Stoppt Trumps Abschiebeoffensive! Nieder mit dem Imperialismus in Lateinamerika und der Karibik!
Die neue Trump-Regierung droht mit Massendeportationen und einer neuen imperialistischen Offensive. Es braucht einen länderübergreifenden Zusammenschluss der Arbeiter:innen und Armen.
Wir veröffentlichen eine gemeinsame Erklärung von Left Voice aus den USA, der MTS aus Mexiko, der LTS aus Venezuela und der OSR aus Costa Rica – Organisationen, die Teil der Trotzkistischen Fraktion – Vierte Internationale (FT-CI) sind – während die neue Regierung von Donald Trump sich auf die Machtübernahme vorbereitet.
Donald Trump hat Migrant:innen den Krieg erklärt und droht mit Massenabschiebungen. Der ultrarechte Milliardär kam mit dem Versprechen einer einwanderungsfeindlichen Offensive an die Macht. Millionen von Menschen, die in den USA leben, studieren und arbeiten, sind von Massenabschiebungen, Repressionen und Kriminalisierung bedroht. Vom Posten des US-Präsidenten aus verstärkt Trump die rassistische Rhetorik der rechten Politiker:innen in Europa. Arbeiter:innen ohne Papiere in den USA und diejenigen, die einwandern, fliehen vor extremen Situationen, die durch den Imperialismus selbst geschaffen wurden. Die intensive imperialistische Durchdringung unserer Länder und die Politik unserer Regierungen verursachen und verschlimmern die Unsicherheit, Ausbeutung und Unterdrückung von Millionen von Menschen.
Sobald Trump an der Macht ist, wird er die extrem rechte Bewegung in Lateinamerika stärken, die bereits in mehreren Ländern an der Macht ist. Ihr berüchtigtster Vertreter ist Javier Milei, Präsident von Argentinien und persönlicher Freund von Trump. Er vertieft Unterordnung seines Landes unter den Internationalen Währungsfond (IWF), verstärkt die Ausbeutung und das Elend der arbeitenden Massen und will die Enteignung der Gemeinden zugunsten des Kapitals garantieren. In Ländern wie Honduras, Ecuador und Kolumbien haben Sparmaßnahmen, die vom IWF mit Zustimmung der Regierungen auferlegt wurden, die Menschen in extreme Armut gestürzt.
In Venezuela hatten die jahrelangen imperialistischen Sanktionen, das Ölembargo und die von Präsident Nicolás Maduro gegen die Arbeiter:innenklasse verhängten Sparmaßnahmen verheerende Folgen für die Lebensbedingungen der Menschen und führten zu millionenfachen Auswanderungen. In Mittelamerika und Mexiko – einer Region, die von Regierungen unterschiedlicher politischer Ausrichtungen stark militarisiert wurde – hat der vom Weißen Haus angeordnete „Krieg gegen die Drogen“ zu einer beispiellosen Gewalt geführt, von der in erster Linie Arbeiter:innen und Arme betroffen sind. In der Karibik leiden Arbeiter:innen seit Jahrzehnten unter imperialistischer Unterdrückung. Kuba liegt durch die US-Blockade wirtschaftlich am Boden. Arbeiter:innen in Puerto Rico leiden unter direkter US-Kolonialherrschaft. In Haiti hat die imperialistische und interventionistische Politik der USA zu einer Verschärfung des Elends des haitianischen Volkes und zu einer massiven Migrationswelle geführt, die eine echte humanitäre Katastrophe zur Folge hatte.
