Sozialismus oder (Klima-)Barbarei
Der Bericht des Weltklimarats heizt die Debatte über die Bekämpfung des Klimawandels an. Innerhalb der nächsten neun Jahre braucht es eine gewaltige Veränderung, ansonsten drohen katastrophale Folgen. Doch dieser Kampf kann in einem kapitalistischen System nicht erfolgreich geführt werden.
Starkregen und Hochwasser in Deutschland, verheerende Waldbrände in ganz Südeuropa, Hitzewellen in Nordamerika – das ist nur eine knappe Zusammenfassung der Extremwetterereignisse, die dieses Jahr über uns hereingebrochen sind.
Was bisher bereits bekannt war, wurde gestern mit der Veröffentlichung des sechsten IPCC-Berichts noch einmal erschreckend deutlich: der menschengemachte Klimawandel ist real und nimmt jetzt erst richtig Fahrt auf. Die globale Durchschnittstemperatur liegt derzeit um etwa 1,1 Grad höher als im vorindustriellen Zeitalter und bereits jetzt sind die Ausmaße des Klimawandels global zu spüren.
Das 2015 verabschiedete Pariser Klimaabkommen sieht eine Begrenzung der Temperaturerhöhung von weniger als 2 Grad Celsius vor. Wirft man einen Blick in den Bericht des Weltklimarats, wird klar, dass diese Schwelle schneller erreicht sein wird als gedacht.
Der Bericht prognostiziert eine Erhöhung der Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad Celsius allerspätestens für das Jahr 2040, wohl eher Anfang der 2030er Jahre. Wie sich das auf unser Wetter auswirken wird, lässt sich ebenfalls voraussagen. Die Extremwetterereignisse werden sich häufen, die Waldbrände werden intensiver sein und länger andauern, es wird öfter zu Starkregen kommen und gleichzeitig werden sich andernorts die Dürren und Hitzewellen häufen. Statt, wie es früher war, durchschnittlich einer Hitzewelle in 50 Jahren wird es zu einer Hitzewelle pro Jahrzehnt kommen.
Laut UN-Generalsekretär António Guterres hängt „[d]ie Lebensfähigkeit unserer Gesellschaft [..] davon ab, dass Führungskräfte in Politik, Unternehmen und der Zivilgesellschaft geeinigt hinter politischen Vorgaben, Maßnahmen und Investitionen stehen, die den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen“.
Kampf gegen Klimawandel heißt Kampf gegen Kapitalismus
Doch entgegen der Worte von Guterres kann die Lebensfähigkeit unserer Gesellschaft eben nicht von Führungskräften, Politiker:innen und Unternehmen abhängen. Denn der Klimawandel kann innerhalb des kapitalistischen Systems nicht gestoppt werden und die Unterstützer:innen des Kapitalismus werden folglich auch nichts dagegen unternehmen, diesen zu überwinden.
Der Kapitalismus ist als System auf konstante, immer weiterwachsende Ausbeutung der Natur angewiesen, um zum einen Rohstoffe zu Waren und damit zu Profiten zu machen, andererseits die Umwelt zu einer riesigen Müllhalde für Abfälle aus Produktionsprozessen zu machen. Die Notwendigkeit des stetigen Wachstums lässt die komplexen Kreisläufe der Natur an ihre Grenzen kommen, bis sie völlig und ohne Möglichkeit auf Wiederherstellung zerstört werden.
Wenn nach Meldungen wie der des Weltklimarates von gestern die eine Umgangsstrategie des Kapitalismus mit dem Klimawandel, ihn nämlich schlichtweg zu leugnen, nicht mehr greift, wird zur zweiten Strategie gegriffen – das Märchen vom “grünen” oder “nachhaltigen” Kapitalismus.
Kapitalismus, der auf internationale Abkommen setzt, die eine Farce sind und eine partielle und begrenzte Umstellung der Produktionssysteme vorschlagen, während sie das Modell der kapitalistischen Akkumulation und Ausbeutung stärken.
Sie prangern die globale Erwärmung an und einigen sich auf kostspieligen Klimagipfeln auf Umweltschutzmaßnahmen, Kontrollen und große Emissionsminderungsziele, die immer schon nichts anderes waren als diplomatische Dokumente ohne große praktische Folgen.
Gleichzeitig schlagen sie vor, Entschädigungen vorzunehmen, die Produktion von Giftstoffen und die Zerstörung natürlicher Ressourcen zu begrenzen und neue „weiche“ Technologien zu entwickeln, wobei sie gleichzeitig argumentieren, dass dies eine neue Quelle für Wirtschaftswachstum sei, damit die kapitalistischen Unternehmen saftige Gewinne erzielen können.
Aus der internationalen Erklärung der Trotzkistischen Fraktion für die Vierte Internationale (FT-CI) angesichts des globalen Klimastreiks 2019.
Unsere Zukunft statt ihren Profiten
Meldungen wie die von gestern machen Angst. Zu wissen, dass der Planet, auf dem wir leben noch viel schneller als gedacht so irreversibel zerstört wird, sodass große Teile davon unbewohnbar werden und immer mehr Naturkatastrophen die Leben von Menschen auslöschen werden, ist verdammt beunruhigend und lassen einen schnell verzweifeln.
Doch auch wenn die Angst, die viele gerade junge Menschen jetzt vor ihrer Zukunft haben, berechtigt ist, ist die Situation noch nicht ausweglos. Denn wenn wir verstanden haben, dass die einzige Rettung, die uns bleibt, ein Systemwandel weg vom ausbeuterischen Kapitalismus ist, können wir unsere Angst und Wut dafür nutzen, diesen Wandel umzusetzen.
Wir müssen uns dagegen organisieren, dass einige Wenige gigantische Profite machen, während sie für ihre zerstörerische Profitgier das Leben von uns allen aufs Spiel setzen. Die Lösung für die Klimakrise kann nicht aus dem ausbeuterischen System heraus entstehen, das sie verursacht hat – unsere einzige Möglichkeit ist deshalb, gemeinsam für ein System zu kämpfen, in dem unsere Zukunft mehr wert ist als Profite.
Mehr über unser Notfallprogramm gegen den Klimawandel findest du in unserem Manifest der Trotzkistischen Fraktion für die Vierte Internationale: “Der Kapitalismus zerstört den Planeten, lasst uns den Kapitalismus zerstören”. Wenn du mit den strategischen Vorschlägen überein stimmst, schreib gerne eine Mail an info@klassegegenklasse.org oder kontaktiert uns via Social Media auf Instagram, Facebook oder Twitter und lass uns darüber diskutieren, wie wir gemeinsam aktiv werden können.