde von einer Einheit von Arbeitenden und Studierenden profitieren – zumal viele Beschäftigte im Einzelhandel selbst gleichzeitig Arbeitende und Studierende sind.