In ganz Lateinamerika plündern US-amerikanische und andere imperialistische Unternehmen unterstützt von einheimischen Kapitalist:innen und Landbesitzer:innen in jedem Land unsere natürlichen Gemeingüter, während die Gemeinden unter Trinkwasserknappheit leiden und mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben. Imperialistische Bosse häufen riesige Vermögen durch billige Arbeitskräfte an, während den Arbeiter:innen gewerkschaftliche Organisierung erschwert wird. Migrant:innen, die den prekärsten Teil der internationalen Arbeiter:innenklasse bilden, werden vom Rassismus der erstarkenden Rechten angegriffen, die versucht, die Arbeiter:innenklasse zu spalten. Dies soll erreicht werden, indem Migrant:innen zu Sündenböcken für die wirtschaftlichen Probleme der US-amerikanischen Arbeiter:innen gemacht werden.
Diese Millionen von Menschen haben Namen, Geschichten und Hoffnungen. Ihr Leben wurde durch ein immer gewalttätigeres, brutales System zerstört, in dem Menschenleben wertlos sind. Es sind junge Menschen, die nach besseren Lebensbedingungen suchen, Menschen, die mit ihren Kindern auf dem Rücken oder ohne ihre Kinder reisen und mit der Ungewissheit leben, ob sie ihre Eltern wiedersehen werden. Diese Millionen von Menschen, die kriminalisiert und als Kriminelle, Drogenhändler:innen oder Terrorist:innen stigmatisiert werden, sind besonders anfällig für Misshandlungen durch die Grenzpolizei, die Armee, Drogenhändler:innen, Menschenhändler:innen und Grenzbehörden aller Länder. Von der Kriminalisierung sind insbesondere Frauen und LGBTQI+-Personen betroffen, die bei der Migration Aggressionen aller Art und sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.
In den USA leben mindestens 11 Millionen undokumentierte Arbeitsmigrant:innen, die Steuern und Miete zahlen und unter anderem in der Landwirtschaft, im Dienstleistungssektor, als Hausangestellte, oder im Baugewerbe arbeiten. Schätzungsweise 5 Prozent der US-Arbeitskräfte sind undokumentiert. Allein in New York arbeiten täglich fast 400.000 Mexikaner:innen ohne Papiere in Bereichen mit hoher wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung. Sie kochen, pflegen, reparieren Brücken, bauen Häuser, studieren, bedienen Tische oder bewirtschaften das Land. Viele vermissen ihre Heimat und haben ihre Familien seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Diese Arbeiter:innen sind ein wesentlicher Bestandteil des wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens des Landes. Die Bosse erzielen mit der Arbeit von Migrant:innen riesige Gewinne, wie die Spaltung innerhalb der Bourgeoisie an der Einwanderungsfrage zeigt. Dennoch werden sie als Arbeiter:innen zweiter Klasse behandelt, ohne Rechte oder Arbeitsplatzsicherheit, und jetzt hängt die akut drohende Gefahr von Trumps Massenabschiebungen über ihnen.
Während die Kapitalist:innen die Einwanderung weiterhin nutzen wollen, um die Arbeitskraft der Migrant:innen auszubeuten und die Wirtschaft am Laufen zu halten, betonen wir die Bedeutung von Migrant:innen als Teil der multiethnischen Arbeiter:innenklasse des Kontinents. Wir kämpfen für ihre uneingeschränktes Rechte, und dafür, sie mit der gesamten Arbeiter:innenklasse zu vereinen, um gemeinsam gegen die Bosse und Ausbeuter zu kämpfen. .
Die neue Trump-Regierung verspricht, jährlich etwa eine Million Menschen abzuschieben. Dies wird das Leid noch vergrößern, das durch die reaktionäre Politik von Gouverneuren wie Greg Abbott in Texas verursacht wird. Dieser ließ Bojen mit Stacheldraht am Río Grande/ Río Bravo anbringen und die Grenzmauer verstärken, wodurch das Leben von Migrant:innen aktiv gefährdet wird.
Trump hat die einwanderungsfeindliche Politik seiner ersten Amtszeit noch verschärft. Damals förderte er die Trennung von Familien und stellte 2019 den Plan „Stay in Mexico“ („Bleib in Mexiko“) auf, nach dem Asylbewerber:innen auf mexikanischem Gebiet bleiben mussten. Während der Biden-Regierung schloss die US-Regierung Abkommen zur Förderung der „freiwilligen Rückführung“ mit El Salvador, Costa Rica und bald auch Panama.
