Stoppt die Arbeitsplatzvernichtung und Lohnkürzungen in der Autoindustrie
Die Konzernspitzen von VW und Ford wollen die Kosten der Krise auf die Beschäftigten abwälzen, die Gewerkschaftsführung kommt ihnen entgegen. Doch das kann verhindert werden.
Nach VW hat nun auch der US-Autohersteller Ford eine massive Entlassungswelle in Deutschland angekündigt. Beim Ford-Werk in Köln sollen bis 2027 2.900 Stellen gestrichen werden – fast ein Viertel der insgesamt 13.000 Stellen. Die Kürzungen hätten aber auch über Ford hinaus negative Auswirkungen auf die Angestellten von Zulieferbetrieben und die gesamte Region.
Die Ansage des Managements bricht eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat, nach der betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 ausgeschlossen sein sollten. Aufgrund dieser Vereinbarung strich Ford in der letzten Kündigungswelle 3.000 Stellen in der Forschung und Entwicklung, aber ließ die Stellen in der Produktion unangetastet. Doch nun sollen gemäß der Konzernspitze entgegen aller Vereinbarungen auch die Fabrikarbeiter:innen für den Rückgang der Nachfrage zahlen. Der Betriebsrat des Kölner Werks verurteilte den Stellenabbau als „rücksichtsloses Vorgehen des Konzerns“ und kündigte „erbitterten Widerstand“ dagegen an.
Auch das VW-Management droht schon länger mit Stellenabbau und Werksschließungen (wir berichteten). In der dritten Tarifrunde, die gestern stattfand, schlug die Führung der IG Metall zusammen mit dem Betriebsrat einen Plan vor, um Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern – ohne Erfolg. Doch selbst wenn sich die Konzernspitze auf den Plan der Gewerkschaftsführung eingelassen hätte, wäre das kein Erfolg für die Arbeiter:innen gewesen. Sie hätten insgesamt auf 1,5 Milliarden Euro ihrer Löhne verzichten müssen, um im Gegenzug zeitlich begrenzte Garantien für Standorte und Beschäftigung zu erhalten. Die Arbeiter:innen sollen also gemäß der Gewerkschaftsführung mit weniger Lohn weiterarbeiten, während der Konzern noch letztes Jahr 4,5 Milliarden Dividenden an die Aktionär:innen ausschüttete fürs Nichtstun. Dass auf solche Garantien der Konzernleitung kein Verlass ist, beweist das Beispiel von Ford eindrücklich.
Begründet werden die Entlassungen und Werksschließungen mit dem schlechten Absatz von E-Autos auf dem deutschen Markt. Die Antwort der Gewerkschaftsführung läuft darauf hinaus, die Arbeiter:innen für die Launen des Marktes zahlen zu lassen. Währenddessen fordert die SPD-Fraktion im NRW-Landtag eine E-Auto-Prämie und mehr Ladesäulen, um die Nachfrage anzukurbeln. Doch auch das kann keine nachhaltige Lösung sein. Sie würde das Problem bestenfalls um ein paar Jahre hinauszögern – ganz zu schweigen von den klimaschädlichen Folgen, die die Produktion von E-Autos mit sich bringt, wie wir in diesem Artikel ausführlich aufzeigen.
Es gibt jedoch eine Alternative zu diesen beiden Sackgassen: Die Enteignung unter Arbeiter:innenkontrolle. Die Arbeiter:innen müssen Einsicht in die Geschäftsbücher fordern, um die Behauptungen der Manager:innen unabhängig überprüfen zu können. Schließende Betriebe müssen enteignet werden, damit die Arbeiter:innen selbst bestimmen können, was und wie produziert wird. So könnte die Produktion längerfristig von klimaschädlichen E-Autos auf Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr und andere zukunftsweisende Technologien umgestellt werden. Eine Enteignung finanziert mit dem Vermögen von Großaktionär:innen und Inhaber:innen würde es auch ermöglichen, die Arbeitszeit zu reduzieren bei vollem Lohnausgleich, um Schließungen und Entlassungen zu verhindern. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist die Keramikfabrik Zanon in Argentinien, die seit 23 Jahren unter Selbstverwaltung der Arbeiter:innen steht.
Diese Forderungen, die den Weg aus der Krise weisen können, werden aber nie von der Gewerkschaftsführung aufgegriffen werden, da sie damit ihre eigenen privilegierten Positionen in Gefahr bringen würden. Stattdessen braucht es jetzt Versammlungen in allen Betrieben der Autoindustrie, um über solche Forderungen zu diskutieren und einen branchenweiten Generalstreik zu planen. Denn nur wenn die Kampfkraft der gesamten Branche ausgeschöpft wird, kann sie den Sparplänen der Geschäftsführung Einhalt gebieten. Ende November endet die Friedenspflicht und die ersten Streiks werden voraussichtlich am 1. Dezember starten. Um sie zum Erfolg zu führen, braucht es einen Kampfplan zum Erhalt aller Arbeitsplätze ohne Lohnverzicht.