So zensieren Facebook, Instagram und co. Das kannst du dagegen tun.

19.03.2021, Lesezeit 6 Min.
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Shutterstock / Fotograf:in: ulyana_andreeva

In den letzten Tagen haben einige politische Influencer:innen davon berichtet, dass sie zensiert werden. Auch wir sind davon betroffen und wollen in diesem Artikel erläutern, welche Hintergründe sogenannte Shadowbans haben und was man dagegen tun kann.

In viele Seiten auf Instagram, Facebook und Twitter wird sehr viel Arbeit gesteckt und wertvolle Inhalte erstellt, die Nutzer:innen der Plattformen nicht nur aufklären sollen, sondern auch politisch aus ihrer Isolation holen und eine Perspektive bieten. Im Optimalfall erreicht man viele Menschen über Hashtag, Suchergebnisse und die Explore-Seite (eine Vorschau der Suche). Zuletzt wurde genau das massiv eingeschränkt und die Reichweite von einigen Seiten ist krass eingebrochen. Einige Influencer:innen haben angefangen, etwas kryptisch zu schreiben. Beispielsweise aus “rechtsextrem” wird so “rechts3trem”, um eben nicht als politischer Inhalt erkannt zu werden. Wir wollen uns an der Stelle mit den Hintergründen dieser Zensur auseinandersetzen und auch eine Trennlinie zu Verschwörungstheorien ziehen.

Was ist ein Shadowban?

Die Bezeichnung “Shadowban” gibt es seit dem Aufkommen des Web 2.0 um 2005. Damals wurden in Foren Kommentare von Nutzer:innen so eingeschränkt, dass die Person sie zwar noch selbst sehen kann, aber niemand anderes mehr. So bleibt die Zensur unsichtbar und es ist deutlich schwerer, dagegen vorzugehen. Dieses Konzept wurde mittlerweile verfeinert und ausgebaut. Unsere Instagram-Beiträge werden von nur 2 bis 5 %, die uns noch nicht folgen, gesehen, während es vor einigen Monaten noch 20-70 % waren. Das könnte man mit schlechtem Inhalt erklären, aber unsere Engegement-Rate (Interaktionen pro 100 Views) ist gleich geblieben. Auch andere Seiten, die sich mit politischem Tagesgeschehen, Sexarbeit, Klimaaktivismus usw. beschäftigen, berichten von Einschränkungen in ihrer Reichweite.

Later.com, eine Seite, die sich mit Social Media auseinandersetzt, behauptet, dass Instagram nicht die Reichweite für die Menschen blockiert, die einem schon folgen, aber Beiträge vor Nutzer:innen versteckt, die einem noch nicht folgen. Das sieht man vor allem an Hashtags. Wir können das nur bestätigen. Politische Inhalte funktionieren nicht so gut in Hashtags, auch wenn sie deutlich mehr Likes, Saves und Kommentare haben als andere Beiträge, die dort auftauchen. Wenn man berücksichtigt, wie wichtig Hashtags, die Explore-Seite und die Suche sind, um entdeckt zu werden, kann man schon von einem Shadowban sprechen.

Aber kann man das nachweisen? 

Leider kann man das nicht wirklich nachweisen. Es gibt einige Indizien und Beweise, aber nichts Konkretes. Instagram behauptet auch, man bräuchte eine gute Brandingstrategie und sollte sich nicht darauf fixieren. Dahinter könnte ein wahrer Punkt liegen: Politische Inhalte eignen sich nicht besonders gut, um Werbung zu schalten. Es geht schließlich in erster Linie um politische Organisierung und nicht darum, irgendwelche Produkte zu verkaufen. Gleichzeitig führen viele Beiträge weg von Instagram, was der Algorithmus natürlich merkt und berücksichtigt. Um mehr Geld zu verdienen, versuchen solche Plattformen Nutzer:innen möglich lang auf ihrer Plattform zu halten, damit sie sich möglichst viel Werbung ansehen, durch die Instagram, Facebook und co. Geld verdienen.

Unsere Genoss:innen in Argentinien konnten zwischenzeitlich gar keine Beiträge mehr teilen, was aber nicht nur politischen Inhalt betroffen hat. Welche Funktionen funktionieren und welche nicht, ist vollkommen willkürlich. Zuletzt haben wir die 10.000 Abos auf Instagram, was es erst möglich gemacht hat, Beiträge in der Story zu verlinken. Instagram deaktiviert diese Grundfunktion des Internets um wie oben beschrieben, Menschen länger auf der Plattform zu halten. Auch das ist Zensur, denn die Meinungsfreiheit von Menschen mit weniger Abos wird drastisch eingeschränkt.

Instagrams Mutterkonzern Facebook war auch bei der ersten Wahl Trumps in einen Datenskandal um Cambridge Analytica verwickelt, bei dem auf unlautere Weise Trumps Wahlkampf mithilfe von Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzer:innen unterstützt wurde. CEO Mark Zuckerberg musste deshalb auch vor dem Kongress aussagen und sich entschuldigen. Es kann gut sein, dass Facebook, welches WhatsApp und Instagram besitzt, generell politischen Inhalt in ihrem Algorithmen niedriger eingestuft, um solche Fälle in Zukunft zu vermeiden.

Wir wollen keine falschen Behauptungen aufstellen und am Ende noch in Verschwörungstheorien abdriften, aber man muss sich schon klar darüber sein, dass es politische Zensur gibt und diese, wie oben beschrieben, eng mit den Profitinteressen zusammenhängen könnten. Weil man das alles nicht nachweisen kann, fordern wir, dass alle Geschäftsbücher und Algorithmen offen gelegt werden. Unabhängige Komitees aus Nutzer:innen, Expert:innen und Arbeiter:innen müssen diese eigenständig prüfen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Das kannst du dagegen tun

Solange es keine demokratische Kontrolle für Soziale Medien gibt, haben wir keine Garantie, dass unsere Seiten nicht gelöscht werden. Um dem ein bisschen vorzubeugen, freuen wir uns, wenn du uns auf Telegram folgst, um ein Stück weit unabhängiger von Facebook und Instagram zu sein.

Mit unsere Seite wollen wir Anklagen von Arbeiter:innen veröffentlichen und Menschen, die von Rassismus, Sexismus, Behindertenfeindlichkeit, Jugendunterdrückung betroffen sind, eine Stimme geben, die in der bürgerlichen Presse kein Gewicht finden. Wir wollen auch politische Antworten darauf liefern und strategische Debatten führen, wie wir es schaffen, uns selbst zu organisieren, wie wir mit dem Verrat durch politische Führungen umzugehen haben und wir letztendlich eine Internationale aufbauen, die ihren Namen auch wirklich verdient. All diese Anklagen und strategischen Debatten bleiben aber unsichtbar, wenn sie zensiert werden.

Deshalb geben wir uns nicht damit zufrieden, uns nur auf irgendwelche vermeintlichen Alternativen zurückzuziehen, sondern werden weiter überall aktiv bleiben. Umso wichtiger ist es deshalb, dass ihr unsere Beiträge teilt, liket und speichert. Aktiviert auch die Benachrichtigungen über die Glocke auf unserer Seite (siehe Screenshot-Anleitung). Schreibt uns auch gerne, was wir an unserer Arbeit und unserem Dialog verbessern können.

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Stoppt die politische Zensur auf Instagram! Instagram muss endlich transparent werden und alle Geschäftsbücher öffnen!

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