Obwohl sie eine weniger brutale Rhetorik verwenden, arbeiten die Demokraten mit der extremen Rechten und den Republikanern zusammen, um Migrant:innen zu unterdrücken. Obama beispielsweise erhielt für seine Rekordzahl an Abschiebungen den Beinamen „Deporter in Chief“ („Abschiebechef“, in Anlehnung an den präsidialen Titel commander in chief). Und Präsident Biden versuchte, die „härtesten Grenzsicherheitsreformen, die wir je gesehen haben“, gegen den Anstieg der Migration an der Grenze durchzusetzen, was die Militarisierung vertiefte und der Grenzpolizei immer mehr Befugnisse gab.
Um seinen Drohungen freien Lauf zu lassen, macht Trump Migrant:innen für die prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen der US-amerikanischen Arbeiter:innen verantwortlich, die mit Inflation, steigenden Wohnkosten und Kaufkraftverlust konfrontiert sind. Hinzu kommt der Verlust von Arbeitsplätzen im Rahmen des NAFTA-Abkommens. In den letzten Jahrzehnten sind wichtige US-amerikanische Fertigungsindustrien wie die Automobilindustrie nach Mexiko abgewandert. Eine Tatsache, die Gewerkschaftsführer wie der Teamsters-Vorsitzende Sean O’Brien, der versucht, die US-Arbeiter:innen durch einen America-First-Diskurs näher an die Republikanische Partei heranzuführen, ausnutzen, um den Chauvinismus zu schüren. Aber in Wahrheit sind es dieselben Bosse, die Arbeiter:innen auf beiden Seiten der Grenze ausbeuten, und alle kapitalistischen Staaten, die sich darin einig sind, das zu fördern.
Derzeit wird der Laken-Riley-Act, der darauf abzielt, Migrant:innen weiter zu kriminalisieren und bereits im Repräsentantenhaus von Demokraten und Republikanern verabschiedet wurde, im Senat diskutiert. Das Gesetz sieht die sofortige Verhaftung und mögliche Abschiebung von Migrant:innen ohne Papiere vor, die geringfügiger Vergehen beschuldigt werden – darunter das „Verbrechen“, die Grenze ohne Papiere zu überqueren – und wird den Bundesstaaten mehr Autonomie einräumen, um ihre eigene einwanderungsfeindliche Politik zu stärken.
Wenn Massendeportationen Realität werden, könnten sie an der Grenze zwischen den USA und Mexiko zu einer schweren humanitären Krise führen. In wirtschaftlicher Hinsicht könnte es zu einem Rückgang der Überweisungen kommen, die Migrant:innen in ihre Heimat schicken. Diese Gelder sind für den Lebensunterhalt großer Teile der Bevölkerung in Mittelamerika (wo sie 25 Prozent des BIP ausmachen), der Karibik, Mexiko und verschiedenen Ländern Südamerikas von entscheidender Bedeutung – insbesondere in den am stärksten benachteiligten ländlichen Gebieten. Aber das ist nicht die einzige Bedrohung durch Trump.
Die Einstufung der Kartelle als internationale terroristische Organisationen ist eine weitere ernste Warnung, die, wenn sie befolgt wird, den Einsatz von US-Streitkräften – oder ihrer ferngesteuerten Waffen – südlich des Río Grande/ Río Bravo ermöglichen würde, eine Drohung, die der neue US-Präsident wiederholt ausgesprochen hat. Dies riecht nach Zynismus, da das „organisierte Verbrechen“ dank der Ermutigung und Beteiligung hochrangiger Beamter verschiedener mexikanischer und zentralamerikanischer Regierungen florierte.
