Stephen Hawking, theoretischer Physiker und Kapitalismuskritiker, heute gestorben

14.03.2018, Lesezeit 3 Min.
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Mandatory Credit: Photo by REX/Shutterstock (4451661a) Professor Stephen Hawking Professor Stephen Hawking at the Centre of Applied Maths and Theoretical Physics, Oxford, Britain - 12 Apr 2013

Stephen Hawking warnte uns: Wir sollten keine Angst vor Robotern haben, sondern vor dem Kapitalismus. Heute ist der Wissenschaftler mit 76 gestorben.

Stephen Hawking war einer der einflussreichsten Wissenschaftler*innen der heutigen Welt. Er entwickelte nicht nur Theorien über schwarze Löcher und den Urknall, sondern erklärte die Astrophysik für ein Massenpublikum. Mehr als zehn Millionen Menschen haben „Eine Kurze Geschichte der Zeit“ gekauft. Hawking schaffte all das trotz einer Erkrankung mit ALS.

Wir wollen an dieser Stelle aber nicht nur an seine wissenschaftliche Leistungen erinnern, die zur Genüge von der bürgerlichen Presse gewürdigt werden. Hawking war auch lebenslanger Gegner der verbrecherischen Kriege des Imperialismus. Er protestierte gegen die Angriffskriege in Vietnam oder im Irak. (Ein Foto, das ihn bei einer Demonstration gegen den Vietnam-Krieg im Jahr 1968 zeigen sollte, ist allerdings falsch beschriftet.) In den letzten Jahren hat sich Hawking der BDS-Kampagne gegen die israelische Besatzung angeschlossen.

Hawking war – so wie viele Menschen, die sich über die unvorstellbar langen Zeiten des Universums Gedanken machen – ein ausgesprochener Kritiker der aktuellen kapitalistischen Gesellschaftsform.

Zum Beispiel in einer Diskussion auf Reddit im Jahr 2015 ging es um die künstliche Intelligenz. Von den Herrschenden wird ständig Panik erzeugt, dass Roboter uns die Arbeit wegnehmen werden. Hawking machte klar: wir sollen uns nicht um die Roboter Sorgen machen, sondern viel mehr um den Kapitalismus:

Wenn Maschinen all das herstellen, was wir brauchen, wird das Ergebnis davon abhängen, wie diese Dinge verteilt sind. Jede*r kann ein Leben voll luxuriösen Müßiggangs führen, wenn der von den Maschinen produzierte Wohlstand geteilt wird, oder aber die meisten Menschen könnten erbärmlich arm werden, wenn die Besitzer*innen der Maschinen erfolgreich gegen eine Verteilung des Wohlstands vorgehen. Bisher geht der Trend eher zur zweiten Option, und die Technologie treibt die immer größere Ungleichheit voran.

Ja, der Fortschritt der Technologie macht es zunehmend möglich, dass ausnahmslos alle Menschen auf der Erde ein angenehmes Leben führen können. Es ist nur der Privatbesitz an Produktionsmitteln, der uns daran hindert, den technologischen Fortschritt zu genießen. Stattdessen werden wir zu längeren Arbeitszeiten und Existenzängsten verdammt.

Wenn die Menschheit nicht nur überleben, sondern auch ferne Sonnensystem erforschen will – ein Traum von Hawking –, dann müssen wir den Kapitalismus so schnell wie möglich überwinden. Hawking wird das nicht mehr erleben. Aber er wird viele Menschen inspiriert haben, die für eine rationalere Welt kämpfen werden.

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