Streik bei Opel-Bochum!

11.09.2013, Lesezeit 5 Min.
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// Opel-Beschäftigte erkämpfen ihre Würde zurück //

Am Montag um 08:00 Uhr begann eine der längsten Belegschaftsversammlungen in der Geschichte des Opel-Werkes in Bochum. Dort hatten sich bis Dienstag um 1 Uhr Nachts 51 ArbeiterInnen gemeldet und ihre Position zu der Schließung des Werkes ab 2014 deutlich gemacht. In Folge der verräterischen Politik der IG Metall gab es keinen Widerstand gegen diesen harten Angriff auf das deutsche Industrieproletariat, das einen ihrer kämpferischsten Teile in dem Bochumer Opel-Werk hat, wie schon der „wilde“ Streik 2004 gegen Entlassungen bewiesen hatte. In den letzten Monaten gab es jedoch außer einigen symbolischen Aktionen nichts. Der riesige Angriff der KapitalistInnen der Mutterfirma General Motors, natürlich in besten Einvernehmen mit den Bossen hierzulande, wurde von den Gewerkschaften zu jedem Zeitpunkt hingenommen. Er bedroht neben den 3.400 Opel-ArbeiterInnen noch weitere 1.600 ArbeiterInnen auf dem Gelände und mit ZuliefererInnen aus ganz Nordrhein-Westfalen bis zu 45.000 Arbeitsplätze. BürokratInnen hoher und niedriger Ränge stimmten darin überein, dass es in den Verhandlungen nur um eine bessere Überführung nach der Schließung gehen kann.

Nun setzten die ArbeiterInnen ein eindeutiges Zeichen: Nach der Betriebsversammlung stimmten die rund 500 Anwesenden fast einstimmig dafür, in den spontanen Streik zu treten. 100 bis 140 ArbeiterInnen blieben daraufhin in der Fabrik und schränkten somit die Produktion zumindest teilweise ein. Nachdem am Morgen die Werksleitung die noch streikenden KollegInnen unter Druck setzte, wurde die Produktion ab 7 Uhr wieder komplett aufgenommen worden.

Die Gewerkschaft in Person von Betriebsrats-Chef Rainer Einenkel beharrte, anstatt sich hinter die mutigen Kolleginnen zu stellen, auf „den Weg der Verhandlungen“ mit den KapitalistInnen. Dies sind Verhandlungen der Niederlage. Noch steht offen, ob die Streikaktion mit Repression beantwortet wird. Deshalb gilt es sich heute mit den Opel-ArbeiterInnen zu solidarisieren und sich gegen jede Repression der Kämpfenden aussprechen! Das ist der richtige Weg: Streiken gegen die Schließung!

In ganz Europa ist die Automobilbranche von der Krise betroffen. Vor allem Unternehmen, die Klein- und Mittelklassewagen herstellen, wie französische und italienische Autofirmen müssen tiefe Einschnitte verbuchen. Die Bosse nutzen die Krise dazu, weitere Angriffe auf die Kernsektoren der ArbeiterInnenklasse vorzunehmen, um die Profitrate wieder „ins Lot“ zu bringen. Und das Kräfteverhältnis der Klassen gleich mit. So wurde besonders in Frankreich die Anzahl an IndustriearbeiterInnen drastisch gesenkt, in der Autobranche sollen 7.500 Stellen von Renault und 8.000 von PSA gestrichen werden. In der Fabrik von PSA in Aulnay wurde gegen die Entlassungen ein harter Streik geführt, der vier Monate andauerte. Die Streikenden suchten die Solidarität mit anderen Sektoren, die sich gegen Fabriksschließungen und Entlassungen wehrten und benutzen die Versammlung der Streikenden als Entscheidungsgremium.

Die weltweite Krise ist noch lange nicht vorbei und es steht fest, dass auch Deutschland, welches sich bisher als Profiteur der Krise mit der Unterwerfung der peripheren Länder wie Irland, Portugal und Griechenland profilieren konnte, die Auswirkungen der Krise stärker zu spüren bekommen wird und die Bourgeoisie auch hierzulande immer großflächiger die Kosten der Krise auf die Schultern der eigenen ArbeiterInnen ablagern wird. Bisher konnte – unter anderem wegen dem schon erfolgten historischen Angriff auf die Errungenschaften der ArbeiterInnenbewegung von SPD und Grünen mit Harz IV und der Agenda 2010 – ein weiterer Generalangriff in der Krise verhindert werden. Nichtsdestotrotz sollten wir uns auf härtere Auseinandersetzungen vorbereiten, Opel-Bochum ist nur eine davon.

Dazu müssen wir ein Programm aufwerfen, bei dem die KapitalistInnen, die VerursacherInnen, diejenigen sind, die die Kosten für die Krise ihres Systems bezahlen müssen. Dazu gehört als ein integraler Bestandteil die Forderung der Besetzung und Fortführung der Produktion unter ArbeiterInnenkontrolle von jeder Fabrik, die Massenentlassungen ankündigt oder schließt. Dies gilt auch für Opel, wo jede andere Forderung eine soziale Katastrophe und Massenarbeitslosigkeit für die Region bedeutet. Ein solcher Kampf muss auf eine entschädigungslose Verstaatlichung unter ArbeiterInnenkontrolle hinauslaufen.

Der Streik war ein erster Schritt, doch dürfen die Beschäftigten dort nicht stehen bleiben, sondern sie müssen ihre eigene kämpferische Tradition aufnehmen und sich von den ArbeiterInnen von PSA Aulnay inspirieren lassen. Es muss ein Kampfplan beschlossen werden, der die Fabrikschließung verhindert und andere kämpfende Sektoren miteinbezieht. Dabei müssen alle Entscheidungen von der Basis in Versammlungen getroffen werden. Nur eine solche Perspektive wird das Elend für die ArbeiterInnen verhindern und kann einen Kampf gegen die Prekarisierung aufnehmen.

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