Noch schlimmer ist, dass der US-Imperialismus nicht nur die Streitkräfte der Länder der Region, sondern auch die organisierte Kriminalität selbst mit Waffen beliefert. Die Waffen werden hauptsächlich aus Arizona, Kalifornien, New Mexico und Texas verkauft. Diese Geschäfte sind bereits seit der ersten Obama-Regierung bekannt, die von 2009 bis 2011 die Operation Fast to Furious beaufsichtigte. Die Schuld für die Opioidkrise Ländern in der Region zuzuschieben, ist Teil der fremdenfeindlichen Kampagne der extremen Rechten in den USA. In Wirklichkeit sind die großen Pharmakonzerne wie Johnson & Johnson, McKesson, Cardinal Health und AmerisourceBergen dafür verantwortlich. Laut einem Bericht der Stanford-Lancet-Kommission ist klar, dass diese Unternehmen die Opioidkrise in den 1990er Jahren ausgelöst haben, weil die „schlechte Regulierung der Pharma- und Gesundheitsindustrie eine Vervierfachung der Opioidverschreibungen aus Profitgründen ermöglichte“. Seitdem wird der sogenannte Krieg gegen die Drogen dazu benutzt, Militarisierung in den Ländern südlich des Río Grande/ Río Bravo zu rechtfertigen. Die wahren Opfer sind inzwischen die großen Bevölkerungsmehrheiten.
Trump hat auch signalisiert, dass er Kanada und Mexiko zu den 51. und 52. Bundesstaaten der Vereinigten Staaten machen will. Er schlug vor, den Namen des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika zu ändern. Er sagt, der Panamakanal sollte Eigentum des Imperialismus sein und Grönland – eine Kolonie Dänemarks – sollte von den USA aus „Gründen der nationalen Sicherheit“ annektiert werden. Die neue Trump-Regierung mit ihren Annexionsdrohungen und ihrem Rassismus repräsentiert die Doktrin des Manifest Destiny, neu aufgelegt im 21. Jahrhundert. In ihrem Bestreben, andere Gebiete zu erobern und auszubeuten, bringt sie die Brutalität der imperialistischen Dekadenz der USA in Zeiten des historischen Niedergangs ihrer globalen Vorherrschaft zum Ausdruck. Dieser Niedergang vollzieht sich in einer Weltlage, die von geopolitischen Spannungen geprägt ist – wie der sich verschärfenden Konkurrenz zwischen den USA und China, dem Völkermord in Palästina und der allgemeinen Instabilität, die durch die Lage im Nahen Osten und den Krieg in der Ukraine ausgelöst wird.
Damit nicht genug: Die Androhung von Strafzöllen von bis zu 200 Prozent auf mexikanische Exporte in die USA für den Fall, dass der Fentanylhandel und die irreguläre Migration nicht sofort eingestellt werden, hat die Automobil-, Agrar- und Lebensmittelindustrie in Atem gehalten, da sie alle von Vorleistungen und Rohstoffen mexikanischer Unternehmen abhängig sind. Mit dieser neuen protektionistischen Wende will sich die führende Weltmacht angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft, die durch den zunehmenden wirtschaftlichen und technologischen Wettbewerb mit China ausgelöst wurde, neu positionieren.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sich die Arbeiter:innenklasse und die Unterdrückten der Vereinigten Staaten, Mexikos, Mittelamerikas und Lateinamerikas auf diese erneute imperialistische Offensive vorbereiten.
