Streik gegen Macrons Reformen legt Frankreichs Eisenbahnen lahm
Die Regierung und die Verwaltung der staatlichen Eisenbahn SNCF versuchten, den Streik der Eisenbahner*innen zu stoppen. Die Beteiligung der Arbeiter*innen am Streik ist heute jedoch beispiellos.
Die Verwaltung der staatlichen Eisenbahngesellschaft SNCF und die französische Regierung hatten alles in ihren Kräften Stehende getan, um zu verhindern, dass die Eisenbahner*innen am Dienstag ihre Arbeit niederlegen. Zumindest wollten sie die Auswirkungen der Kampfmaßnahme begrenzen.
Doch die Wette der Regierung ging an diesem ersten Tag des Streiks nicht auf, der mit einer beispiellosen Streikteilnahme begann: Nach Angaben der Unternehmensleitung streikten an diesem Dienstag 48 Prozent der Mitarbeiter*innen und sogar 77 Prozent der Lokführer*innen. Das hatte die Streichung von sieben von acht Hochgeschwindigkeitszügen (TGV) und vier von fünf Regional- oder Nahverkehrszügen zur Folge. Insgesamt fuhren an diesem Dienstag nur 12 Prozent der TGVs und 13 Prozent der Regionalzüge.
Die meisten französischen Medien sprechen in ihrer Propaganda – um die öffentliche Meinung gegen die Streikenden zu beeinflussen – vom „Schwarzen Dienstag“. Ihre Bilder zeigen überfüllte Bahnsteige. Die Regierung will diese Medienkampagne nutzen, um den Streik der Eisenbahner*innen zu brechen.
Was der Streik allerdings schon am ersten Tag klar macht, ist die Fähigkeit der Eisenbahner*innen, die Wirtschaft lahmzulegen. Sie markieren damit ernsthaft und konstant ein Kräfteverhältnis gegenüber der Regierung, die ihre Eisenbahnreform nicht rückgängig machen will.
Die französische Regierung versicherte, dass sie dem Streik, den die Gewerkschaften als „harten“ Protest gegen die Position der Exekutive ankündigen, standhalten werde. Verkehrsministerin Elisabeth Borne verurteilte in einem klaren Angriff auf den Streik, dass „einige“ – ohne Namen zu nennen – „die Debatte politisieren wollen“.
Die Streikenden wollen die Reform der staatlichen Eisenbahngesellschaft (SNCF) stoppen, die nach Ansicht der Arbeiter*innen zu ihrer Privatisierung führen wird.
Der massive Streik der Eisenbahner*innen machte die von der SNCF-Geschäftsführung und der Regierung in Gang gesetzten Manöver zunichte. Der Versuch, die Züge mit Führungskräften zu betreiben, scheiterte, weil viele von ihnen ebenfalls in den Streik traten: Nur 125 stimmten der Arbeit und damit dem Streikbruch zu. Auch der angekündigte Bonus von 150 Euro für Mitarbeiter*innen, die sich nicht am Streik beteiligten, brachte nicht viel.
Die Eisenbahner*innen erhielten Unterstützung von anderen Sektoren im Kampf, vor allem von den Studierenden, die sich heute morgen ebenfalls mobilisierten. Seit Dezember 2017 sind französische Studierende in einem Prozess des Kampfes und der Organisation involviert, der sich gegen die Pläne der Regierung Macron für eine Universitätsreform richtet.
Ein Zusammenschluss von Eisenbahnarbeiter*innen und Studierenden – ergänzt von der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes, den Müllarbeiter*innen, Kraftwerksarbeiter*innen, Carrefour- und Air France-Beschäftigten – kann explosiv und entscheidend für den harten Kampf sein, der sich zwischen Eisenbahner*innen und der Regierung öffnet.