Streik der Lehrer:innen in Berlin am 25.11.: Was denken wir Schüler:innen dazu?
Am Freitag, den 25.11.22 sind Lehrer:innen zu einer Demonstration aufgerufen. Der Streik spricht sich aus für kleinere Klassen, kürzere Arbeitszeiten, und mehr Geld für Bildung statt fürs Militär. Was ist der Beitrag von uns Schüler:innen dazu?
Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) ruft Lehrer:innen zum Streik auf. Aber nicht nur sie sind von den überfüllten Klassen und schlecht bezahlten Stellen betroffen. Auch wir Schüler:innen merken stark die fehlende Aufmerksamkeit und brauchen Unterstützung für die Schulen von Seiten der Politik. Es ist schwer, sich in überfüllten Klassenräumen zu konzentrieren, und viele Schüler:innen werden fallen gelassen und vernachlässigt. Den Lehrer:innen ist es nicht möglich, jedem die individuelle und fördernde Bildung zu bieten, die er oder sie verdient, wenn sie selbst überarbeitet sind und sich fragen müssen, wie sie im Zuge der Inflation über die Runden kommen sollen. Genau deswegen, weil Schüler:innen und Lehrer:innen gleichermaßen von den Problemen im Schulsystem betroffen sind, sollten auch Schüler:innen sich dem Streik anschließen. Es muss eine Stimme für alle geben, die in diesem Schulsystem feststecken. Damit wir alle nicht nur widerwillig zur Schule oder Arbeit kommen und es nicht als stetige Belastung in unserem Alltag wahrnehmen. Auch für Mitschüler:innen, die keinen sicheren Halt in der Familie haben, sollte die Schule einen Ort der Unterstützung darstellen.
Durch die vielen Krisen, die unseren Alltag prägen, nimmt die psychische Belastung von Schüler:innen zu. Die Corona-Pandemie, der Ukrainekrieg, die Energiekrise, der Klimawandel und vieles mehr belasten alle Kinder oder Jugendlichen. Sozialarbeiter:innen sind zunehmend überfordert mit der Menge an Schüler:innen, die Hilfe dringend benötigen. So werden psychische Krankheiten oft gar nicht bemerkt oder ansonsten totgeschwiegen. Unter solchen Bedingungen kann Bildung nicht optimal übermittelt werden, und sie betreffen alle, die in der Schule arbeiten, seien es die Lehrer:innen, Schüler:innen, Sozialarbeiter:innen oder auch Putzkräfte und Sekretär:innen. Deswegen fordern wir: Es braucht einen gemeinsamen Kampf mit und für alle, die unter dem Schulsystem leiden!
Dieser Kampf kann allerdings nicht stattfinden, wenn alle getrennt voneinander streiken. Diesen Freitag sind beispielsweise gar nicht alle Beschäftigten an Schulen (zum Beispiel Sozialarbeiter:innen) zu dem Streik der GEW aufgerufen, da sie z.B. outgesourced und bei einem anderen Unternehmen angestellt sind. Auch wir Schüler:innen sind nicht aufgerufen, können und wollen aber als Jugend die Streiks unterstützen und mit anführen, um unsere Stimme laut zu machen.
Denn auch wenn die optimalen Bedingungen für jeden – Stichwort Chancengleichheit – zum Lernen bestehen würden, wären die politischen Krisen unserer Zeit nicht gelöst. Deswegen dürfen Streiks im Erziehungswesen sich nicht auf Forderungen nach den optimalen Lernbedingungen beschränken. Es braucht eine Politisierung des Kampfes im Erziehungssektor – für einen Kampf gegen die Inflation, Klimakrise und Krieg. Diese Krisen und Konflikte, die sich aktuell abspielen, lassen sich nämlich nicht trennen von der Arbeits- und Lebensrealität der Lehrer:innen und Schüler:innen. Wir sollen für unsere Arbeiten lernen, in dem Wissen, dass, wenn wir nichts ändern, der Klimawandel große Teile der Menschheit und auch uns auslöschen könnte? Wir sollen Hausaufgaben machen, obwohl wir wissen, dass unsere Eltern (und unsere Lehrer:innen) Angst haben vor dem Winter und den explodierenden Energiepreisen? Wir sollen Vokabeln auswendig lernen, während der deutsche Staat weiter Waffen in alle Welt verschickt, mit denen Kinder getötet werden? Wie sollen wir diesen Anforderungen gerecht werden, wenn die Krisen dieser Zeit weiter ignoriert werden. Der Streik für bessere Arbeitsbedingungen und für ein besseres Bildungssystem hängt mit all diesen Krisen zusammen.
Anstatt Mittel und Gelder in den Bildungssektor zu stecken für kleinere Klassen, für mehr Personal, für bezahlbare Wohnungs-, Energie-, und Lebensmittelpreise, rüstet die Koalition aus SPD, FDP und den Grünen die Bundeswehr mit 100 Milliarden Euro auf. Wir wollen aber keine neuen Panzer, sondern ein gutes Leben und eine gute Arbeit für uns und unsere Lehrer:innen.
Dafür gehen wir auf die Straße, nicht nur als Schüler:innen, sondern auch als Jugend, als Teil der Arbeiter:innenbewegung, die sich die hohen Preise nicht mehr leisten kann. Wir wollen gemeinsam mit ganz vielen anderen Teilen der Arbeiter:innenklasse gegen die Krise kämpfen. Wir glauben, dass es einen gemeinsamen Kampf verschiedener Sektoren braucht, in dem wir uns mit einem Programm gegen Krieg, Inflation und Krise gegen die Politik der Ampel stellen. Wenn Lehrer:innen, Schüler:innen, Gesundheitsarbeiter:innen, Metallarbeiter:innen und viele weitere gemeinsam auf die Straße gehen, können wir eine Kraft aufbauen, die die Angriffe von Regierung und Bossen auf uns abwehrt und endlich die Reichen und Konzerne für die Krise bezahlen lässt.
Komm mit uns zum Streik der GEW!
Freitag, den 25.11. um 11:00 Uhr
Berlin am Nordbahnhof