Regierungschefs reagieren auf Trumps Getöse
In Mexiko erklärte Präsidentin Claudia Sheinbaum, eine führende Persönlichkeit der „späten Progressiven“ der Region: „Mexiko ist ein freies, unabhängiges und souveränes Land. Und wie ich bereits sagte: Wir koordinieren, wir arbeiten zusammen, aber wir ordnen uns niemals unter.“ Weite Teile der mexikanischen Bevölkerung unterstützen ihre Position. Doch während sich die mexikanische Regierung auf die Aufnahme von Hunderttausenden von Abgeschobenen vorbereitet, dienen die Nationalgarde, das Nationale Migrationsinstitut und die Streitkräfte des Landes als regelrechte Grenzpatrouille. Sie unterstützen die Militarisierung der nördlichen und südlichen Grenzen Mexikos und lösen die Migrant:innen-Karawanen auf, die aus dem Süden einreisen. Sie schikanieren diejenigen, die durch diese Region reisen – Menschen, die auch der Gewalt des organisierten Verbrechens ausgesetzt sind – und zerstören ihre Dokumente, einschließlich der Transit- und Arbeitserlaubnisse. Ziel ist es, die Bewegungsfreiheit von Migrant:innen zu behindern, die einen Traum verfolgen: nicht durch die Hand des organisierten Verbrechens oder der repressiven Kräfte eines Landes zu sterben und in den USA ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Das Gleiche gilt für den „fortschrittlichen“ Präsidenten Guatemalas, Bernardo Arévalo, der Migrant:innen zwar als „Helden“ bezeichnet, weil sie Geld nach Guatemala schicken, sich aber darauf beschränkt, den „Plan zur Rückkehr in die Heimat“ anzukündigen, um Zurückkehrende aufzunehmen. Er ergreift keine Maßnahmen gegen Trumps fremdenfeindliche Politik, sondern zieht es stattdessen vor, die Einwanderung aus Mittelamerika und der Karibik in die Vereinigten Staaten einzudämmen.
Die honduranische Präsidentin Xiomara Castro erklärte Anfang Januar:
„Angesichts der feindseligen Haltung, die auf Massenabschiebungen unserer Brüder abzielt, sollten wir eine Änderung unserer Kooperationspolitik mit den Vereinigten Staaten in Betracht ziehen, insbesondere im militärischen Bereich. Jahrzehntelang unterhalten sie Militärstützpunkte auf unserem Territorium, ohne einen Cent dafür zu bezahlen, die in diesem Fall jegliche Existenzberechtigung in Honduras verlieren würden.“
Sie bezog sich dabei insbesondere auf die Soto-Cano-Luftwaffenbasis, auf der mehr als eintausend US-Soldat:innen stationiert sind. Ihre Reaktion auf Trumps Drohungen kam für alle überraschend, da sie selbst das Militär entsandt hat, nachdem sie in Honduras den Ausnahmezustand ausgerufen hatte, was zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen durch die repressiven Kräfte führte. Ihre Antwort an Trump war jedoch schärfer als die Mexikos, was von der Leiterin der wichtigsten Enklave der Vereinigten Staaten in Mittelamerika von Bedeutung ist.
Diese Aussagen zeigen die Schwäche der US-Hegemonie und gleichzeitig das zusätzliche Gewicht der US-Schulden und -Interventionen sowie die Notwendigkeit, den inneren Frieden trotz Trump aufrechtzuerhalten. Ihre Reden können jedoch die massenhaften Abschiebungen von Arbeiter:innen nicht verhindern, die auf der Suche nach einem besseren Leben vor Gewalt und Armut in ihren Herkunftsländern fliehen.
Im Fall von Venezuela hat Maduro kürzlich nach einem skandalösen Wahlbetrug und diktatorischer Unterdrückung seine dritte Amtszeit als Präsident angetreten. „Möglicherweise werden wir eine Art [US-amerikanisches] Abkommen mit [Maduro] sehen, wenn dies bedeutet, dass mehr Menschen abgeschoben werden können und Venezuela Flüge für Abgeschobene akzeptiert“, sagte Ryan Berg, Leiter der Initiative „Future of Venezuela“, die Teil des Thinktanks „Center for Strategic and International Studies“ in Washington, D.C. ist. Wie wir bereits berichtet haben, hat Trump Venezuela „mit einer sehr harten Wirtschaftspolitik“ gedroht, die nichts anderes als härtere Sanktionen sein können, wenn die Zwangsabschiebungen nicht wieder aufgenommen werden. Sollte dies geschehen, wäre dies ein zutiefst reaktionärer Deal, bei dem Migrant:innen als Verhandlungsmasse benutzt würden.
Wir müssen Trumps imperialistischer Offensive widerstehen
Die Drohungen Trumps zielen nicht nur darauf ab, den Niedergang der US-Hegemonie zu verhindern: Sie zielen auch darauf ab, die multiethnische US-amerikanische Arbeiter:innenklasse gespalten zu halten. Mit der Idee „teile und herrsche“ gewann der Tycoon, der ab dem 20. Januar zum zweiten Mal das Weiße Haus bewohnen wird, die Präsidentschaftswahl. indem er erneut versprach, zu den USA zurückzukehren, bevor die Produktion in andere Länder verlagert wurde, und indem er Migrant:innen angriff, versucht er, die Arbeitsbedingungen der US-Arbeiter:innen prekärer zu gestalten. Er wird nicht nur die Bedingungen der Arbeiter:innenklasse zugunsten der Superreichen angreifen, sondern auch Gewerkschaften wie die United Auto Workers (UAW) – eine bedeutende Gewerkschaft in der Automobilindustrie, die sowohl Automobilarbeiter:innen als auch Beschäftigte anderen Sektoren, wie z. B. Universitäten, vertritt und Trump schon vor seinem Triumph bei den Wahlen im November 2024 gegenüberstand.
Die in der UAW organisierten Arbeiter:innen, die 2023 einen kraftvollen Streik in den drei großen Autofabriken organisierten, deren Führung erklärte, dass mexikanische Arbeiter:innen Freunde der US-amerikanischen Arbeiter:innen und dass ihre gemeinsamen Feinde die Bosse seien, müssen aktiv werden um Migrant:innen zu verteidigen. Von den Beschäftigten, die am Streik bei Amazon teilgenommen haben – einem Unternehmen, das viele Einwanderer:innen beschäftigt – und für ihre Arbeitsrechte, einschließlich des Rechts auf gewerkschaftliche Organisierung, gekämpft haben, bis hin zu den Jugendlichen, die auf dem Campus von Universitäten campierten, um die Beendigung der Beziehungen zum genozidalen Staat Israel zu fordern, Menschenrechtsverteidiger:innen und allen, die mit dem harten Vorgehen gegen Abtreibungsrechte und trans Rechte konfrontiert sind, müssen sich aktiv gegen Massenabschiebungen stellen. In Mexiko, Venezuela und Zentralamerika gibt es zahlreiche Berührungspunkte zwischen der Arbeiter:innenklasse, den Armen unserer Länder und den Arbeitsmigrant:innen in den USA. Beschäftigte im öffentlichen Sektor in der gesamten Region, die mit Arbeitsplatzunsicherheit und Geldmangel konfrontiert sind, befinden sich in einer ähnlichen Situation wie Beschäftigte im öffentlichen Sektor im Herzen des Imperialismus. Indigene Völker und Umweltschützer:innen, die sich gegen Extraktivismus und Megaprojekte wehren, haben dasselbe Anliegen. Es ist an der Zeit, unsere Stimme zu erheben und eine Welle der Unterstützung für die Migrant:innen zu organisieren, die in den USA leben, träumen und arbeiten, für diejenigen, die sich auf die schwierige Reise durch den Darien-Dschungel begeben, die das Meer überqueren und die einen schwierigen, von Gefahren geprägten Weg durch mexikanisches Gebiet auf sich nehmen.
Es ist unerlässlich, gegen die Militarisierung der Grenzen, für die vollen demokratischen und sozialen Rechte der Migrant:innen und gegen jegliche Kriminalisierung zu kämpfen. Wir müssen für die Abschaffung von Einwanderungsbehörden wie der US-amerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) und dem Nationalen Institut für Migration in Mexiko kämpfen, deren Hauptaufgabe darin besteht, Menschen zu terrorisieren, die ihre Heimatländer auf der Suche nach einem besseren Leben verlassen, und sie in einer Situation größerer Verwundbarkeit zurückzulassen, damit Unternehmen sie weiter ausbeuten können. Wir kämpfen für das uneingeschränkte Recht auf Gesundheitsversorgung, Bildung, Arbeit, Nahrung und Unterkunft für Migrant:innen, für gleiche Löhne für US-amerikanische und eingewanderte Arbeiter:innen, unabhängig vom Geschlecht, für das Recht auf automatischen Aufenthalt im Land ihrer Wahl sowie für alle politischen und sozialen Rechte.
Die Gewerkschaften, die sich gegen den Völkermord am palästinensischen Volk ausgesprochen haben, wie das Nationale Koordinierungskomitee der Bildungsarbeiter:innen und die Gewerkschaft der UNAM-Arbeitnehmer:innen in Mexiko, haben eine Ehrenpflicht gegenüber den Migrant:innen und müssen sich an die Spitze des Kampfes gegen Massendeportationen stellen. Sie müssen freien Transit durch alle Länder der Region und die oben genannten Rechte fordern und die von den Regierungen unserer Länder geförderte Komplizenschaft und Kollaborationspolitik anprangern.
Es sind die Arbeiter:innen, die der größten Gefahr durch die drohenden Zölle gegen Mexiko und Kanada ausgesetzt sind. Handelsspannungen sind eine Gelegenheit für Geschäftsleute und Unternehmen, Arbeiter:innenrechte einzuschränken, Löhne zu kürzen und so die Prekarität der Arbeiter:innenklasse auszuweiten. Ebenso führt die Einführung von Zöllen zu höheren Preisen, was sich auf den Preis von Waren und Dienstleistungen auswirkt, die von Arbeiter:innen gekauft werden.
Arbeiter:innenorganisationen südlich und nördlich des Río Bravo/ Río Grande müssen sich gegen den Zollkrieg stellen. Weit entfernt von jeglicher Diskussion über nationale Einheit mit denen, die die Interessen des Großkapitals verteidigen, ist es notwendig, eine klar antikapitalistische Perspektive zu entwickeln. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass wir in jedem Land gegen die herrschenden Klassen kämpfen, die uns unterdrücken und ausbeuten. Sie sind die wahren Feinde, die von unserer Ausbeutung profitieren und Fremdenfeindlichkeit und Rassismus fördern. Vielmehr ist es notwendig, die Einheit der Arbeiter:innenklasse und der Unterdrückten zu verteidigen, mit der Perspektive, Arbeiter:innenregierungen zu schaffen, die Bastionen des Kampfes gegen den Imperialismus auf kontinentaler und globaler Ebene sind. Nur wenn die Arbeiter:innenklasse und die Unterdrückten die Macht übernehmen und die imperialistischen Grenzen, die uns trennen, zerstören, können wir eine integrierte Perspektive für die Planung der regionalen Wirtschaft zum Wohle der Massen und für die politische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Integration der Bevölkerung der Region in einer Föderation Vereinigter Sozialistischer Staaten von Nordamerika, Mittelamerika und der Karibik vorantreiben.
Wie Leo Trotzki in seinem Artikel „Wenn Amerika kommunistisch werden sollte“ argumentierte, wäre ein triumphaler Aufstand der Ausgebeuteten und Unterdrückten eine enorme Waffe für den antiimperialistischen Kampf in ganz Lateinamerika und der Karibik sowie für den Rest der Welt. Es wäre die raueste aller poetischen Darbietungen, ein Instrument, das mit einer vielversprechenden Zukunft für die gesamte Menschheit beladen ist, in der eine Rätedemokratie, die von der Arbeiter:innenklasse in die Praxis umgesetzt wird und die städtischen Armen und alle unterdrückten Teile der Gesellschaft anführt, entscheiden könnte, was, wie viel, wann und wo produziert werden soll. Diese Möglichkeit übersteigt bei Weitem die Zaghaftigkeit der partizipativen Demokratie, die nur Entscheidungen über winzige Budgets zulässt, während die Diktatur der Konzerne in Fabriken und Dienstleistungsbranchen wie Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung fortbesteht.
Aus dieser Perspektive könnten wir für die Umstellung der gigantischen nordamerikanischen Wertschöpfungskette kämpfen. Wir könnten für eine Vertiefung der Integration zwischen Kanada, den Vereinigten Staaten und Mexiko kämpfen. Nicht für die Profite von CEOs und Unternehmen, sondern um die Güter und Dienstleistungen zu produzieren, die zur Befriedigung der Bedürfnisse der Massen erforderlich sind – Wasser, gesunde Lebensmittel, Wohnraum, Kleidung, Gesundheit, Bildung, Telekommunikation und Freizeit. Wir könnten dafür kämpfen, dass alle Menschen im erwerbsfähigen Alter dies unter würdigen Bedingungen tun, mit einer reduzierten Arbeitszeit, um Zeit für körperliche Aktivität, Freizeit und Bildung zu haben.
Die wirtschaftliche Ausbeutung Zentralamerikas durch die USA verbindet auch das Schicksal der zentralamerikanischen Staaten mit den Wertschöpfungsketten Nordamerikas. Um wirklich unabhängig zu sein, müssen die zentralamerikanischen Staaten mit dieser wirtschaftlichen Abhängigkeit brechen und Land von den großen Landbesitzer:innen und Unternehmen enteignen, die die Natur und die Menschen zerstören, Gemeinden verarmen lassen und Städte gentrifizieren.
Auf dieser Grundlage ist es möglich, mit der Kraft und den Fähigkeiten der Arbeiter:innenklasse die Industrie- und Energieproduktion so zu planen, dass die Umwelt erhalten bleibt und zur Erholung der durch Extraktivismus und Industrieunfälle, einschließlich Ölverschmutzungen, geschädigten Ökosysteme für künftige Generationen beigetragen wird. In der landwirtschaftlichen Produktion wäre der Einsatz von Agrochemikalien nicht mehr notwendig, und die unglaublich prekäre Arbeit von Millionen von Tagelöhnern könnte abgeschafft werden. Die landwirtschaftliche Produktion könnte das Modell der Überbevölkerung und der industriellen Produktion hinter sich lassen, das die ökologischen Bedingungen schafft, die die Übertragung von Viren von Tieren auf Menschen begünstigen, und Modelle übernehmen, die Umweltstörungen minimieren. Kinder und Jugendliche in der gesamten Region könnten Zugang zu Grund-, Mittel- und Hochschulbildung erhalten.
Dieser Horizont erfordert in erster Linie die Entwicklung von Antiimperialismus und Internationalismus, insbesondere in den USA in den Reihen der Arbeiter:innenklasse, da, wie Karl Marx sagte, kein Volk frei sein kann, wenn es ein anderes unterdrückt. Dies ist auch in Mexiko und in jedem Land Mittel- und Südamerikas der Fall, wo die Rechte und die extreme Rechte Fremdenfeindlichkeit und Rassismus fördern.
Auf dieser Grundlage können wir eine Gesellschaft aufbauen, in der jeder Mensch selbst entscheiden kann, wo er leben, sich ausbilden lassen und arbeiten möchte, und so zur Entwicklung einer Gesellschaft freier assoziierter Produzent:innen – zum Sozialismus – beitragen kann. Dies ist die einzige Gesellschaft, die dem Elend des Kapitalismus ein Ende setzen und die vollständige Entwicklung der Menschheit ermöglichen kann.